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0653 - Stirb, wenn du kannst!

0653 - Stirb, wenn du kannst!

Titel: 0653 - Stirb, wenn du kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auch noch die andere Entität, von der der Tod noch nicht wußte, was er von ihr halten sollte -die wenigen Sekundenbruchteile, während der er ihre Anwesenheit gespürt hatte, zeigten ihm, daß das Wesen eigentlich gar nicht wirklich lebte, sondern mindestens doppelt tot sein mußte.
    Das wollte er ergründen.
    Aber nicht jetzt, sondern später. Eine kleine Pause würde den Feind verwirren, der sicher nach dem Urheber des Geschehens suchen, ihn dann aber nicht finden würde… Und in der Zwischenzeit konnte der Tod anderswo zuschlagen.
    So ging er an einen Ort, an dem sich ebenfalls Lebewesen befanden, die zum Umfeld des Hauptopfers gehörten.
    Dabei war er so schnell wie ein Gedanke.
    ***
    Zamorra wartete darauf, daß die Verbindung zustande kam. Er wollte Hilfe anfordern. Was hier passierte, war nicht normal. Er benötigte einen Teil seiner Ausrüstung, wenigstens.
    Das Problem war: höchstwahrscheinlich war der Rolls-Royce nicht mehr fahrbereit. Also mußte derjenige, der die Ausrüstung per Regenbogenblumen hierher brachte, zu Fuß von Spooky-Castle zur Llewellyn-Burg kommen.
    Das war bei Dunkelheit schwer zumutbar.
    Deshalb dachte Zamorra daran, Fooly herbeizubitten. Der Drache konnte immerhin fliegen. Und er besaß neben seiner Tolpatschigkeit und seiner großen Klappe ein paar eigenartige magische Fähigkeiten, die möglicherweise von Nutzen sein konnten.
    Das Problem war, daß Fooly möglicherweise ein wenig ausrastete. William war so etwas wie sein »Adoptivvater«, nachdem Foolys Eltern von den Unsichtbaren ermordet worden waren und dem gerade mal ein wenig über hundert Jahre zählenden Jungdrachen die Heimkehr ins Drachenland verwehrt war, solange er nicht erwachsen wurde -und das konnte noch ein paar Jahrhunderte dauern.
    Aber Zamorra mußte das Risiko eingehen, daß Fooly, vorsichtig ausgedrückt, etwas ungewöhnlich reagierte, wenn er erfuhr, daß seinem »Adoptivvater« etwas zugestoßen sein könnte. Wichtig war, dem Phänomen an sich zu Leibe zu rücken.
    Und nun kam die Telefonverbindung nicht zustande…
    Vor zwanzig Jahren noch hätte Zamorra das lange Warten als fast normal angesehen. Damals liefen Auslandsverbindungen über Kabel oder die ganz wenigen Satelliten im Orbit. Heute gab es Hunderte von Satelliten, und Verbindungen selbst zur anderen Seite der Welt kamen innerhalb kürzester Zeit zustande. Hier indessen dauerte es.
    Zamorra begann sich zu fragen, ob er die richtige Ziffernfolge gewählt hatte. Es handelte sich noch um eines der alten Drehscheibentelefone mit ihrer vorsteinzeitlichen Technik, die zumindest im Nachbarstaat Deutschland noch bis in die 80er Jahre hinein als Standard gehalten worden waren, weil der seinerzeitige staatliche Telefonmonopolist zu unflexibel war, selbst moderne Technik entwickeln zu lassen, und zu unwillig war, für fremde Patente Geld auszugeben.
    Allerdings war es auch in Schottland nicht gerade einfach, modernste Technik zu installieren.
    Weniger, weil es sie nicht gab oder weil bis in die Saurierzeit reichende Traditionen dagegen sprachen, sondern weil einfach das Geld fehlte. Das Vorurteil vom geizigen Schotten war unberechtigt; die Leute waren nicht wirklich geizig, sondern hatten einfach kein Geld. Es fehlte an Infrastruktur und Arbeitsplätzen, vor zweihundert Jahren ebenso wie heute. Und davon waren Bauern, Bürger und Adel gleichermaßen betroffen.
    Vorsichtshalber wählte Zamorra noch einmal, etwas sorgfältiger als zuvor.
    Aber erneut hatte er eine Ewigkeit zu warten. Bis schließlich eine automatische Durchsage erklang:
    »Der gerufene Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar. Bitte rufen Sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder an. Der gerufene Teilnehmer ist…«
    Zamorra ließ den Telefonhörer sinken.
    Das gab es doch nicht.
    Château Montagne nicht erreichbar?
    Das hatte es noch nie gegeben.
    Zamorra versuchte es ein drittes Mal. Diesmal kam die Durchsage bereits etwas schneller. Gerade so, als gewöhne sich die Telefonleitung an die ständigen Anrufversuche.
    Es war eines der wenigen Male, daß Zamorra sich ein Handy wünschte: Er ging davon aus, daß das Problem hier in Llewellyn-Castle zu finden war.
    Er tastete sich zum Arbeitszimmer des Lords vor, das schon lange verwaist war. Da gab es immerhin neben einem anderen Drehscheibentelefon ein Faxgerät. Das war auch nicht unbedingt auf dem modernsten Stand der Technik. Aber hier gab es auch eine Kerze, deren Docht Zamorra in Brand setzte, um sich umzuschauen und Papier und Stift zu finden.

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