0653 - Stirb, wenn du kannst!
Er schrieb eine kurze Nachricht und legte das Papier ein, um die Nachricht zum Château zu faxen.
Aber auch diese Verbindung kam nicht zustande. Das Faxgerät sendete nicht. Die Nachricht konnte nicht übertragen werden, weil die Gegenstelle im Château - der Computer - den Anruf nicht entgegennahm.
»Verdammt«, murmelte Zamorra. Die Anlage konnte nicht ausfallen. Nicht bei drei Rechnern, die zwar normalerweise parallel geschaltet waren, um Rechenoperationen mit wesentlich höherer Geschwindigkeit vorzunehmen, die aber ansonsten jeder für sich allein die Peripherie steuern konnten. Selbst wenn einer der Computer abstürzte - höchst unwahrscheinlich, da das Betriebssystem nicht von der Firma in Seattle stammte, sondern von Programmierern, die ihre Arbeit ernst nahmen und nicht nur für die Vermehrung des Milliardenvermögens ihres Chefs da waren - selbst bei einem Absturz konnten die beiden anderen Computer die Funktionen sofort übernehmen. Dreifache Absicherung…
Und doch funktionierte es nicht?
Jetzt wurde er doch unruhig.
Sie waren hier von der Außenwelt abgeschnitten worden.
Es war eine Falle.
Und da sie am frühen Abend nach Schottland gegangen waren, würde selbst Nicole sich erst spät am kommenden Tag Gedanken darüber machen, daß sie nöch nicht zurück waren - sie rechnete sicher damit, daß die drei in Llewellyn-Castle übernachteten.
Zamorra trat von dem Schreibtisch zurück.
Sie mußten von hier verschwinden, solange es noch ging.
Aber zuerst mußte er herausfinden, was mit William passiert war.
Er machte sich unsichtbar.
***
Während Fooly sich entfernte, dachte Nicole weiter über Lord Zwerg nach. Daß er eines Tages Para-Fähigkeiten entwickeln würde, war klar. Aber zu diesem frühen Zeitpunkt war damit noch nicht zu rechnen gewesen.
Es gab keinen Grund, an Foolys Worten zu zweifeln. Der Drache konnte so etwas spüren.
Die Frage, welche Nicole am meisten bewegte, war: wieso Computer?
Diese Technik war erst zu Sir Bryonts Lebzeiten überhaupt entwickelt worden.
Zumindest auf der Erde…
Wie auch immer; im Erbmaterial konnte es nicht stecken. Welche Fähigkeiten frühere Llewellyns auch besessen haben mochten - was Rhett jetzt zeigte, war neu. Es gab dafür in seiner ganzen Ahnen- beziehungsweise Erbfolge-Galerie kein Beispiel. Es hieß zwar, daß ein gewisser Rhys Saris vor Ewigkeiten gegen außerirdische Eindringlinge angetreten sein sollte, aber wieweit das Legende war, ließ sich nach eben diesen Ewigkeiten nicht mehr überprüfen. Erst recht nicht, ob dabei Computer im Spiel gewesen waren. Der Chworch mochte wissen, was seinerzeit wirklich geschehen war.
Andererseits: vielleicht war das, was mit Sir Rhett geschah, eine logische Fortentwicklung seiner Spezies.
Sofern man dazu überhaupt Spezies sagen durfte; immerhin war er einzigartig. Als Erbfolger würde er 266 Jahre alt werden. Vielleicht brauchte man in der Zeit bis zum Jahr 2259 die Fähigkeit, intuitiv mit Computern zurechtzukommen, und das, was für die Llewellyn-Magie verantwortlich war, sorgte dafür, daß der Lord auch im letzten Viertel seines Lebens kein weltfremdes Relikt der Vergangenheit sein würde…
Dabei wagte Nicole kaum, die Erbfolge zurückzurechnen. Denn danach mußte der erste Llewellyn und Begründer der Erbfolge vor weit über dreißig Jahrtausenden gelebt haben. Der Mythos des Clans sagte zwar, daß jener Rhys Saris ap Llewellyn vor etwa 8000 Jahren existiert haben sollte, nur waren Archäologie und Geschichtsschreibung anderer Ansicht, was die Besiedelung Kaledoniens anging. Aber Bryont Saris ap Llewellyn hatte selbst einmal lässig behauptet, die Wirklichkeit habe sich von der Geschichtsschreibung noch nie kommandieren lassen… [7]
Zumal der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf tatsächlich über 8000 Jahre alt war und jenen Rhys Saris noch gekannt haben wollte.
Manchmal fragten Nicole und auch Zamorra sich, was hinter diesen seltsamen Dingen steckte. Menschen, die uralt werden konnten, Menschen, die selbst relativ unsterblich waren und nur durch Gewaltanwendung getötet werden konnten wie Zamorra und Nicole, Wesen wie Merlin als Diener des Wächters der Schicksalswaage… was war der kosmische Sinn all dieser Dinge? Sicher nicht nur, gegen die Mächte der Hölle anzukämpfen. Das erforderte wesentlich einfachere Voraussetzungen, die jeder »normale« Geisterjäger oder Exorzist erfüllen konnte.
Nicole schrak aus ihren Gedanken auf, als Raffael Bois sie ansprach. Jetzt erst wurde ihr
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