0653 - Stirb, wenn du kannst!

Titel: 0653 - Stirb, wenn du kannst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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aufeinander und schnob Funken aus den Nüstern.
    »Was ich nicht verstehe«, sagte Nicole, »ist, daß ein Junge von sechs Jahren dermaßen fit ist, was diese Computer angeht. Gut, er ist seiner Zeit geistig entschieden voraus und dürfte auf dem Niveau eines Achtoder vielleicht sogar schon Neunjährigen sein. Aber trotzdem sind das hier schon höhere Hacker-Künste.«
    »Man könnte meinen, Mister Hawk hätte sich mit der Anlage befaßt«, bekräftigte Raffael.
    Fooly hüstelte und preßte etwas zwischen den Zähnen hervor, das niemand verstand.
    »Wolltest du etwas sagen?« hakte Raffael nach.
    »Hmhm-hm«, nuschelte der Drache. »Mhmhmsssrrrmhmhmm-hmhmhm…«
    »Nun rede schon vernünftig! Das versteht doch kein Mensch!«
    »Aber es wird gegen mich verwendet!« protestierte Fooly.
    »Natürlich nicht, du Spinner«, seufzte Nicole. »Kannst du eigentlich nicht einmal ernsthaft bleiben?«
    »Spinner am Abend, erquickend und labend. Drache am Morgen heilt Kummer und Sorgen«, philosophierte Fooly. »Nun gut, ich glaube, das ist bei Lord Zwerg etwas Besonderes. Er scheint eine Para-Eigenschaft zu besitzen, die ihn in die Computer hineinschauen läßt.«
    »Upps«, machte Nicole.
    »Wie meinst du das?« forschte Raffael.
    »Tja, ich glaube, er weiß einfach, was in diesen Dingern vor sich geht. Er sieht es und versteht es deshalb.«
    »So, wie du mit den Bäumen redest?« fragte Nicole und beugte sich vor. Sie sah dem Drachen in die großen Augen.
    »So könnte es sein«, bestätigte Fooly. »Ganz genau weiß ich das selbst nicht, weil ich das mit Computern nicht kann. Die sind tot und reden nicht mit mir. Aber Lord Zwerg versteht sie. Für ihn sind sie nicht tot.«
    »Das - das ist fantastisch!« stöhnte Raffael. »Mademoiselle Nicole, wissen Sie, was das bedeuten könnte?«
    »Daß kein Sterbenswörtlein darüber an die Öffentlichkeit gelangen darf«, sagte Nicole. »Sonst haben wir nur ein paar Stunden später die Regenbogenpresse hier, die mit gigantischen, halbseitigen Schlagzeilen Panik unter den Menschen verbreitet. Sechsjähriger Junge manipuliert Computer - Daten sind nicht mehr sicher, oder so ähnlich. Wieder ein paar Stunden später marschieren Armeen von Wissenschaftlern hier auf, um dieses Phänomen zu untersuchen, und fünf Sekunden danach haben wir den Geheimdienst im Haus, der den Jungen einkassiert und zur Waffe ausbildet. Man stelle sich vor, wie prachtvoll man feindliche Computersysteme ausschalten könnte. Wer traut einem kleinen Jungen schon so etwas zu? Der hackt sich in die Rechner des KGB, der SIMEH oder des serbischen Geheimdienstes ein, löscht oder blockiert alles, und schon ist der dritte Weltkrieg gewonnen…«
    »Mit Verlaub, Mademoiselle Nicole, aber den KGB gibt es nicht mehr. Der nennt sich jetzt FSB.«
    »Alte Gewohnheit«, winkte Nicole ab. »Zumal die Methoden sich nicht wesentlich unterscheiden dürften. Zurück zu Lord Zwerg: wenn der Junge wirklich eine solche Para-Begabung hat, sollten wir das auf jeden Fall geheimhalten. Und wir müssen ihm auch klarmachen, daß er nicht selbst darüber redet. Das wäre etwas, das vermutlich du am besten könntest, Fooly.«
    »Ach, jetzt bin ich wieder euer bester Freund, wie?« moserte der Drache.
    »Das warst du immer und wirst es immer sein«, versicherte Nicole. »Aber auch Freunde sagen sich zwischendurch mal die Meinung, weißt du?«
    »Dann muß ich euch jetzt auch mal was sagen«, erklärte Fooly. »Ihr seid gemein und unfair. Aber ich werde trotzdem auf Lord Zwerg aufpassen. Großes Drachenehrenwort. Jedem Geheimagenten, der ihn entführen will, beiße ich den Blinddarm ab.«
    »He, kleiner Freund, das ist nichts Witziges«, sagte Nicole.
    »Weiß ich doch«, erwiderte der Drache ungewohnt barsch. »Aber eure überkandidelt todernste Welt kann man doch wirklich nur mit einem Lachen ertragen!«
    Er stapfte davon.
    Und diesmal paßte er glatt durch die Tür, ohne irgendwo anzuecken.
    ***
    Der Tod hatte zugepackt. Damit hatte er begonnen, seinen Auftrag zu erfüllen. Eigentlich hätte er es damit sogar bewenden lassen können. Er konnte eine Erfolgsmeldung überbringen. Aber er wollte mehr.
    Er wollte auch Verwirrung stiften. Es war sein persönliches Anliegen, nicht nur effektiv, sondern auch überraschend zu arbeiten. Immerhin war er flexibel und nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
    Sicher würde er hierher zurückkehren, schon bald. Denn da waren noch zwei potentielle Opfer, darunter das Hauptziel des Auftraggebers. Und da war