0653 - Stirb, wenn du kannst!
glaub's einfach nicht!« entfuhr es Raffael. »Der wuselt direkt in den BIOS-Einstellungen herum… schreibt das Paßwort gleich da hinein… Wirst du wohl die Finger davon lassen! Damit kannst du alle drei Rechner ruinieren!«
»Ach, Unsinn!« wehrte Rhett ab. »Da kann man nichts kaputtmachen, wenn man weiß, wie's geht. Und das habe ich ganz schnell herausgefunden. So, jetzt haben wir's… da ist euer altes Paßwort wieder.«
Er wollte abschalten.
Raffael zog ihn von der Tastatur zurück. »Moment mal«, sagte er. »Und was ist das hier? Was hast du da hineingeschrieben?«
»Äh, ich? Gar nichts… gar nichts Wichtiges…«
»Das ist ein Masterpaßwort!« Raffael stöhnte auf und schüttelte den Kopf. »Der Junge linkt uns noch, während wir daneben stehen und aufpassen!«
»Ich muß doch auch an das Spiel kommen.«
»Du mußt an diesem Computer überhaupt nichts!« stellte Raffael klar. »Allenfalls die Finger davon lassen.«
»Du bekommst einen eigenen Computer, so schnell wie möglich«, versprach Nicole. »Ich rede mit deiner Mutter.«
»Klar, so 'ne lahme Hasenkiste aus dem Supermarkt für nicht mal tausend Euro!« maulte Rhett. »Da kann man doch nicht richtig mit spielen, die Dinger sind viel zu langsam!«
»Woher willst du das wissen? Du hast doch gar nicht mit so einem Computer gespielt!«
»Ich hab's simuliert«, sagte Rhett. »Habe diesen Computer entsprechend heruntergeschaltet. Auf nur 64 MB Arbeitsspeicher, den Rest habe ich umgangen, na gut, die Grafikkarte konnte ich nicht langsamer machen, und die Dingsbums, hab' vergessen, wie das heißt, konnte ich natürlich auch nicht langsamer takten lassen.«
»CPU«, half Raffael aus.
»Aber schon mit dem reduzierten Speicher geht doch fast gar nichts mehr!«
»Ich hoffe, du hast deine Umgehungsschaltungen wieder rückgängig gemacht«, stöhnte Nicole.
»Sicher. Ich wollte doch nicht so gebremst spielen.«
»Laß bitte künftig die Finger davon!« warnte Nicole. »Auch wenn du es vielleicht nicht glaubst - es kann lebenswichtig sein.«
»Ja.« Rhett starrte trotzig auf seine Füße.
»Gute Nacht.« Nicole wandte sich ab und verließ mit Raffael das Zimmer. Draußen auf dem Korridor trat Fooly von einem Fuß auf den anderen.
»Wir haben auch noch miteinander zu reden«, beschied Raffael ihm. »Komm mit.«
***
Patricia stieß einen gellenden Schrei aus. Sie wollte losrennen, zum Turm hinüber. Zamorra bekam sie gerade noch zu fassen und hielt sie zurück.
Die Schottin schlug um sich und wollte sich losreißen. Zamorra hielt sie fest. Stoff riß, aber dann gab Patricia endlich nach.
»Hierbleiben!« ordnete Zamorra an. »Und zwar im Auto! Tür zu! Von innen verriegeln! Wenn du etwas Verdächtiges bemerkst, wieder auf die Hupe drücken wie vorhin. Verstanden?«
Sie nickte fahrig.
»Aber William«, sagte sie leise.
»Darum kümmere ich mich«, entschied der Dämonenjäger. »Du kannst ihm jetzt ohnehin nicht mehr helfen.«
Er wartete, bis Patricia tatsächlich wieder eingestiegen war und die Fahrzeugtüren gesichert hatte. Dann ging er langsam in Richtung Turm.
Er hatte keinen Aufschlag gehört.
Nur den Schrei, mit dem William abgestürzt war. Und oben über dem Turm hatte er den Tod gesehen. Diese riesige, gespenstische Gestalt, die den Butler über die Turmzinnen gestürzt hatte.
Aber danach war alles ruhig geblieben.
Das Gespenst war fort.
Zamorra überlegte. Wie hatte jemand William so schnell aus der Eingangshalle hinauf zum Turm schaffen können? Es waren doch nur ein paar Minuten vergangen. Außerdem hätte jeder, der nach dort oben wollte, an Zamorra vorbei gemußt, so lange er sich selbst noch in der Halle befunden hatte. Aber er hatte William unten nicht mehr gefunden!
War hier ein Teleporter am Werk?
Jemand, der sich mit Geisteskraft oder Magie von einem Ort zum anderen versetzen konnte, wie es die Silbermond-Druiden fertigbrachten?
Aber warum war William das Opfer geworden?
Weil er am angreifbarsten war?
Weil das Amulett Zamorra vor einer solchen Attacke schützte?
»Verdammt, wenn du Mistding wenigstens eine Reaktion zeigen würdest!« murmelte Zamorra verdrossen. Er erreichte den Turm und sah sich in der Dunkelheit um. Die Feuerzeugflamme schuf genügend Helligkeit, um sich zu orientieren.
Von William nichts zu sehen!
Aber er hätte hier liegen müssen. Er war auf dieser Seite des Turmes abgestürzt, nicht nach außen hin. Er konnte nicht auf der anderen Seite der Burgmauer liegen, irgendwo draußen in den
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