0653 - Stirb, wenn du kannst!
seine Anwesenheit überhaupt registrierte.
Plötzlich tauchte sie aus der Dunkelheit neben ihm auf. Sie zog ihn zu sich in den Schatten. »Ich habe es nicht mehr ausgehalten!« stieß sie hervor.
»Was?«
»Da draußen!« sagte sie mit unnatürlich rauher Stimme. »Ich habe sie gesehen, Zamorra!«
»Wen - sie?« fragte er noch einmal. »Was ist passiert? Wen hast du gesehen?«
»Eine Spinne«, flüsterte sie. Sofort fuhr sie hoch und wurde etwas lauter: »Lach mich jetzt nicht aus, Zamorra! Ich weiß, daß es viele Menschen gibt, die Angst vor Spinnen haben. Habe ich auch. Das heißt, eigentlich nicht Angst, aber ich ekle mich davor. Aber das sind normale Spinnen.«
»Und das hier war keine normale Spinne?«
»Normale Spinnen werden sicher nicht zwei Meter groß, nicht wahr?« sagte sie leise. »Oder hast du andere Erfahrungen gemacht? Nicht zwei Meter! Nicht hier auf der Erde! Oder? Sag doch was!«
Zamorra schluckte.
Der Schatten, den er mehrfach gesehen zu haben glaubte…
Irgendwie paßte es!
Spinnen können sich extrem schnell bewegen. Je größer, desto schneller - wer lange Beine hat, kommt rascher voran.
War es eine Spinne, die er gesehen hatte? Eine Riesenspinne?
»Wo genau hast du das Biest gesehen?«
Sie deutete auf die Tür. »Da draußen. Sie lief über den Burghof.«
Doch, er konnte sie gut verstehen. Allein im Auto, und da draußen dieses riesige Monster. Eine Spinne, zwei Meter groß… da konnte einem schon anders werden.
»Wo steckt das Monster jetzt?«
Hilflos zuckte sie mit den Schultern. »Wo sich Spinnen eben so verkriechen. Irgendwo in der Dunkelheit. Das Biest belauert mich, das weiß ich. Aber wo? Das will ich nicht wissen. Ich will fort von hier. Ich bleibe hier nicht.«
»Wenn der Wagen nicht wieder anspringt, können wir so schnell nicht von hier verschwinden. Dann können wir uns nur hier im Haus verschanzen.«
»Weißt du jetzt, warum ich ausgestiegen und hierher gelaufen bin?« flüsterte sie. Sie lehnte sich an ihn. Er legte einen Arm um sie.
»Wir kriegen das in den Griff«, versprach er.
»William ist tot. Ich will nicht auch sterben. Ich muß doch für Rhett da sein!«
»Du stirbst auch nicht«, versicherte Zamorra ihr. »Dafür sorge ich schon. William ist der erste und letzte, der hier sterben mußte.«
»Darf ich«, meldete sich da eine Stimme aus der Dunkelheit, »in aller gebotenen Zurückhaltung fragen, wieso ich gestorben sein soll -und, bitte, wann?«
***
Der Tod war ein wenig verwundert.
Als er kurzzeitig nach Frankreich wechselte, um dort ebenfalls auszuführen, wozu er beauftragt worden war, hatte er das Hauptopfer Zamorra noch deutlich spüren können. Als er wieder nach Schottland zurückkehrte, nahm er dessen Aura nicht mehr wahr.
Statt dessen konnte er die eines anderen Menschen spüren, die ihm merkwürdig bekannt vorkam…
Und auch das andere Wesen war immer noch da.
Gerade wollte der Tod dieser Sache nachgehen, als er Zamorras Aura wieder wahrnehmen konnte!
Zusätzlich…
Das verstand er nicht.
Aber mit einem Mal wurde ihm klar, woher er die Aura des anderen Menschen kannte. Diesen Sterblichen hatte er doch eben erst vom Burgturm geworfen!
Dieser Mensch mußte tot sein!
Irgendwer pfuschte dem Tod hier ins Handwerk.
Das konnte er sich nicht gefallen lassen…
***
Der ausbrennende Wagen störte; bei Tagesanbruch würde das Feuer aber wohl verloschen sein. Und dann würde man an dem ausgeglühten Wrack vorbeifahren können. Zwar mit einem Rad neben der asphaltierten Piste, aber es würde schon irgendwie gehen. Es sei denn, jemand wollte mit einem größeren Lastwagen vorbei. Damit war hier auf der Privatstraße aber nicht zu rechnen.
Also konnte man sich mit der Räumung Zeit lassen.
Jetzt, in der Nacht, mußten keine entsprechenden Maßnahmen mehr eingeleitet werden.
Unten im Dorf brannten in verschiedenen Häusern noch Lichter. Während Raffael den BMW im Rückwärtsgang wieder zum Château brachte, weil er in der Dunkelheit weder auf einem Feldweg wenden noch an dem brennenden Wrack vorbeifahren wollte, rief Nicole vom Autotelefon aus bei Mostache an, dem Betreiber des besten und einzigen Gasthauses im Ort. Sie bat, jemanden zur Wohnung der Lafittes zu schicken, um Nadine, Pascals Frau, vom Unfall ihres Mannes zu unterrichten. Der Wirt erbot sich sofort, das persönlich zu übernehmen. Nicole hätte es gern selbst getan, aber sie befürchtete, daß es im Moment Wichtigeres zu tun gab.
Wahrscheinlich befanden sich Zamorra und
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