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0654 - Unter dem Vampirmond

0654 - Unter dem Vampirmond

Titel: 0654 - Unter dem Vampirmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hinstellen.«
    »Vielen Dank, Monsieur«, sagte Nicole.
    »Nix Monsieur. Ahmed, ja? Mein Name. Ahmed Rahman. Sie brauchen mich noch? Sonst ich gehe wieder in Wohnung.«
    Nicole schüttelte den Kopf. Sie folgte ihm wieder nach oben. Vor seiner Wohnungstür blieb er stehen. Nicole rechnete schon mit einem Annäherungsversuch, aber er deutete auf die Waffe an ihrer Seite. »Was Pistole? Magnet?«
    »Magnet.« Sie löste den Blaster kurz von der sehr stark haftenden Platte am Gürtel, der ein Holster ersetzte. So war die Strahlwaffe schneller zu greifen, als wenn sie aus einem Futteral gezogen werden mußte, und saß trotzdem fest genug, sie nicht zu verlieren. »Betäubung«, erklärte sie. »Ein Schuß, und der Getroffene schläft für ein paar Stunden.«
    »Nicht tot?«
    »Nicht tot.«
    »Gute Waffe. Gut, wenn nur solche Waffen überall«, sagte Ahmed. »Noch besser gar keine Waffen überall. Keine Waffen, niemand tot.«
    Er klopfte ihr auf die Schulter, während sie den Blaster wieder an die Magnetplatte heftete. Vorsichtshalber erzählte sie ihm nicht, daß man sie mit einem Knopfdruck auf Laser umschalten konnte…
    Er verschwand in seiner Wohnung.
    Fast eine Minute blieb Nicole noch draußen im Treppenhaus stehen. Der junge Bursche gefiel ihr.
    Sie gab sich einen Ruck und stieg die Treppe hinauf.
    ***
    »Eigenartig«, überlegte Zamorra, während sie vor der Tür der Dachwohnung stehenblieben. Auch an der Wohnungstür stand kein Name. Man hätte annehmen können, daß die Räume dahinter unbewohnt waren. »Ein Wohnungsschlüssel in der Kleidung, aber keiner für die Haustür… Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Vampirin jedesmal bei irgendwem klingelt, wenn sie ins Haus will!«
    »Speziell nachts«, brummte Brunot. »Aber vielleicht fliegt sie durchs Fenster ein und aus.«
    »Dann hätte sie sich überhaupt keinen Schlüssel nachfertigen lassen müssen«, sagte Zamorra. »Machen Sie auf.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so. Ohne zu klingeln.«
    Brunot führte den Schlüssel ein und drehte ihn langsam. Zamorras Hand glitt unter die Jacke und löste den Blaster vom Gürtel. Die Waffe war wie üblich auf Betäubung geschaltet. Brunot quittierte die Aktion mit einem Stirnrunzeln. »Warum haben Sie solche humanen Waffen, und wir Gesetzeshüter müssen mit tödlicher Munition schießen?« murmelte er verdrossen.
    Zamorra grinste ihn an.
    »Wir sind eben die Guten«, sagte er.
    Noch ehe Brunot das kommentieren konnte, trat Zamorra gegen die Tür, deren Schloß leise geklickt hatte und damit verriet, jetzt offen zu sein. Tür und Schlüssel glitten aus Brunots Fingern. Der Inspektor fluchte und griff zu seiner eigenen Waffe. Da war Zamorra schon in der Wohnung, sah sich sichernd um, senkte die Hand mit dem Blaster wieder und heftete die Waffe unter der Jacke an den Magneten. Sein Amulett, das er unter dem offenen Hemd trug, gab keine Warnung. Keine schwarzmagische Falle lauerte in dieser Dachwohnung.
    Irgendwo raschelte etwas und fiepte.
    »Ratten! Hier oben, unterm Dach?« stieß Brunot hervor. »Das ist doch nicht zu fassen!«
    »Solange es nur vierbeinige Ratten sind und keine zweibeinigen…«, kommentierte Zamorra etwas spöttisch. Er stieß die Türen der einzelnen Räume auf. Die Wohnung sah kaum benutzt aus. Ein kleines Bad, eine kleine Küche, ein kleines Wohnzimmer, ein kleines Schlafzimmer und eine große Blutlache auf dem Bett. In derselben ein Toter.
    Ebenso übel zugerichtet wie Bernard LeVaron.
    ***
    Bevor Brunot die Spurensicherung herbeirief, untersuchte Zamorra den Toten und das Zimmer mit seinen magischen Hilfsmitteln und der Zeitschau des Amuletts.
    Er beobachtete, wie in den Morgenstunden die Vampirin, die er jetzt bedeutend besser sah, mit ihrem Opfer die Wohnung betrat. Die Kleidungsstücke flogen in alle Richtungen, ein kurzes, heftiges Liebesspiel folgte, und dann der bestialische Mord.
    Danach kleidete die Vampirin sich mit einer geradezu perversen Ruhe wieder an, packte ein paar Sachen in eine Reisetasche und verließ die Wohnung. Einfach so, als wäre gar nichts gewesen…
    Als Zamorra sich wieder aus seiner Halbtrance löste, stellte er fest, daß inzwischen auch Nicole eingetroffen war. Sie vermied es, den nackten Leichnam länger als nötig anzuschauen.
    Zamorra hatte das Abbild der Vampirin während der Zeitschau im Amulett »gespeichert«. Es gab die Möglichkeit, einen bestimmten Zeitpunkt gewissermaßen einzufrieren, und dieses Bild konnte Nicole sich nun ebenfalls ansehen. Michelle

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