0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
lange Nachthemd ab. Darunter war sie nackt.
Auf ihrem Körper glänzte der Schweiß. Noch zitterte sie etwas und wartete damit, in die Kabine zu treten, weil befürchtete, auszurutschen.
Ihr Blick fiel zwangsläufig auf die vorstehende Ablage, wo signalrot eine Schachtel leuchtete. Ihr Inhalt bestand aus Tabletten, die Mason Rafferty ihr besorgt hatte, damit die Albträume verschwanden. Angeblich sollten die kleinen Kugeln ihr Wohlbefinden zurückholen. Bisher hatte sie davon nichts gemerkt.
Eher war das Gegenteil eingetreten. Die Albträume hatten sich verschlimmert. Sie drückten auf ihr Gemüt, denn das Grauen der Nacht konnte sie auch an dem darauf folgenden Tag nicht abschütteln.
Sie hatte mit Mason Rafferty darüber gesprochen und war von ihm beruhigt worden. Von einem auf den anderen Tag würde diese Störung nicht verschwinden.
Im Moment zählte für sie, dass dieses Gefühl des Würgens nachgelassen hatte. Erleichtert konnte sie sich duschen.
Dabei schaute sie dem Schaum nach, wie er mit dem Wasser im Abfluss verschwand. So wollte auch sie ihre Sorgen verschwinden sehen. Ob das je eintraf, war fraglich.
Mason würde bald wiederkommen. Sie wollte ihn nicht depressiv und schlecht aussehend vorfinden.
Er war stets agil, beliebt, auch bekannt. Sein Vater besaß ein großes Vermögen. Die Familie war in England bekannt.
Von der Dusche aus betrat sie das Schlafzimmer, in dem sich ein begehbarer Kleiderschrank befand.
Zur Frontseite hin hatte er mit Büchern voll gestellte Regale. Eine Tür teilte die beiden Seiten.
Sie öffnete, betrat den Schrank, wollte sich nach links wenden, wo die Sommerkleidung hing - und blieb wie angewurzelt stehen.
Etwas schoss durch ihren Körper, das mit einem Strom- oder Adrenalinstoß vergleichbar war.
Sie stand da, starrte und war unfähig, sich zu bewegen.
Direkt vor ihr lehnte ein Kurzschwert mit blutverkrusteter Klinge!
***
Wieso? Warum? Wie kommt es hierher? Was soll das alles bedeuten?, schrie es in ihr.
Darauf eine Antwort zu finden war ihr unmöglich. Sie hatte es nie zuvor gesehen, diese Waffe war…
Oder doch?
Deborah Caine hörte sich schluchzen. Alles drang in ihr hoch, die wirren Träume waren plötzlich wieder da und sie erkannte das Schwert aus ihren Träumen.
Es war genau die Waffe, mit der sie ihrem Verlobten den Kopf abgeschlagen hatte.
Sie sah sich selbst durch die Einöde gehen, halb nackt, aber bewaffnet, und das Lob des Teufels klang auch noch jetzt in ihren Ohren nach. Auf einmal zitterte sie, etwas drückte von innen gegen ihre Augen. Sie holte tief Luft, sie weinte und merkte, wie ihre Knie nachgaben. Rückwärts schwankte sie aus dem Zimmer, ließ sich auf dem Bett nieder und wäre am liebsten im Erdboden versunken.
So saß sie da und dachte an nichts, die Hände vor das Gesicht geschlagen, die Augen voller Tränen, schluckend und dabei auch nachdenkend!
Reiß dich zusammen, Debbie! Immer wieder gab sie sich den Befehl. Nur nichts verkehrt machen, nur nicht durchdrehen. Zusammenreißen, die Nerven bewahren, das war jetzt das Wichtigste. Alles andere konnte sie vergessen.
Heiß und kalt liefen die Schauer über ihren Körper. Sie war ein Mensch, doch sie fühlte sich als eine Gefangene innerhalb eines Kessels. Nur Feinde umgaben sie und Debbie musste erkennen, dass ihre Träume Realität geworden waren.
Träume - Wirklichkeit? Gab es da noch einen Unterschied? Wenn ja, wo befand er sich dann?
Deborah wusste keine Antwort. Mit beiden Händen wühlte sie ihr Haar auf. Der Schweiß lag glänzend auf ihrem Gesicht. Ihr kam die eigene Hilflosigkeit zu Bewusstsein. Es war niemand da, an den sie sich in ihrer Not hätte wenden können.
Nicht einmal an Mason, ihren Verlobten. Allerdings fragte sie sich, ob es gut gewesen wäre, ihn in dieses Thema einzuweihen. Er hätte natürlich die Frage gestellt, woher das Schwert möglicherweise gekommen war, und sie hätte ihm keine Antwort geben können. Sie wusste es nicht, sie konnte es sich nicht vorstellen, dennoch war es da.
Wer hatte es in das Zimmer gestellt?
Deborah dachte darüber nach. Möglicherweise sie selbst, ohne es gemerkt zu haben. Sie hätte aus ihren Träumen heraustreten müssen, um sie Realität werden zu lassen.
»Nein, nein, das ist unmöglich!«, flüsterte sie. »Das ergibt keinen Sinn. Das kann es einfach nicht geben. Das ist unmöglich.«
Das eine war ihr Traum, aber hier erlebte sie keinen Traum, dafür eine Realität. Dieses waren zwei verschiedene Paar Schuhe.
Oder
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