0654 - Wo Deborah den Teufel trifft
es vorbereitet, ich werde es auch durchführen.«
Jessica glaubte diesem Monstrum jedes Wort. Und sie merkte auch, wie sich der Ring immer dichter um sie zusammenzog. Plötzlich überkam auch sie die große Angst. Sie fürchtete sich davor, am Ende ihres Weges angelangt zu sein, und so etwas wie Todesangst brandete in ihr hoch und umschloss ihren Körper.
Nichts konnte sie sehen, nur fühlen. Ein Gitter aus Albträumen umgab sie und engte sie ein.
Sie hörte sich schluchzen und vernahm das Lachen der Gestalt. »Selbst du, wo du nur als dein zweites Ich hier stehst, spürst die Furcht, die in dir hochsteigt und dich umklammert. Sie drückt dich zusammen, sie wird dich umklammern, sie wird deine Angst verdichten, das kann ich dir versprechen. Wenn ich es will, wirst du für immer meine Gefangene sein, Jessica.«
»Willst du es denn?«, hörte sie sich fragen.
»Ja!«
Die Antwort war klar, er brauchte nichts hinzuzufügen. Und sie wusste auch, wie es ablaufen würde.
Nicht mehr zurück in den Körper, immer als zweigeteilte Existenz leben…
Das Lachen unterbrach ihre Gedanken. »Du brauchst trotzdem keine Furcht zu haben. Nein, ich kenne deine Gedanken, und es wird nicht so weit kommen. Du bleibst als zweigeteiltes Wesen. Du wirst als Mensch wieder zurückkehren, allerdings mit einem Wissen versehen, das immer wieder zurückkehrt. Und du wirst Nächte erleben, wie du sie bisher dir nicht einmal hast vorstellen können. Erkundige dich bei Deborah, sie wird dir alles darüber sagen können.«
Jessica Long brauchte Zeit, um die Worte verkraften und darüber nachdenken zu können. Das sollte ihr nicht mehr gelingen, denn der Reiter hatte sich entschlossen, ihr zweites Ich aus dem Körper zu verbannen. Zum Schluss aber »schlug« er noch einmal zu.
Er hämmerte seine bösen Gedanken in sie hinein und Jessica, die unter dem Druck dieser Welt stand, konnte sie immer nur wiederholen.
»Ich werde töten. Ich werde töten…«
***
Deborah Caines Gesicht war leichenblass, als sie auf ihre Freundin schaute. Sie hatte deren Worte vernommen und sie glaubte nicht daran, dass sie eine Lüge oder einfach nur dahingesprochen waren. Dahinter steckte mehr.
Ihr Blick hing an den Lippen der so ruhig daliegenden Frau. Sie horchte nach, aber Jessica schwieg.
Ihr Atem beruhigte sich nicht, er blieb gleich und war viel zu dünn.
Wenn sich an ihr sonst noch etwas bewegte, waren es nur die Augenwimpern, die leicht zitterten.
Debbie Caine dachte darüber nach, was sie jetzt unternehmen sollte. Allein fühlte sie sich völlig hilflos, wie eine Gefangene in ihrer eigenen Wohnung. Sie hätte gern jemanden gehabt, bei dem sie nachfragen konnte, nur ließ sich niemand blicken.
Auch John Sinclair nicht. Er wäre der Einzige gewesen, der ihr hätte helfen können.
Jessica rührte sich nicht. Nach dem Schlucken der Tablette hatte sie sich dermaßen stark verändert und die Gedanken der Deborah Caine drehten sich eben um diese Pillen.
Allmählich lichtete sich der Schleier vor ihren Augen. Sie konnte sich vorstellen, dass die Tabletten nicht die Wirkung hatten, die man ihnen zuschrieb. Wahrscheinlich forcierten sie die seelischen Krankheiten noch, hatten also die gegenteilige Wirkung. Debbie dachte daran, wie oft sie die Tabletten eingenommen hatte. Es war auch genau das Gegenteil passiert. Wenn sie richtig darüber nachdachte, hatten es die Pillen geschafft, ihren Zustand zu verschlimmern und nicht zu lindern, wie es doch eigentlich hätte sein sollen.
Der Gedanke daran ließ die Übelkeit in ihr hochsteigen. Sie fror und schwitzte zugleich. Der Schweiß bildete sich in kalten Tropfen auf ihrem Gesicht, bevor er in langen Bahnen an den Wangen nach unten rann und erst von ihr abgewischt wurde, als er den Hals erreicht hatte. Da sie schon sehr lange vor der Liegenden hockte, merkte sie, dass ihre Beine eingeschlafen waren.
Mit einer zu heftigen Bewegung erhob sie sich, geriet dabei ins Taumeln und schob es dem Kreislauf zu, der durch die Bewegung überstrapaziert worden war.
Die junge Frau fing sich wieder. Ihre Augen brannten, das Herz schlug schneller und sie hatte den Eindruck, als wäre sie von einer noch nicht erkennbaren Gefahr umgeben.
Irgendwo lauerte sie bereits. Nicht unbedingt innerhalb des Hauses, das konnte auch draußen sein, aber sie war da und hielt Debbie unter Beobachtung.
Wieder erinnerte sie sich an den toten Skater. Er war in ein Schwert hineingefahren, das sie in ihrem Schlafzimmer entdeckt hatte. Es gab keine
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