0656 - Labyrinth der 1000 Tode
hoch zu den Wipfeln der Palmen.
In diese Oase eines Luxushotels war das Grauen hereingebrochen und ich ging es suchen.
Über den mit weißen Platten belegten Weg schritt ich entlang. Lichter an der hellen Rückfassade des Hotels ließen den Bau auch während der Dunkelheit noch hell aussehen.
Ich wusste ungefähr, wie weit ich zu gehen hatte, um dort stehen zu bleiben, wo sich mein Zimmer befand. Ich wohnte im fünften Stock, ziemlich hoch für dieses Haus.
Ich blieb stehen. Dann rief ich mir die Momente des Angriffs noch einmal in die Erinnerung zurück, vollzog jeden Schritt so gut wie möglich nach und kam zu dem Ergebnis, dass der Kopf nicht allzu weit von der Front der Hotels zu Boden gefallen sein musste.
Ich suchte ihn, schritt über den kurz geschnittenen Rasen, vorbei an zwei alten Leuchten, deren Schein sich nach unten senkte und dabei unter anderem eine runde Wasserfläche traf.
Der kleine Teich lag frei. Man hatte ihn von Wasserpflanzen befreit. Nur direkt in seiner Mitte schwamm ein einsames Seerosenblatt mit einer lachsfarbenen Blüte.
Direkt neben ihr schwamm der Kopf!
Ich musste zunächst einmal schlucken, denn dieser Anblick war nicht so leicht zu verdauen. Der Schädel sah schlimm aus, er hob sich in seiner grauen Farbe von der dunkelgrünen Wasserfläche ab und durch seine Löcher war das Wasser gedrungen. Dennoch schwamm er oben.
Neben dem Teich bückte ich mich. Um den Schädel zu erreichen, brauchte ich nur die Hand auszustrecken. Mit den Fingerspitzen zog ich ihn zu mir heran.
Sekunden später lag er neben mir am Ufer, wo ich ihn untersuchen konnte.
Magisch oder nicht? War er ein Schrumpfkopf, also ein ehemals echter Schädel gewesen, oder war er nur ein künstlicher Gegenstand, der durch irgendeine andere Kraft geleitet wurde?
Ich konnte es nicht sagen, klopfte gegen das Material und hörte wieder den hohlen Klang.
Dann nahm ich mir die Unterseite vor. Licht hatte ich genug. Mein Dolch hatte Lücken in das Maul gerissen und gleichzeitig auch einen Teil der Technik zerstört.
Ich dachte nach, schaute genauer hin und entdeckte, dass sich in seinem Innern ein Wirrwarr aus Splittern befand und gleichzeitig ein kleiner Empfänger, der allerdings ebenfalls meiner Gewalt zum Opfer gefallen war. Trotzdem spürte ich die Gänsehaut, auch wenn dieser Schädel nicht durch Magie, sondern durch Technik gelenkt worden war. Wer immer ihn hergestellt und so präpariert hatte, musste ein Meister seines Fachs sein. Nando Morcotes Einfluss war überall zu spüren, obwohl weder Suko noch ich bisher Kontakt mit ihm aufgenommen hatten.
Auf einmal fühlte ich mich einsam. Ich konnte nicht einmal den Grund sagen, es war einfach über mich gekommen. Vielleicht lag es an der Einsamkeit und an dem Wissen, dass irgendwo ein mächtiger Gegner lauerte, der nur darauf lauerte, dass ich mir eine Blöße gab.
Ich würde den Schädel mitnehmen und ihn den Kollegen in Lissabon übergeben.
In der Stille war das Aufflattern der Vögel aus den Baumkronen hoch über mir deutlich zu hören. Ich hatte die Tiere bestimmt nicht erschreckt, ließ den Schädel los, drehte mich etwas zur Seite und schaute den Tieren hinterher.
Gleichzeitig hörte ich die dumpfen Schritte. Sie waren verdammt nah, dann pfiff etwas durch die Luft und ich hechtete mit einem Reflex nach rechts weg.
Die wuchtig geschlagene Holzstange huschte haarscharf an mir vorbei und hieb in den weichen Boden.
Geschlagen hatte ein Mann, der dunkle Kleidung trug, dessen Gesicht aber nicht zu erkennen war, denn es wurde von einem grauen Tuch wie ein Sack verdeckt. Unter dem Kinn war es zusammengebunden und ließ nur zwei Schlitze für die Augen frei.
Der Mann hatte sich schnell von seinem Schock erholt. Bevor ich meine Waffe ziehen konnte, war er herumgefahren und griff mich ungestüm an…
***
Suko und sein Freund John Sinclair hatten die Reise nicht ohne Vorbereitungen angetreten, sich mit den entsprechenden Behörden in Verbindung gesetzt und auch den Namen Nando Morcote erwähnt, was die Kollegen sichtlich irritierte. Skepsis, Ablehnung und auch Angst waren zu spüren.
Man hatte darum gebeten, ein Treffen so geheim wie möglich zu halten, und daran würden sich die beiden halten.
Der Inspektor und sein Freund wohnten in verschiedenen Zimmern. Sie sollten in den Räumen warten, bis jemand Kontakt aufnahm.
Suko wirkte ohne seine Augenbrauen und fast ohne Haare sehr ungewöhnlich. Immer wenn er sich im Spiegel sah, konnte er nur über sich selbst den
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