0656 - Labyrinth der 1000 Tode
entstand ein Loch, als hätte jemand blitzschnell eine Falltür geöffnet. Morcote warf die Arme hoch, lachte noch einmal, bevor er zusammen mit dem Kommandotisch in die Tiefe raste.
Brutal hart schlugen sie auf.
Der Gegenstand zerbarst in unzählige Teile, die nach allen Seiten wegflogen, während der Körper des Portugiesen gegen eine Kanalkante prallte und anschließend ins Wasser rutschte. Dies geschah nicht weit von einem Zeugen entfernt, der tatsächlich überlebt hatte.
»Johhhnnn!«, brüllte Suko in die Tiefe.
Ich hatte den Ruf meines Freundes vernommen und winkte ihm zu.
»Wie kommst du hoch, John?«
»Es gibt hier einen Fahrstuhl.«
»Alles klar.«
Endlich konnte sich Suko der gefesselten Frau zuwenden. Als er ihren Kopf behutsam anhob, um sich die Wunde anzuschauen, fiel ihm ein Stein vom Herzen.
Sie war nicht tödlich. Morcotes Kugel hatte ihr Herz nicht erwischt. Sie war zu hoch geflogen und steckte dicht über dem Brustbein noch im unteren Teil der Schulter.
Auf jeden Fall brauchte sie einen Arzt.
Mit schussbereiter Waffe verließ Suko den Raum. Der Mulatte war noch bewusstlos, ebenso Tecco, Morcotes erster Helfer.
Andere Männer entdeckte Suko nicht, hörte aber Schüsse von draußen her.
Er eilte in einen anderen Raum, um nachzuschauen. Über sich vernahm er das Knattern der Hubschrauberrotoren, lief ins Freie und wurde von einem Lichtkegel erfasst, der vom Hubschrauber aus in die Tiefe stach. Die Waffe schleuderte Suko weg, winkte und freute sich darüber, dass er die Bemalung auf dem Hubschrauber erkannt hatte.
Policia…
***
Die übrigen Helfer hatten in einem anderen Teil des festungsähnlichen Hauses gewohnt und kaum Widerstand geleistet, als die Polizisten eintrafen.
Alarmiert hatte die Polizei Lady Lydia Lancaster. Sie war so überzeugend gewesen, dass die Männer einfach hatten erscheinen müssen. Den großen Schock bekam sie, als sie ihr Adoptivkind sah. Sie bestand darauf, bei ihr zu bleiben, und bestieg deshalb auch den Hubschrauber, der die Verletzten abtransportierte.
Suko und ich hatten uns auch wieder. Beide sahen wir ramponiert aus, ich mehr als mein Freund.
»Ein hartes Stück Arbeit, John, mein lieber Mann«, flüsterte Suko und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Kennst du mittlerweile die Zusammenhänge?«
»Ja, der kleine Nando wollte der Größte unter der Sonne sein und herrschen durch die Kraft eines Templers.«
Suko hob die Schultern. Wir waren nach draußen gegangen, hockten auf einem Mauervorsprung und konnten bis nach Lissabon schauen. Über der Stadt schwebte auch um diese Zeit noch eine Wolke aus Licht. »Und wie hast du es fertig gebracht, dass er dich nicht tötete?«
»Ganz einfach. Ich habe ihm gesagt, dass ich ebenfalls ein Templer und eigentlich sein Bruder bin.«
»Was?« staunte der Inspektor. »Das hat er dir abgenommen?«
»Säße ich sonst hier?«
»Ich begreife es einfach nicht!« keuchte Suko und hörte sich an, als wollte er anfangen zu heulen. »Tut mir Leid, aber da komme ich nicht mit.«
»Ja, ja«, sagte ich, »so fangen sie immer an.«
»Was denn?«
»Die Krisen, Alter, die Krisen.« Dann stand ich auf, um mit dem Einsatzleiter zu reden, der ein Recht darauf hatte, seine Fragen beantwortet zu bekommen…
ENDE
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