0657 - Der letzte Henker
verpflichtet, der Polizei bei der Aufklärung meines Falles zu helfen - zumal sich für mich der Verdacht immer mehr verhärtet, daß Sie doch auf irgendeine Weise darin verstrickt sind!«
Sein Blick ging von Tendyke zu Zamorra, Nicole und den Zwillingen.
»Ich kann auch anders, wenn ich muß«, sagte er leise. »Ich kann Sie festnehmen. Verschleierung…«
»Ich bin nicht sicher, ob Sie das tatsächlich dürfen«, wandte Tendyke etwas müde ein.
»Ich darf, verlassen Sie sich drauf, mein Freund. Sie verschweigen mir Informationen. Gut, Sie wollen es nicht anders. Ich nehme Sie fest wegen Verschleierung. Ich denke, daß die Staatsanwaltschaft Sie darüber hinaus in Beugehaft nehmen wird.«
Bancroft winkte einem der Uniformierten und malte mit den Zeigefingern beider Hände Kreise in die Luft. Der Cop zückte die Handschellen.
»Warten Sie«, wandte Zamorra ein. »Ich bin sicher, daß wir das in Ruhe klären können. Rob, mach jetzt keinen Mist. Sheriff, ist Ihnen bewußt, daß dies einer jener Fälle sein dürfte, bei denen Magie im Spiel ist?«
»Deshalb sind Sie wohl hier, Professor«, knurrte Bancroft.
Er gehörte zu den wenigen Polizisten, die Magie nicht ableugneten - weil sie sie selbst mehr oder weniger erlebt hatten.
Bancroft war zwar nicht hundertprozentig überzeugt und witterte Tricks, aber er war immerhin bereit, die Existenz übersinnlicher Dinge nicht gleich als Unsinn abzutun.
Blieb das Problem, die Akten einigermaßen glaubhaft anzulegen…
»Geben Sie uns noch ein wenig freie Hand«, bat Zamorra. »Vielleicht schaffen wir es tatsächlich, diesen Fall zu lösen - auf unsere Weise und mit unseren Methoden. Wenn das nicht funktioniert, können Sie immer noch Ihre konventionelle Ermittlung durchführen, und«, er sah Tendyke scharf an, »dann werden Ihnen auch alle Informationen zur Verfügung stehen. Selbst, wenn ich sie aus unserem gemeinsamen Freund herausprügeln muß.«
»Das würdest du tun?« Tendyke hob die Brauen.
Zamorra begann wortlos die Ärmel seines Hemdes hochzurollen.
»Chef!« tadelte Nicole. »Doch nicht unter den Augen der Polizei!«
»Sheriff, würden Sie gegebenenfalls vorübergehend ein wenig erblinden? Ihre Leute natürlich auch?« erkundigte Zamorra sich freundlich.
»Hören Sie auf mit dem Unsinn, Zamorra!« brummte Bancroft.
»Soll ich ihm nun Handschellen anlegen oder nicht?« fragte der Polizist, den der Sheriff herbeigewinkt hatte.
»Abwarten, Zamorra machen lassen«, sagte Bancroft säuerlich. Und zu Zamorra gewandt: »Aber hurtig, ja? Es warten noch andere Fälle, um die ich mich kümmern muß!«
»Wir schaukeln das Kind schon«, versprach der Meister des Übersinnlichen. Er nahm Tendyke beiseite. »Wenn du jetzt nicht mit der Sprache herausrückst, verprügele ich dich wirklich!«
»Ja, verdammt«, murmelte Tendyke. »Würde ich dir sogar fast zutrauen. Paß auf - dieser Schädel ist so sauber und glatt abgetrennt, als wäre er mit dem Laser geschnitten. Kein Henkersschwert schafft das, nicht mal eure Guillotine. Und die war damals noch nicht einmal erfunden, weil’s den Erfinder des abnehmbaren Kopfes auch noch nicht mal in der fernsten Familienplanung seiner Ahnen gab…«
»Du spielst auf die Köpfe an, die in dem spanischen Kastell abgeschlagen wurden…?«
Tendyke hieb ihm leicht auf die Schulter. »Richtig. Kastell… hm, das Wort hat mir tatsächlich gefehlt, aber es trifft es auch nicht vollständig. Und genau diese Köpfe meine ich. Ich weiß jetzt, wem der dritte gehörte. Es ist zwar sehr, sehr lange her. Und unter anderen Umständen wäre ich wohl nie im Leben darauf gekommen. Aber weil diese Fälle sich gleichen: Der dritte Kopf in der spanischen Siedlung gehörte diesem Deputy Bannard!«
»Schön. Dann muß er also irgendwie in die Vergangenheit gelangt sein.«
»Das ist das Problem. Er muß dorthin gekommen sein, und zumindest sein Kopf wieder hierher zurück! Und damit dürften wir O’Canns sterbliche Überreste auch in der Vergangenheit suchen dürfen. Aber ich verstehe die Verbindung nicht, Zamorra!«
Fragend sah der Parapsychologe ihn an.
»Ich habe Accosto, den Henker, damals getötet«, sagte Tendyke. »Er müßte eine Möglichkeit gefunden haben, trotzdem in die Gegenwart zu gelangen und sich hier seine Opfer zu holen! Aber wie sollte er das anstellen?«
»Das finden wir heraus«, sagte Zamorra.
Bancroft stand nur ein paar Meter entfernt und spitzte die Ohren. Es schien, als bekäme er doch einiges von dem mit, was
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