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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mußte, um anschließend ein neues Leben, eine neue Existenz zu beginnen. In einem einzigen Menschenleben war nicht zu schaffen, was ich erreichen wollte, vor allem, wenn alle meine Leben so kurz blieben wie die bisherigen.
    »Doch, Ihr könnt. Ihr habt Euch ritterlich für mich eingesetzt…«
    »Und? Hat es Euch geholfen?« fragte ich skeptisch. Immerhin hatte ich diesen verdammten Statthalter, Richter und Henker nicht mal in die Finger bekommen.
    »Innerlich - ja«, sagte sie leise.
    »Äußerlich also nicht.«
    Sie trat ein paar Schritte beiseite.
    ***
    »Nein«, sagte sie dann. »Da Ihr mich nicht nehmen wolltet, hat er es selbst getan. Danach mußte ich Euch aus seinem Palast tragen.« Sie lachte bitter auf. »Palast nennt er das Haus. Sicher ist es ein Palast, im Vergleich zu dem, worin wir hier hausen müssen. Er ist der Teufel selbst.«
    Ich erhob mich und streifte mein ledernes Hemd ab. Erschrocken sah sie mich an. Wurde wohl in diesem Moment von falschen Gedanken geleitet.
    »Nehmt es«, sagte ich. »Zieht es an. Es bedeckt Eure Blößen sicher besser als die Fetzen, die Ihr jetzt tragt.«
    Sie starrte mich aus großen Augen an.
    »Nehmt es!« drängte ich. »Nun los. Es ist gewiß nicht verzaubert!«
    Zögernd schlüpfte sie in das Leder, und ich begriff, daß ich einen Fehler gemacht hatte; jetzt sah sie noch aufregender aus als zuvor. Aber sie verstand die Geste. »Ich danke Euch«, sagte sie, und dann fiel ihr etwas ein: »Oh, verzeiht, Herr - ich bin Conchita Serqualez.«
    »Ein schöner Name«, sagte ich. »Eine schöne Frau. Beides zu schön, um von diesem Stück Dreck Accosto gequält zu werden.«
    »Er quält alle«, sagte sie. »Jeden von uns. Wir alle leben hier nur als seine Sklaven.«
    »Aber ihr seid doch freie Menschen«, entfuhr es mir. »Warum tut ihr nichts dagegen?«
    »Weil uns dann die Indianer auffressen würden«, sagte sie traurig. »Aber wir wollen doch leben. Also müssen wir Don Manfrede gehorchen. Er schützt uns vor den mörderischen Rothäuten.«
    »Auffressen?« staunte ich. »Ich glaube, es gibt ein paar Dinge, die ich wissen sollte. Was geht hier vor?«
    »Wißt Ihr’s nicht? Sie sind Menschenfresser, die wilden Heiden! Ohne Don Manfredo wären wir alle rettungslos verloren. Sie würden uns…« Sie stockte.
    Ich dachte an den unglücklichen Frans Krohn. Ich dachte an Igor, der im Kerker hatte zurückbleiben müssen. Und ich dachte an Accostos Worte, auf unbefugtes Betreten dieses Landes stehe der Tod, und ich hätte es Ma-Chona zu verdanken, noch am Leben zu sein.
    »Erzählt mir davon«, bat ich. »Wenn Ihr es dürft, und wenn es Euch nicht zu schlimm ankommt. Bedenkt: Ich bin fremd hier. Ich bin kein Spanier, ich bin Franzose.« Prüfend musterte ich sie, aber sie zuckte dabei nicht mal zusammen. Offenbar interessierte es sie herzlich wenig, welcher Nationalität ich war.
    Und irgendwie spielte es ja auch keine Rolle.
    In fast jedem Leben hatte ich eine andere Nationalität. Jetzt war ich Franzose. Warum nicht im nächsten Leben Holländer, Russe oder Schwede? Das einzige, was mir Grenzen setzte, war meine Hautfarbe. Ich würde niemals als Schwarzer unter Schwarzen auf dem dunklen Kontinent im Süden der Alten Welt leben können, und auch nicht als Indianer unter Indianern.
    Vielleicht konnte ich noch als bleicher Ägypter durchgehen, mit meinem leicht bräunlichen Zigeuner-Teint. Aber eigentlich war ich auf das Abendland festgelegt.
    Was die verschiedenen Sprachen anging - damit hatte ich kaum Probleme. Ich lernte sehr schnell. Es mochte mit meiner unseligen Abstammung von Asmodis, dem Fürsten der Finsternis, zusammenhängen. Der beherrschte auch alle Sprachen dieser und anderer Welten.
    Conchita Serquaiez begann zu erzählen…
    ***
    Gegenwart:
    Sheriff Bancroft kam ihnen entgegen, als Uschi Peters den Pajero kurz vor der Absperrung stoppte. Der Sheriff hatte gut zwei Dutzend Polizisten alarmiert, die Neugierige fernhielten. Tendykes Wagen war davon ausgenommen.
    Bancroft runzelte die Stirn, als er auch Zamorra und seine Begleiterin entdeckte. »Sie fahren ja schweres Geschütz auf«, stellteerfest. »Mann, Rob, was ist hier eigentlich los? Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was Sie wissen? Wenn sogar Ihre sorcerers dabei sind…« Tendyke winkte ab. »Der Kopf«, verlangte er knapp. »Wo ist er? Ich will ihn sehen. Wurde auch der Rumpf gefunden?«
    »Eben nicht! Genauso wenig wie bei O’Cann!«
    »Dann bitte, Jeronimo…« Der Sheriff legte ihm die Hand auf die

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