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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Calusa zufrieden. Sie haben zwei neue Opfer. Das reicht wieder für ein paar Tage. Ma-Chona wird so schnell keine neuen Forderungen stellen.«
    »Zwei neue Opfer?« fragte ich alarmiert. »Eure beiden Begleiter.«
    »Aber Igor«, begann ich. Der Russe war im Kerker zurückgeblieben. Er…
    Conchita ging zur Tür und zog sie auf. Ich trat zu ihr. Ich sah hinaus. Die Helligkeit schmerzte in meinen Augen, aber ich gewöhnte mich rasch wieder daran. Hier in der kleinen Holzhütte war es nicht nur stickig heiß, sondern des kleinen Fensters wegen auch recht dunkel. Dem Stand der Sonne nach mußte es bereits Nachmittag sein. Am Morgen, als die Spanier mich aus dem Kerker holten, hatte es nur den Pfahl mit Krohns aufgespießtem Kopf gegeben. Jetzt waren da drei Pfähle. Mit drei Köpfen. »Drei?«
    Beide hatten wir es zugleich ausgesprochen. Drei Köpfe? Aber wir waren doch nur zu dritt hergekommen, und ich lebte noch!
    Wer war der dritte Tote?
    ***
    Ich starrte sie an, die blutleeren Köpfe. Frans und Igor - und der dritte, den ich nicht kannte.
    »Es ist keiner von uns«, sagte Conchita leise.
    Sie war mir gefolgt, als ich losstürmte; allerdings etwas langsamer. Als sie mich einholte, examinierte ich die Köpfe bereits.
    Niemand hinderte mich daran, aber es gab ein paar Leute, die mich äußerst mißtrauisch ansahen.
    Und jetzt erregte auch Conchita ihre Aufmerksamkeit.
    Natürlich. Hier ein Mann mit bloßem Oberkörper, da ein Mädchen in einem ledernen Hemd, das ihr kaum über den Po reichte. Der Fremde und das verarmte Dorfkind. Ich ballte die Fäuste. Sie hatten auch Igor umgebracht, und ich hatte es nicht verhindern können.
    Ich war ohne Besinnung gewesen. Er war nicht erst geköpft worden, als ich in Conchitas Behausung wieder erwachte, sondern es war vorher geschehen. Vermutlich, während ich mit Don Manfrede sprach.
    Nein - etwas später. Nachdem der verdammte Calusa-Zauberer mich betäubt hatte!
    Denn der Henker war laut eigenem Bekunden Accosto selbst.
    Ungefragt bestätigte es Conchita im nächsten Moment. »Don Manfrede richtet sie«, sagte sie. »Er schlägt ihnen den Kopf ab. Der Kopf wird aufgespießt, bis nichts außer dem blanken Schädel übrig ist. Den Körper…« Sie erschauerte. »Den Körper«, fuhr sie dann fort, »bekommen die Calusa.«
    Also labten sich die Indianer derzeit an Krohn und dem Russen - und an diesem Fremden?
    Keiner von den Spaniern? Aber auch keiner von uns! Woher kam er dann? Ich kämpfte meine Übelkeit nieder und betrachtete die Köpfe eingehend. Es fiel mir nur deshalb schwer, weil ich mit Frans und Igor seit Monaten zusammen war. Denn eigentlich hatte ich in meinen über 180 Lebensjahren den Tod in vielerlei Gestalt gesehen. Aber nicht so… Abgeschlagene Köpfe kannte ich zur Genüge.
    Aber mit denen hier stimmte etwas nicht. Die Schnitte waren zu glatt! Selbst das schärfste Henkerbeil, das schärfste Richtschwert konnte einen Kopf nicht so sauber vom Rumpf trennen!
    Nicht so völlig frei von Fleischfasern, Knochensplittern, Adern… Der Henker mochte die Kraft für einen sauberen Hieb haben, aber die Klinge konnte niemals so scharf sein…
    Solche Schnitte hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen!
    Ein morbider Wunsch drängte sich mir auf: Ich wollte diese Richtwaffe, Schwert oder Beil, sehen, in meinen Händen halten, den Stahl begutachten. Es gab Legenden von meisterhaft geschmiedeten Sarazener-Klingen, die einen auf dem Wasser gegen die Schneide treibenden Grashalm glatt durchtrennten, aber das war wirklich nicht mehr als ein Märchen. Dermaßen scharfe Klingen gab es nicht.
    Und wenn doch - dann war’s keine Schmiedekunst, sondern Magie! Und das schien mir auch hier der Fall zu sein.
    Wer auch immer diese Menschen geköpft hatte - er benutzte eine magisch gefirmte Waffe. Accosto und Ma-Chona… Ihre Zusammenarbeit schien wesentlich tiefer zu wirken, als ich anfangs annahm.
    Und Ma-Chona erlaubte den Spaniern, hier auf Calusa-Land zu leben, wenn die Calusa ihren Tribut erhielten…
    Menschenfleisch…
    Gerade wieder drei frische Körper… Frans, Igor, der Fremde… Wer war dieser Fremde? Woher kam er?
    Das herauszufinden, war ein untergeordnetes Problem.
    Wichtiger war, diesen kannibalischen, magischen Terror zu beenden!
    ***
    Gegenwart:
    »Ihr Fall?« Bancroft schüttelte den Kopf. »Bei aller Freundschaft, Rob, aber Sie sind kein Polizist. Folglich ist es auch nicht Ihr Fall, aber Sie sind als Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika

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