0658 - Flug in die Dunkelwolke
Mann namens Ling Temvaughn eingeliefert worden. Bewußtlos, Verdacht auf hypnotische Beeinflussung, und so weiter. Wo kann ich etwas über sein Befinden erfahren?"
„Bei mir", antwortete der Arzt. Er war ein hochgewachsener, breitschultriger Mensch mit offenem Gesicht und kurzgeschorenen blonden Haaren. „Es trifft sich zufällig, daß ich derjenige bin, der sich um den Mann gekümmert hat."
„Oh", machte Peppoing, der eigentlich nicht so recht wußte, wie er mit dem Fragen anfangen sollte. „Hat er... ist Ihnen ... ich meine, geht es ihm gut?"
„Nein, das meinen Sie nicht", antwortete der Arzt grinsend.
Peppoing überlegte, wie er auf diese Unterstellung reagieren sollte. Aber der Arzt kam ihm zuvor.
„Der Fall erscheint Ihnen merkwürdig, nicht wahr?" erkundigte er sich.
Kell Peppoing schluckte.
„Ja", gab er zu.
„Mir auch. Haben Sie Zeit, in mein Büro zu kommen?"
„Ich bin frei", versicherte Peppoing, „wenigstens für die nächsten drei Stunden."
Eine Minute später saß er dem jungen Mediziner an dessen Arbeitstisch gegenüber.
„Sie sagten, Temvaughn sei auch Ihnen merkwürdig vorgekommen", erinnerte er ihn.
„Temvaughn ist mittlerweile wieder bei Bewußtsein", antwortete der Arzt. „Aber je mehr er sich zu erinnern versucht, desto mehr vergißt er. Es steht außer Zweifel, daß er hypnotisch beeinflußt wurde. Die Beeinflussung ist jetzt noch festzustellen. Ihre Intensität klingt exponentiell ab, aber in demselben Maße, wie der Block schwindet, verflüchtigt sich auch Temvaughns Erinnerung. Wenn er völlig wiederhergestellt ist, nehme ich an, wird er sich an nichts erinnern, was ihm im Laufe der vergangenen drei oder vier Tage zugestoßen ist."
„Drei oder vier Tage", überlegte Peppoing. „Würden Sie sagen, es gibt einen Zusammenhang zwischen der Zeitspanne, für die er keine Erinnerung mehr besitzt, und dem Augenblick, in dem der hypnotische Block erzeugt wurde?"
Der junge Arzt nickte gewichtig.
„Ganz sicher würde ich das sagen. Der früheste Zeitpunkt, an den Temvaughn sich nicht mehr erinnern kann, muß in unmittelbarer Nähe des Augenblicks liegen, in dem er hypnotisiert worden ist."
Kell Peppoing war plötzlich hellwach.
„Aber das würde bedeuten, daß Temvaughn hier an Bord, nach dem Start der MARCO POLO unter hypnotischen Zwang genommen wurde."
„Deswegen eben", sagte der Arzt, „kommt mir der Fall Temvaughn so merkwürdig vor!"
Peppoing sprang auf.
„Ich danke Ihnen", sprudelte er hervor. „Es gibt eine Menge Dinge, die ich sofort tun muß. Entschuldigen Sie mich bitte ..."
*
„Wie meinen Sie das?" erkundigte sich Perry Rhodan verblüfft.
„Sie vermuten richtig", sagte der Fremde mit den wulstigen Lippen - es war Tastir, das hatte Rhodan inzwischen erkannt, „wenn Sie annehmen, daß wir Abkömmlinge des großen Volkes der Lemurer sind. Sie sind jedoch falsch beraten, wenn Sie meinen, daß uns irgendeine romantische Anhänglichkeit mit unseren Ahnen verbindet."
Perry Rhodan war sichtlich irritiert.
„Das mit der Anhänglichkeit, ob sie nun romantisch ist oder nicht, können Sie selbstverständlich halten, wie Sie wollen.
Warum aber mache ich mich verdächtig, wenn ich Ihnen einen lemurischen Gruß entbiete?"
„Weil wir unter den Verfolgungen durch unser eigenes Volk in der Vergangenheit schwer zu leiden hatten. Sie kennen die Geschichte von Lemur, nehme ich an. Sie selbst sind ein Abkomme der Lemurer, vermute ich. Sie wissen, daß es für uns damals, während jenes schrecklichen Krieges, nur eines gab, wovor wir uns fürchteten: die Haluter."
Er sprach mit Nachdruck und innerer Anteilnahme. Im Schatten der vorgewölbten Stirn hatten die graugrünen Augen zu glühen begonnen.
„Nun, für uns Vincraner ist noch ein weiteres Objekt der Furcht hinzugekommen: die Lemurer."
Jedermann schwieg und wartete darauf, daß er fortführe. Tastir jedoch hatte nicht die Absicht, mehr zu sagen. Nach einer Weile meinte Perry Rhodan: „Sollte es zu einer Zusammenarbeit zwischen Ihnen und uns kommen, was ich sehr hoffe, dann werden wir Sie beizeiten davon überzeugen, daß wir, obwohl Nachfahren der alten Lemurer, für Sie keine Gefahr bedeuten.
Wir sind Hilfesuchende, und jeder, der uns Hilfe bietet, ist unser Freund. Vielleicht berichten Sie mir bei Gelegenheit auch mehr über das Schicksal Ihres Volkes. Sie nennen sich Vincraner, wie ich höre."
„Unsere Heimat ist der Planet Vincran", antwortete Tastir ernst, „der die Sonne Teconteen
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