066 - Das Tor zur Hölle
donnernder Stimme. »Wie reden Sie mit mir? Wenn Sie nicht auf der
Stelle gehen, werde ich die Hunde auf Sie hetzen!
Nehmen Sie sofort den Fuß aus der Tür!«
»Ich glaube, Sie haben einen Hang zum Übertreiben,
Lordchen.« Das Grinsen auf Duffreans Gesicht war eine Herausforderung. »Sind
Sie immer so schnell aus dem Häuschen? Hat der gute Arlidge zur falschen Zeit
auch ein falsches Wort gesagt, daß Sie es vorgezogen haben, ihn verschwinden zu
lassen?«
Bramhills Kiefer klappte herab. Verwunderung und
Verblüffung standen in seinen geweiteten Augen zu lesen. »Was reden Sie da für
ein Unsinn?«
»Nun, es ist doch bekannt, daß Steven Arlidge Sie
begleitet hat, Lord Bramhill.« Duffrean fuhr sich mit einer ruhigen Bewegung
über sein rotes, stoppeliges Haar. »Wenn ein Mann ohne seinen engsten
Mitarbeiter und Begleiter von einer vier Monate dauernden Reise zurückkommt,
hat es entweder Mißverständnisse gegeben und man hat sich getrennt und kommt
getrennt zurück, oder die Mißverständnisse waren so tiefgreifend, daß sich
einer der Streithähne möglicherweise sogar zu einem Mord hinreißen ließ! Und
wenn das nicht der Fall ist, dann gibt es eine letzte Möglichkeit. Die wäre,
daß Bramhill und Arlidge das Ziel ihres Lebens erreicht haben, das Geheimnis
fanden und daß einer dort sein Leben verlor.«
»Sie wissen nicht, was Sie reden«, krächzte Bramhill. In
seinen Augen irrlichterte es.
»Ich baue nur das aus, was ich letzte Nacht das Vergnügen
hatte, mit eigenen Ohren an Ihrem Fenster zu hören.«
»Sie schleichen hier herum und lauschen?«
»Eigentlich vermutete ich, daß vielleicht ein Mörder Ihr
Landhaus als Unterschlupf benutzt. Der Phantom-Würger!
Aber davon wissen Sie nichts. Die Dinge sind während
Ihrer Abwesenheit vorgefallen. Es ist auch nicht so wichtig, mit Ihnen darüber
zu sprechen. Da ich Zeuge wurde, wovon Sie in der letzten Nacht nach Ihrer
Rückkehr sprachen, glaube ich, daß Sie mir eine hochinteressante Story erzählen
könnten.«
»Sie phantasieren«, stieß Bramhill zwischen den Zähnen
hervor.
Der Lord öffnete die Tür wieder etwas mehr.
Knurrend schoben sich die Hunde aus dem Hintergrund des
Zimmers. Sie kamen bis auf einen Meter an Bramhill heran.
»Schicken Sie die Hunde fort! Dann sprechen wir weiter.
Aber in aller Ruhe, vielleicht bei einem Glas Whisky oder
Sherry, Lordchen, hmm? Ich habe da ein interessantes Büchlein. Steven Arlidges
Gesammelte Überlegungen, wie hört sich das an?«
Bramhill starrte sein Gegenüber an wie einen Geist.
»Ich habe ein Tagebuch gefunden. Durch Zufall«, grinste
Duffrean.
Bramhills teigiges Gesicht wurde noch bleicher.
»Sie haben sich strafbar gemacht«, stieß er hervor. »Sie
sind unbefugt in die Wohnung eines Mannes eingedrungen!«
»Ich weiß nicht, wessen Vergehen schwerer wiegt. Ein Mord
oder die Beschaffung von Material, das Sie unter Umständen des Mordes
überführen kann! Ein Teufelskreis, nicht wahr, wenn man bedenkt, daß es einen
Mitwisser weniger gab – und nun plötzlich wie aus dem Boden gewachsen, wieder
einer vor Ihnen steht!« Bramhills und Duffreans Blicke begegneten sich.
»Was passierte am Tor zur Hölle?« stellte John Duffrean
klar und präzise betonend seine Frage.
Bramhill glaubte, eine unsichtbare, eiskalte Hand wurde
seinen Rücken entlangfahren. Gänsehaut überzog seinen Körper.
John Duffrean kam nicht mit dem großen Bluff hierher! Was
er sagte, hatte Hand und Fuß. Er wußte wirklich, worum es ging. –
»Kommen Sie herein«, reagierte Bramhill mit eisiger
Stimme und öffnete vollends die Tür.
John Duffreans schmale Lippen verzogen sich zu einem
breiten Grinsen. »Ich wußte, daß ich zu einem Glas Sherry von Ihnen eingeladen
würde.«
Bramhill führte seinen ungebetenen Gast in die
Bibliothek.
Die Fenster hatten einen grünlichen Schimmer, so daß das
Licht der Morgensonne das Zimmer mit den alten, schweren Möbeln in eine
geheimnisvolle Atmosphäre tauchte.
Stockend kam zwischen Duffrean und Bramhill ein Gespräch
zustande, nachdem feststand, daß Duffrean tatsächlich das Tagebuch von Steven
Arlidge aus dessen Wohnung geholt hatte.
Der Sensationsreporter saß in einein der schweren,
großgemusterten Sessel, hatte die Beine übereinandergeschlagen und hielt das
kleine, in blaues Leder gebundene Tagebuch Arlidges zwischen den Fingern.
»… es liest sich wie ein Science Fiction-Roman,
Lordchen«, fuhr Duffrean fort. Bramhill ging im Zimmer auf und ab. »Steven
Arlidge hat die
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