Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
066 - Das Tor zur Hölle

066 - Das Tor zur Hölle

Titel: 066 - Das Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
hinter seinem Vorgänger.
    Keiner von ihnen merkte, daß die flinke, sie belauschende
Gestalt auf nackten Sohlen folgte.
    Der Tunnel führte bergab.
    Nach einem Weg von zehn Metern erreichten sie eine
Stelle, wo eine Nische in der Wand war, in der Fackeln lagen.
    Der Lichtschein aus der Bibliothek war nicht mehr
wahrnehmbar.
    Bramhill zündete die Fackeln an und reichte wortlos eine
an Duffrean weiter.
    »Was immer Sie hier unten später auch zu sehen bekommen
mögen, versprechen Sie mir, nicht darüber zu schreiben!«
    Bramhills Stimme klang besorgt.
    Duffrean sagte: »Ich verspreche es Ihnen. Ich verspreche
zumindest, keinen Ort und keine Namen zu nennen.« Während er das sagte, fand er
es gut, daß er so ruhig und gelassen reagierte und die Situation nicht mit noch
mehr Zündstoff versorgte.
    Duffrean wußte genau, daß er sich nicht daran halten
würde.
    Wenn diese Story einiges hergab, dann würde er ganz dick
auftragen.
    Sie kamen in eine Art Kellervorraum, an dessen Ende sich
eine schwere, mit Eisenbeschlägen versehene Tür befand.
    Hinter einem Mauervorsprung gab es eine Nische, aus der
Bramhill einen großen, rostigen Schlüssel zog und das Schloß damit öffnete.
    Die Tür quietschte in ihren Angeln, Ratten huschten vor
den Eintretenden davon. Riesige Spinnwebfetzen hingen von der balkengestützten Decke
herab und blieben in ihren Haaren kleben.
    Bramhill und Duffrean kamen in den Weinkeller, zu dem es
auch noch eine andere Tür gab, über die man normalerweise hier herunterkam, um
einen alten kostbaren Tropfen zu holen.
    Riesige Gestelle und Regale bis zu den Decken.
Vollgefüllt mit leeren und vollen Flaschen, auf denen zentimeterdick der Staub
lag. In einem Regal standen nur dickbauchige Kognakflaschen, die mehr als
hundertfünfzig Jahre alt waren. Viele Flaschen waren noch aus Napoleons Zeiten
und hätten bei einer Versteigerung ein kleines Vermögen gebracht.
    Große, überdimensionale Fässer und Holzbehälter,
Bottiche, bestimmten die andere Hälfte des riesigen Kellers.
    Es roch nach Staub, nach alten, gärenden Mostresten und
Schimmel.
    Hier unten war die Zeit stehen geblieben. Die Fässer
zerfielen langsam, der jetzige Lord Bramhill ließ hier keinen Most mehr gären.
    John Duffrean merkte, wie er immer mehr in den Bann
dessen gezogen wurde, was er selbst provoziert hatte. Eine selten gekannte
Aufregung ergriff von ihm Besitz. Er wurde in ein Geheimnis eingeweiht, das nur
wenigen Menschen bekannt war.
    Hinter einem riesigen Faß gab es einen Durchlaß, durch
den sie sich zwängen mußten. Sie stiegen über schwarze, schimmelige Steine und
erreichten eine Nische, in der ein Bottich stand.
    Der Boden des Bottichs ließ sich bewegen – und gab einen
schwarzen, gähnenden Schacht frei.
    »Bitte!« sagte Lord Bramhill und hielt die Fackel in die
Höhe.
    »Jetzt beginnt Ihre Reise ins Abenteuer.«
    »Immer nach Ihnen, Eure Lordschaft«, säuselte Duffrean.
    »Ein Brunnenschacht? Wollen Sie mich in die Tiefe
stürzen?
    Das wäre nicht die feine englische Art!«
    Bramhill stieg zuerst in den Bottich. Im Schein der
qualmenden Fackeln sah Duffrean, daß schmale, steinerne Treppen in eine
unbekannte Tiefe führten.
    Wie gehabt, hielt sich Duffrean weiterhin hinter dem
Lord.
    Die Luft hier unten war stickig. Man konnte nicht mehr so
tief durchatmen. Es fehlte merklich an Sauerstoff.
    Das zuckende, unruhige Licht der Fackeln warf
gespenstische Schatten an die feuchten, braunen Wände, die aussahen, als wären
sie mit klobigem Handwerkszeug aus einer durchgehenden Felswand herausgemeißelt
worden.
    Es gab keine Fugen und keinen Mörtel, der Schacht war
eine Röhre, die in den Mittelpunkt der Erde zu führen schien.
    Duffreans Herz schlug schneller. Seine Haut wurde feucht.
Er bekam die Anspannung und die körperliche Anstrengung nun gleichermaßen zu
spüren.
    Es ging nicht zum Mittelpunkt der Erde, aber hundert
Meter steil abwärts in die Tiefe.
    Und so etwas war in der Umgebung nicht bekannt!
    Endlich folgte die letzte Stufe.
    John Duffrean wußte, daß er seinem Begleiter ausgeliefert
war. Bramhill kannte sich hier aus. Wenn er es darauf ankommen ließ, dann war
er, Duffrean, für alle Zeiten von der Bildfläche verschwunden. Kein Mensch
würde ihn je hier finden.
    Aber John Duffrean hoffte, daß sein Bluff mit dem Brief
an den Rechtsanwalt gefruchtet hatte. Er konnte überzeugen, das wußte er.
    Duffrean mußte sich kurz an die eiskalte Wand lehnen. Ein
Schwindelgefühl ergriff ihn.
    George P. Bramhill

Weitere Kostenlose Bücher