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0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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als habe er schon viel zu lange mit viel zu wenig Schlaf auskommen müssen.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Nicole zuckte zusammen. Sie kannte ihren Chef und Lebensgefährten so gut wie keinen anderen Menschen, aber was sie in seinen Augen sah, erschreckte sie.
    Da war nichts außer Trauer und einer kalten Wut, die er nur schwer zu beherrschen schien.
    Sie schluckte. Was war hier passiert?
    »Cherie«, setzte sie vorsichtig an, aber im nächsten Moment war Zamorra bei ihr, riß das Amulett mit einer einzigen Bewegung unter seinem Hemd hervor und preßte es heftig gegen ihre Stirn.
    Nicole schrie auf, als sie durch den Aufprall das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Sie konnte sich mit ihren gefesselten Händen nicht abstützen und schlug hart auf dem Boden auf.
    »Nun«, sagte Zamorra kühl, »dämonisch bist du zumindest nicht. Bleibt nur noch die Frage, was du bist und wer dich geschickt hat.«
    Jetzt traten auch Teri und Gryf heran. Keiner von ihnen machte Anstalten, Nicole aufzuhelfen.
    Sie setzte sich auf und sah ihre Freunde an, die ihr mit jeder Sekunde fremder vorkamen. »Wißt ihr denn nicht, wer ich bin?« fragte sie tonlos. »Ich bin Nicole.«
    »Nein!« schrie Zamorra sie unvermittelt an. »Nicole ist tot, hörst du? Also wage es nie wieder, ihren Namen zu mißbrauchen! Sie ist tot!«
    Nicole spürte, wie ihr die Farbe aus dem Gesicht wich.
    Tot?
    ***
    Der Mann trat zwischen den Bäumen hervor und rief den niederen Geist, der gerade auf der Lichtung aufgetaucht war und sich jetzt unsicher umsah, zu sich.
    In einer Hand hielt der Höllensklave einen kleinen schwarzen Kasten, an dem ein rotes Licht blinkte. Als der Geist die Stimme des Mannes hörte, drehte er sich zu ihm und verneigte sich tief.
    »Danke, Herr, daß Ihr pünktlich seid«, sagte er unterwürfig. »Ich kann mich nur kurze Zeit von meiner Herrin entfernen, sonst wird sie mißtrauisch.«
    Der Mann winkte ungeduldig ab. »Ich sehe, du hast die Box bei dir«, entgegnete er ohne Umschweife. »Gib sie mir.«
    Aus Gewohnheit wollte der Geist seinem Befehl nachkommen, aber dann zögerte er.
    »Was ist mit Eurem Versprechen, Herr? Ihr wolltet den Bann von mir nehmen.«
    Nichts wollte der niedere Geist mehr, als von diesem Bann befreit zu werden, den Stygia einst ausgesprochen hatte, um sich seine Gefügigkeit zu sichern. Er zwang ihn, jedem ihrer Befehle zu gehorchen, ob er nun wollte oder nicht. Der Geist hatte sich schon lange mit seinem Schicksal abgefunden, aber dann war plötzlich dieser unbekannte Magier aufgetaucht, hatte ihn beschworen - was nicht besonders schwierig war, wie der Geist zugeben mußte - und ihm angeboten, den Bann aufzuheben. Als Gegenleistung hatte er nur gefordert, daß der Geist einen kleinen schwarzen Kasten in Stygias Thronsaal schmuggelte und ihm nach ein paar Tagen wieder übergab. Das hatte weder gefährlich noch sonderlich dramatisch geklungen, also hatte der Geist zugestimmt.
    Der fremde Magier streckte fordernd die Hand aus. »Erfülle deinen Teil des Handels, und ich werde meinen erfüllen.«
    Der Geist seufzte resignierend und reichte ihm die Box. Als Diener war er nicht gewohnt, Verhandlungen zu führen und gab lieber nach, bevor er am Ende mit leeren Händen dastand.
    Der Magier betätigte einige verborgene Tasten an der Box, die dem Geist überhaupt nicht aufgefallen waren. Im nächsten Moment erklang eine Stimme klar und unverfälscht aus dem Aufnahmegerät. »Den nächsten Angriff werde ich dir widmen«, sagte Stygia.
    Der Fremde lächelte dünn, zog wortlos einen Dhyarra-Kristall aus der Tasche und vernichtete den Geist mit einem konzentrierten Gedankenbefehl.
    »Damit hätte ich auch meinen Teil des Abkommens erfüllt«, sagte der Ewige zynisch.
    ***
    Die Strahlen mehrerer starker Taschenlampen blendeten Fooly, der bewegungslos inmitten der Regenbogenblumen stand. Er verengte die großen runden Telleraugen, soweit das möglich war, konnte in dem grellen Licht jedoch nichts erkennen. Im Dunkel hatte er einige Gestalten gesehen, die ihre Gewehre erhoben, als er auftauchte. Jetzt konnte er nur raten, was sich hinter den Taschenlampen abspielte.
    Trotz seiner besonderen Drachensinne…
    »Nenn uns einen Grund, warum wir dich nicht töten sollten, du Mißgeburt der Hölle«, rief eine rauhe Stimme.
    »Wie wär's mit zwei guten Gründen«, gab Fooly spontan zurück. »Ich bin weder eine Mißgeburt, noch stamme ich aus der Hölle. Mein Name ist MacFool, und ich habe nichts kaputtgemacht, was euch gehört, also

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