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0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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habt ihr auch kein Recht, mich so zu behandeln!«
    In seinem Ärger über die Ausdrucksweise des Unbekannten hatte der Drache ganz vergessen, daß noch immer Gewehre auf ihn gerichtet waren. Jetzt schluckte er. »Und die Gewehre braucht ihr auch nicht«, fügte er als Nachsatz hinzu.
    Für einen Moment konnte Fooly neben dem überlauten Schlagen seines eigenen Drachenherzens nur undeutliches Flüstern hören.
    »Okay«, antwortete die rauhe Stimme schließlich zu seiner Erleichterung. »Geh langsam von den Blumen weg. Die Hände, oder was auch immer du anstelle von Händen hast, schön oben halten, sonst knallen wir dich ab.«
    Fooly folgte der Aufforderung. Einige der Lichtkegel schwenkten nach unten, damit er nicht über das ganze Geröll stolperte, während die anderen ihn weiter im Visier behielten, aber freundlicherweise darauf verzichteten, ihm in die Augen zu leuchten.
    Fooly brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Dann traute er seinen Augen nicht.
    Er konnte den Mann sehen, der mit ihm gesprochen hatte. Er war groß, kräftig und möglicherweise Ende vierzig, aber Fooly hatte immer noch Schwierigkeiten, das Alter von Menschen anhand ihres Aussehens zu schätzen. Was ihn aber so überraschte, war, daß um diesen Mann herum eine komplette Baseball-Mannschaft stand.
    Und keiner der Spieler, die ihre schweren Gewehre mit äußerster Kraftanstrengung an die Schulter gepreßt hielten, war älter als zwölf.
    ***
    Nicole saß immer noch geschockt auf dem Boden.
    Man verkraftet es eben nicht so leicht, wenn man von seinem eigenen Tod erfährt, fuhr es ihr durch den Kopf, während sie sich bemühte, ihre Gedanken zu ordnen. Wenn sie Zamorra und die anderen von ihrer Geschichte überzeugen wollte, mußte sie klar denken und eine Antwort auf jede Frage haben.
    Vor allem auf Zamorras Fragen.
    Der hockte jetzt vor ihr und betrachtete sie mit wissenschaftlicher Kälte.
    »Was bist du?« fragte er ruhig. Daß er sie noch vor einer Minute angebrüllt hatte, schien er bereits vergessen zu haben. »Du bist nicht dämonisch, aber was kannst du sonst sein?«
    Er gab ihr keine Gelegenheit zur Antwort, sondern sah die beiden Druiden an.
    »Könnt ihr ihre Gedanken lesen?«
    Gryf schüttelte den Kopf. »Nein, da gibt's eine Sperre. Aber was auch immer sie ist, vermutlich hat Stygia sie geschickt, um dich zu verunsichern. Solange du dich mit ihr auseinandersetzt, kannst du dich nicht um deine wirklich wichtigen Aufgaben kümmern. Wenn du mich fragst, solltest du sie vernichten und die ganze Sache vergessen. Damit wischst du Stygia sogar noch eins aus.«
    Nicole sah, wie Zamorra zusammenzuckte. Das ließ sie hoffen. Vielleicht war er doch nicht so abgebrüht, wie es schien.
    Teri öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Nicole kam ihr zuvor.
    »Zamorra«, sagte sie eindringlich. »Stygia hat mich nicht geschickt. Erinnere dich an den Kristallplaneten vor zweieinhalb Jahren. Damals, als du und Asmodis Eysenbeiß enttarnen wolltet. Ted und ich tauchten auf…«
    »… und habt uns aufgehalten, um etwas Schlimmeres zu verhindern«, vervollständigte der Dämonenjäger nachdenklich ihren Gedanken.
    »Genau«, stimmte Nicole zu. »Für mich ist dieses Ereignis gerade mal eine Stunde her. Ted und ich haben die Vergangenheit geändert. Aus irgendeinem Grund ist diese Gegenwart hier entstanden. Wenn wir herausfinden, wieso , können wir zurück in die Vergangenheit gehen und alles korrigieren. Aber dazu brauche ich deine Hilfe.«
    Der Dämonenjäger richtete sich schweigend auf und ging zum Fenster. Gryf und Teri sahen sich an, sagten jedoch nichts. Sie wußten, daß sie Zamorra die Entscheidung, was aus dieser falschen oder vielleicht doch echten Nicole werden sollte, allein überlassen mußten.
    Nach einem Moment hob Zamorra, der noch immer mit dem Rücken zu ihnen stand, den rechten Arm. In seiner ausgestreckten Hand hielt er das Amulett, die handtellergroße Silberscheibe mit den rätselhaften Verzierungen und den beachtlichen magischen Kräften und Fähigkeiten.
    »Es gibt etwas, das nur Nicole und ich konnten«, sagte er mit einem kaum merklichen Zittern in der Stimme. »Wenn du die Wahrheit sagst, dann kannst du es. Ruf das Amulett zu dir.«
    Nicole nickte erleichtert. Darauf hätte sie auch selber kommen können. Sie streckte die gefesselten Hände aus und rief die Metallscheibe mit einem kurzen Gedankenbefehl.
    Die magische Waffe verblieb in Zamorras Hand.
    Nicole runzelte die Stirn,

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