0661 - Dämonische Kreuzfahrt
geschieht. Wir jedenfalls tun unser Bestes, das können Sie mir glauben.«
»Wir haben es auch nicht in Frage gestellt. Zudem ist Miss Perkins jetzt vor Angriffen sicher, wie ich hoffe.«
»Gut. Sollte sich etwas tun, gebe ich Ihnen Bescheid.«
»Natürlich, Doktor.«
Es war schon dunkel geworden, als wir vor dem Krankenhaus standen. Suko schaute betreten zu Boden, ich blickte gegen den Himmel, als würde sich dort eine Lösung der Probleme abzeichnen, aber zu sehen waren nur die hellen Sterne, die kaum von einer Wolkendecke abgeschirmt wurden.
Sie blinkten dort um die Wette.
»Willst du noch etwas trinken gehen, John?«
»Eigentlich ja. Aber bei uns in der Nähe. Ich muss den Krankenhausgeschmack aus der Kehle spülen. Außerdem bin ich ziemlich kaputt. Der Flug von Tokio hierher hat mich geschlaucht.«
»Kann ich mir denken.«
Noch immer waren wir auf der Suche nach einer Lösung, die Nadine Berger anbetraf. Wir waren extra nach Japan geflogen, um dort einen Mann zu finden, der den Text auf dem aus Indien stammenden Palmblatt hätte entziffern können. Ja, gefunden hatten wir ihn, aber andere waren schneller gewesen. Will Mallmann war es gelungen, ihn zu einem Vampir zu machen, und mir war die Aufgabe zugefallen, ihn zu vernichten.
Noch jetzt hallte mir Mallmanns höhnisches Lachen in den Ohren und auch seine Erklärung, dass es keinen mehr geben würde - die Mönche in der Bibliothek ausgenommen -, die den Text auf dem Palmblatt entziffern konnten. Tatsache oder Wunschtraum?
Wir wussten es nicht. Wir konnten nur hoffen, dass sich Mallmann geirrt hatte. Wenn ja, wie sollten wir die Person finden, die den Text zu entschlüsseln verstand.
Wir hatten den Dienstrover auf dem Parkplatz abgestellt. Suko wollte fahren, was mir sehr recht war, so konnte ich mich mit den eigenen Gedanken beschäftigen.
Dass Dracula II wieder einen Sieg hatte erringen können, das gefiel mir überhaupt nicht. Er entwickelte sich immer mehr zu einem Supergegner, an den wir nicht herankamen, weil er uns immer einen Schritt voraus vor. Das ärgerte uns wahnsinnig. Ich kam mir allmählich vor, als würden wir von ihm und seinen Helfern ständig beobachtet, sodass diese über unsere Schritte stets informiert waren.
Der Rover schob sich durch den Londoner Abendverkehr. Er war ziemlich dicht, wir kamen nur sehr langsam voran und rollten Stoßstange an Stoßstange dahin.
Das Wetter war zu warm für Oktober. Erst für den nächsten Morgen hatten die Experten Regen und dicke Wolken vorausgesagt, dann sollte es richtig herbstlich werden, auch mit Sturm.
Wo konnten wir den Hebel ansetzen, um Nadine Berger doch noch zu retten? Es sollte eine Möglichkeit geben, sie wieder in einen Menschen zu verwandeln, allerdings musste das innerhalb eines Jahres geschehen. Wenn die Zeitspanne überschritten wurde, war es vorbei. Da blieb sie für alle Zeiten ein Vampir.
Ich dachte hin und zurück, quer und von oben nach unten, doch ich kam zu keinem Ergebnis. Wir standen da mit leeren Händen und die Probleme waren uns über den Kopf gewachsen.
»Soll ich in die Tiefgarage fahren?«
Ich winkte ab. »Wenn du am Pub einen Parkplatz bekommst, stell ihn dort ab.«
»Mal sehen.«
Wir bekamen einen. Suko setzte den Rover zielsicher in die Lücke. Zugleich stiegen wir aus.
Der Wind hatte bereits aufgefrischt. Er wehte kühl gegen unsere Gesichter.
Zwar war der Pub nicht bis auf den letzten Platz besetzt, wir hatten jedoch Mühe, eine ruhige Ecke zu finden. Ich bestellte mir ein Bitter, Suko nahm Wasser.
Schweigend trank ich, was meinen Freund zu der Bemerkung veranlasste, dass ich nicht eben gesprächig war.
»Es gibt so Phasen, wo man sich als Verlierer fühlt. Wir haben zugeschlagen, das steht fest, aber jeder Treffer ging ins Leere. Kein Ziel, gar nichts.«
»Es muss doch eine Möglichkeit geben.«
»Wenn du Mallmann glaubst, dann nicht.«
Suko winkte ab. »Der kann sich auch irren. Vielleicht hat er nur geblufft.«
»Als letzte Chance bleiben die Mönche im Kloster.«
»Klar, John, alles wunderbar. Nur frage ich dich, wie du sie davon überzeugen willst, dass sie den Text einem Fremden gegenüber entziffern und nicht der Person, für den er bestimmt ist. Da müssten sie von ihren Prinzipien abweichen.«
Ich trank einen Schluck Bier. »Dass ich mit Gewalt nichts erreiche, weiß ich selbst, aber da könnte es noch eine andere Möglichkeit geben.«
»Welche denn?«, flüsterte er mir über die Theke hinweg zu.
»Mein Kreuz.«
Suko staunte,
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