0661 - Dämonische Kreuzfahrt
fragte aber nicht weiter, weil in unserer Nähe zwei Frauen gellend lachten.
»Pass auf, Suko. Auf dem Kreuz befindet sich auch die Heilige Silbe AUM. Ich will damit nicht andeuten, dass ich etwas Besonderes bin, aber in diesem speziellen Fall müsste ich die Mönche dort darauf hinweisen. Denn welcher Nicht-Inder darf schon diese heilige Silbe aussprechen? Da wird es außer mir kaum jemand geben, meine ich.«
Suko nickte. »Da könntest du Recht haben.«
»Deshalb möchte ich eigentlich noch einmal nach Bangalore und in die Bibliothek.«
Mein Freund legte die Stirn in Falten. Als er nach seinem Glas griff, seufzte er. »Ich weiß nicht, ob du diese Reise genehmigt bekommst. Ich will nicht meckern, aber große Erfolge haben wir in der letzten Zeit nicht erringen können.«
»Zumindest haben wir die Totenstadt von Zombies befreit.«
»Das ist auch alles.«
Ich ärgerte mich. »Verdammt, sei doch nicht so destruktiv.«
»Bin ich überhaupt nicht. John, ich denke nur nach und versuche, mich in die Lage unseres lieben Sir James hineinzuversetzen.«
»Sollte er sich anstellen, fahre ich eben auf eigene Kosten.«
»Plus Urlaub, was?«
»Auch das.«
Suko lachte, ich trank mein Glas leer und schlug vor, den Pub zu verlassen.
»Weshalb?«
»Weil ich keine Lust mehr habe. Außerdem möchte ich schlafen, und zwar im eigenen Bett und nicht in einem Flugzeugsessel in der Touristenklasse.«
»Kann ich sogar verstehen.« Suko winkte dem Wirt zu. »Betrachte dich als eingeladen.«
»Danke.«
Die Luft tat uns beiden gut. Nebeneinander schlenderten wir her, beide mit den eigenen Gedanken beschäftigt, die sich jedoch um dasselbe Thema drehten.
Der Hausmeister grüßte lautstark durch die leere Halle, als wir zum Lift gingen. Wenig später hatte uns die Kabine in die zehnte Etage geschossen.
»Dann bis morgen, Alter«, sagte ich und ging auf meine schmale Wohnungstür zu.
»Okay, schlaf gut und träume von Indien.«
»Ebenfalls.«
Ich war ziemlich kaputt und freute mich darauf, endlich schlafen zu können. Dabei hoffte ich auch, von Alpträumen verschont zu bleiben…
***
Sukos Apartment lag nebenan. Der Inspektor schloss die Tür auf, gähnte und betrat den schmalen Flur. Die Wohnungen in diesem Haus glichen sich wie ein Ei dem anderen, was ihn aber nicht störte. Er betrachtete sie sowieso nur als eine Schlafstätte, denn oft genug waren er und sein Freund John Sinclair unterwegs.
Seine Kleidung stank nach Kneipe. Der Geruch würde erst später weichen, deshalb ließ er die Sachen auch im Flur liegen. In der Unterwäsche betrat er den Wohnraum, machte dort Licht und ging anschließend in das kleine Bad.
Für eine Dusche war noch immer Zeit.
So wie Gott ihn erschaffen hatte, blieb Suko inmitten des kleinen Raumes stehen. Er betrachtete sich im Spiegel und hatte das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
Nicht mit ihm selbst, nein, es kam ihm vor, als hätte sich die Umgebung verändert, und darüber dachte er nach. Beim Eintreten hatte er keinerlei Veränderungen feststellen können, auch hier im Bad sah er nichts, das Unbehagen aber blieb.
Er nahm ein Handtuch, wickelte es um seine Hüften und verließ das Bad.
Im Schlafraum war es dunkel. Niemand hielt sich dort auf. Es waren keine fremden Spuren zu sehen und Suko zog sich wieder kopfschüttelnd zurück. Er war überzeugt, dass er allmählich anfing zu spinnen.
Dann betrat er das Bad, stellte das Duschwasser ziemlich heiß und ließ die Strahlen auf seinen Körper prasseln. Anschließend duschte er kalt, sodass er sich vorkam wie in einem Eiskeller. Die Wärme kam von allein zurück. Eingehüllt in seinen flauschigen Bademantel schlenderte Suko in Richtung Schlafzimmer. Unterwegs fiel ihm ein, dass es noch etwas früh war, um ins Bett zu gehen, deshalb setzte er sich vor die Glotze und schaltete sie ein.
Er wollte die Nachrichten mitbekommen und auch erfahren, ob sich etwas in der Golfregion getan hatte. Es hatte sich nichts verändert, außer dass Großbritannien Truppen aus Germany abzog und diese in die Golfregion verlegte.
Suko gab zu, dass er nicht in der Haut der Soldaten stecken wollte, aber sein Job war auch hart genug.
Von seinem Platz aus konnte er nicht nur den Bildschirm beobachten, sondern auch die Schlafzimmertür im Auge behalten. Und dort tat sich etwas.
Suko hatte sie nicht geschlossen, das wusste er. Sie stand spaltbreit offen, aber nicht so weit wie jetzt. Und sie bewegte sich. Von innen her wurde sie geöffnet.
Mit einem
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