0661 - Dämonische Kreuzfahrt
Druck auf die Taste der Fernbedienung schaltete der Inspektor die Glotzkiste aus. Er wollte sich auf die Tür konzentrieren und entdeckte plötzlich die schmale Hand, die sich um den Rand wand.
Wie die Hand einer Frau.
Und es war eine Frau, denn einen Moment später zog die Person die Tür bis zur Grenze hin auf und blieb auf der Stelle stehen.
»Shao!« Suko konnte nicht anders, er musste den Namen seiner Partnerin einfach laut ausrufen, dann schnellte er hoch und lief auf sie zu. Shao kam ihm schon entgegen. Sekunden später lagen sich beide in den Armen. Er presste die junge Frau an sich, als wollte er sie nie mehr loslassen.
Dann löste er ihre Maske, weil er das Gesicht sehen wollte, bevor er es mit seinen Küssen bedeckte.
Shao wehrte sich nicht. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an ihn und zog ihn in das Schlafzimmer hinüber, wo sie sich rücklings auf das Bett fallen ließ.
Suko brauchte sich nur den Bademantel abzustreifen und bei Shao ging es ebenfalls sehr schnell.
Was in den nächsten Minuten und auch in der folgenden Stunde zwischen den beiden geschah, war einzig und allein ihre Sache, aber sehr, sehr menschlich.
Irgendwann verließen sie das Schlafzimmer. Shao trug eine von Sukos Schlafanzugjacken, die ihr bis zu den Oberschenkeln reichte. Lächelnd kuschelte sie sich in eine Ecke der Couch. Sie hatte so gar nichts Kämpferisches mehr an sich und war nur noch Frau.
Nebeneinander saßen sie, als Suko fragte: »Würde es dir nicht gefallen, wenn du das immer haben könntest?«
»Sicher.«
»Dann löse dich.«
»Nein, Suko, es geht nicht. Solange Amaterasu noch gefangen ist, muss ich ihre Aufgabe übernehmen. Das ist nun mal so, daran kommen wir nicht vorbei.«
»Okay, ich frage nicht weiter.«
Zuerst strich sie mit dem Zeigefinger über Sukos Kinn, dann über seinen Hals. »Fragst du dich denn gar nicht, weshalb ich zu dir gekommen bin?«
»Das traue ich mich nicht.«
Sie lachte leise. »Kann ich mir denken, und ich muss dir sagen, dass es mir gut tut, wenn ich dich sehe, aber es gibt tatsächlich noch einen anderen Grund.«
Suko drückte den Kopf zurück und schaute gegen die Decke. »Ich frage nicht, du wirst ihn mir nennen.«
»Ja, er hängt mit dir, John und euren Problemen zusammen. Weißt du nun Bescheid?«
»Sorry, nicht genau.«
»Muss ich konkreter werden?«
»Darum bitte ich.«
»Gut.« Sie strich über Sukos Brust und sprach dann Worte aus, die den Inspektor noch mehr elektrisierten als das Spiel der Finger. »Es geht um eine Bibliothek in Indien, um ein Palmblatt, auf dem das, Schicksal einer bestimmten Person festgehalten ist.«
»Nadine Berger!«
»Richtig.«
Zuerst schrak Suko zusammen, dann schluckte er und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Woher weißt du davon?«
»Es blieb mir nicht verborgen. Du weißt, dass ich mich in anderen Dimensionen aufhalte. Dort bewege ich mich mit offenen Augen. Vor allen Dingen dann, wenn es um eine Magie geht, die den gewaltigen Erdteil Asien betrifft und dessen Länder. Es spielt nicht einmal eine Rolle, ob diese Magie indischen, japanischen oder chinesischen Ursprungs ist. Sie alle haben vor langer Zeit eine Basis, eine Quelle gehabt, aus der sie entsprungen sind, und es gibt zahlreiche Verbindungen, die man nicht zerstören konnte. Das schafften weder die Menschen noch die Zeit.«
»Richtig«, flüsterte Suko. »Aber was hat das alles mit unseren neuen Problemen zu tun?«
»Einiges, wie ich annehme.«
»Kannst du nicht konkret werden?«
»Doch, deshalb bin ich hier. Du suchst nach einer Person, die in der Lage ist, die Schrift auf dem Palmblatt zu entziffern. Stimmt das?«
»Sicher, aber es gibt keine.«
»Wer sagt das?«
»Mallmann!«
Shao schaute Suko beinahe spöttisch an. »Glaubst du ihm? Ist er unfehlbar?«
»In diesem Falle beinahe. Wir haben alles versucht, die Spuren zu finden, aber auch die Letzte istabgeschnitten worden. In Japan, nahe Kyoto, in der verdammten Totenstadt.«
»Das war die letzte Spur?«
»Davon gehe ich aus.«
Shao strich ihre schwarze Haarpracht zurück. »Nein, Suko, nach der letzten gibt es immer noch eine allerletzte Möglichkeit, wie ich jedenfalls meine.«
Er war wie elektrisiert. »Und die kennst du, Shao? Bist du deshalb gekommen?«
»Auch. Es ist nicht einfach, Suko.«
»Meine Güte, was ist bei uns schon einfach? In unserem Job läuft nie etwas nach den Regeln ab. Glenda liegt schwer verletzt im Krankenhaus, Nadine Bergers Schicksal scheint besiegelt zu sein, wir alle
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