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0664 - Der Vampir von Denver

0664 - Der Vampir von Denver

Titel: 0664 - Der Vampir von Denver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Anwesenheit spüren. Selbst wenn seine Augen das dichte Buschwerk nicht durchdrangen, seinen vampirischen Sinn konnte Zamorra nicht täuschen.
    Aha, dachte er erfreut und blieb stehen. Die Aura wurde stärker. Kurz mußte er sich orientieren, dann ging er zielstrebig auf einen einzeln stehenden Baum zu, der von besonders dichtem Unterholz umgeben war. Zwar wäre Mors lieber geflogen und hätte sich dem Sterblichen so in seinen letzten Minuten eingeprägt, aber die tief hängenden Äste machten diese Fortbewegungsart leider unmöglich. So mußte er sich wie einer der Menschen laut und unelegant durch den Wald kämpfen. Das steigerte seine Laune nicht gerade.
    »Sterblicher!« krächzte er. »Ich kann dich sehen.«
    Die Aura war so stark wie nie zuvor. Sein Opfer mußte sich direkt vor ihm befinden.
    »Wenn du jetzt aufstehst und kämpfst, gewähre ich dir einen gnädigen Tod«, fuhr Mors ungeduldig fort und schleuderte einige Äste zur Seite. Das war natürlich gelogen, aber die meisten seiner Opfer glaubten das Versprechen, wenn er es in der passenden Situation einsetzte.
    »Du zögerst das Unvermeidliche doch nur hinaus!« fuhr er fort, als Zamorra nicht reagierte. »Niemand kann dem Tod entkommen!«
    Mißmutig riß er einen Busch aus, der direkt neben dem Stamm des großen Baumes wuchs. Dahinter verbarg sich allerdings auch kein Dämonenjäger.
    »Sterblicher…«, setzte der Vampir an und stockte.
    Vor ihm, auf dem dunklen Waldboden, blitzte etwas metallisch. Mors konzentrierte seinen Blick darauf.
    Und erstarrte.
    Direkt neben dem Stamm lag das Amulett des Dämonenjägers.
    Für einen kurzen Moment betrachtete der Vampir fast verdutzt die Waffe. Dann weiteten sich seine Augen, als er die List begriff. Er hatte nicht Zamorra die ganze Zeit verfolgt, sondern die Aura des Amuletts. Er war getäuscht worden!
    Er hatte keine Zeit mehr, sich beleidigt zu fühlen, denn in diesem Augenblick ließ sich Zamorra vom Baum auf ihn herunterfallen. Mors spürte einen Schlag in der Brust und fiel zur Seite. Seit Jahrhunderten hatte er keinen Schmerz mehr gespürt und brauchte daher einen Moment, bis er das Gefühl erkannte.
    Es gefiel ihm nicht.
    »Bereite dich auf deinen Tod vor«, sagte er wütend und wunderte sich, als kein Ton seinen Mund verließ. Er wollte aufstehen, aber sein Körper bewegte sich nicht.
    Langsam, mit wachsender Angst, glitt der Blick des Vampirs an seinem Körper hoch. Bis er die Brust erreichte und die Spitze des Astes sah, die aus seinem Herz herausragte.
    Zamorra hatte ihn gepfählt!
    ***
    Der Parapsychologe ließ sich erschöpft auf den Waldboden sinken und atmete die kühle Nachtluft ein. Seine Arme waren fast taub von den Klimmzügen, mit denen er sich auf den Baum gezogen hatte. Er genoß, wie der leichte Wind, der aufgekommen war, seine schweißnasse Kleidung kühlte, und lachte leise. Zum dritten Mal an einem Tag war er dem Tod von der Schippe gesprungen, hatte es tatsächlich geschafft, den übermächtig erscheinenden Vampir zu besiegen. Zwar war er dem Rätsel, das hinter den Fassaden des Chinesenviertels steckte, damit nicht näher gekommen, aber das störte ihn in diesem Moment nicht im geringsten. Er hatte überlebt, alles andere konnte warten. Dazu gehörte er auch die Tatsache, daß er allein mitten in einem unbekannten Waldgebiet lag und keine Ahnung hatte, wie er zurück nach Denver kommen sollte.
    »Wo ist ein Taxi, wenn man es braucht«, murmelte er zu sich selbst.
    Zamorra spürte, wie das Adrenalin, das ihn die ganze Zeit angetrieben hatte, in seiner Wirkung nachließ und die Erschöpfung ihn einholte. Er beschloß, sich über all diese Dinge Sorgen zu machen, wenn er sich ausgeruht hatte. Die Energie, die ihm das Amulett und der Kampf geraubt hatten, mußte sich erst einmal erneuern.
    Aber irgend etwas störte ihn an diesem Gedanken, drängte sich ihm über die Müdigkeit hinweg auf.
    Eine Kleinigkeit, die er übersehen hatte.
    Etwas, das hätte passieren sollen.
    Die Erkenntnis durchfuhr ihn wie ein Stromschlag.
    Wieso war Mors nicht zu Staub zerfallen?
    Er riß die Augen auf und sah das Gesicht des Vampirs über sich. Es war verzerrt vor Wut und Schmerz. Und dann war da nicht nur das Gesicht, sondern der ganze Vampir! Mit einer Hand drückte Mors den Parapsychologen fest auf den Boden, während seine andere den Ast berührte, der immer noch in seiner Brust steckte.
    »Dachtest du wirklich, so kannst du mich töten?« krächzte er wütend.
    Eigentlich schon, dachte Zamorra

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