0664 - Tunnel durch die Zeit
eigentümlicher Klarheit erkannte er, daß er nur deshalb noch lebte, weil beide Überschweren auf Captain Kutaiba geschossen hatten, und er wußte, daß die nächsten Schüsse ihm gelten würden. Offenbar wollten die Überschweren keine Gefangenen machen.
Er warf sich herum und rannte davon. Als er die Schaltzentrale erreichte, sah er, daß Tino Matteo sich hinter einen Kontursessel gekauert und den Kopf zwischen die Knie gesteckt hatte. Aus dem Helmempfänger drang stoßweises Schluchzen.
Der erbarmungswürdige Anblick des Mathelogikers und die gleichzeitige Gewißheit, daß die Überschweren auch ihn nicht schonen würden, erzeugte blinde Wut in Epitcher.
Verzweifelt suchte er nach einer Waffe, mit der er, wenn er schon sterben mußte, wenigstens einige Sekunden Widerstand leisten konnte. Aber es gab keine. Matteo hatte seine wahrscheinlich während der Flucht weggeworfen.
Plötzlich wimmelte die Schaltzentrale von Überschweren. Die quadratisch wirkenden Gestalten schossen jedoch nicht mehr.
Sie stürzten sich auf die beiden Überlebenden, schlugen sie nieder und fesselten sie anschließend mit selbstklebender Plastikfolie.
7.
Die Durchsagen des Robotkommandos beschränkten sich auf stereotype Wiederholungen von immer gleichen Anfragen und immer gleichen Antworten.
Bisher war keine Spur von Captain Finley Oggs gefunden worden.
Perry Rhodan versuchte, sich seine steigenden Unruhe nicht anmerken zu lassen. Er fürchtete nicht um seine Sicherheit, sondern um die Sicherheit der unendlich kostbaren technischen Anlagen auf dem umgebauten Flottentender. Zu ihnen gehörte nicht nur der Hypertronzapfer, der die Hyperenergie der Sonne anzapfte, sondern auch der Projektorensatz, mit dem die Temporalschleuse aktiviert und stabilisiert wurde. Außerdem waren auf der zweitausend Meter durchmessenden Tender-Plattform auch die Projektoren für den sogenannten Normzeit-Verteiler installiert. Der Normzeit-Verteiler diente dazu, von Olymp ankommende Frachtcontainer unmittelbar nach ihrem Auftauchen aus der Temporalschleuse zu jenen Planeten abzustrahlen, wo sie gerade benötigt wurden.
Falls es jemandem gelang, den Tender zu zerstören oder schwer zu beschädigen, wäre es auf lange Zeit unmöglich, Verbindung zu Olymp zu halten oder von dort ankommende Waren mit der notwendigen Schnelligkeit zu den solaren Planeten zu schicken, für die sie bestimmt waren.
„Oberst Maurice!" sagte er.
„Ja, Sir?" erwiderte Hubert Selvin Maurice und blickte den Großadministrator fragend an.
„Ich nehme an, das Attentat auf mich war ein psychologischer Schachzug", meinte Rhodan. „Verstehen Sie, was ich damit sagen will?"
Maurices Miene wurde abweisend.
„Nein, Sir!" entgegnete er schroff.
Perry Rhodan lächelte.
„Ihr Gesicht verrät mir, daß Sie schon vor mir daraufgekommen sind, Maurice", erklärte er freundlich. „Sie denken ebenfalls, daß der Anschlag auf mich nur den Zweck hatte, die Aufmerksamkeit des SGA und der Solaren Abwehr auf neue Mordversuche an mir zu richten und dadurch eine geistige Barriere zu errichten, die das Erkennen der wirklichen Bedrohung verzögern sollte. Geben Sie es zu, Oberst!"
Hubert Maurice seufzte.
„Also gut, ich gebe es zu, Sir. Aber ich bitte Sie, nicht von einem Extrem ins andere zu fallen. Wir müssen ständig die Möglichkeit im Auge behalten, daß das wirkliche Ziel Ihre Ermordung sein könnte. Entsprechend sollten wir uns geistig einstellen."
Rhodan nickte.
Er wollte noch etwas sagen, da summte der Hyperkommelder.
Der Großadministrator schaltete das Gerät ein. Auf dem Bildschirm erschien Julian Tifflors Gesicht.
„Perry", sagte er, „es gibt einige sonderbare Erscheinungen an der inneren Kugelschalenwandung des ATG-Feldes. Die Rechnerauswertung besagt, daß es sich dabei um teilmaterielle larische SVE-Raumer handelt, die versuchen, unsere temporale Position zu finden."
„Werden sie es schaffen, Tiff?" fragte Rhodan.
„Bei diesem Versuch wahrscheinlich nicht", antwortete der Solarmarschall.
„Ich sehe mir das an", erklärte der Großadministrator. „Bitte, lassen Sie unsere Verbindung stehen."
Er ordnete die Umschaltung der Außenbilderfassung auf die Beobachtungs- und Wachsatelliten an, die mit weiten Abständen eine Kugelschale um das Solsystem bildeten.
Sekunden später waren auf den Bildschirmen der Schaltzentrale die rötlichen Leuchterscheinungen der Labilzone zu erkennen.
Doch das war nicht alles.
An mehreren Stellen hatten sich grell leuchtende,
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