0665 - Die Gruft des Druiden
hier bei uns und fertig. Er ist hier im Gelände herumgestrolcht und irgendwo gestürzt, gestolpert, den Hang hinunter… bei Dunkelheit kann das doch schnell passieren!«
Gaby schüttelte sich.
»Ich habe Angst davor«, sagte sie. »Bei allem, was wir tun, wird der Ärger nur immer größer, und Ben ist tot, verdammt! Ben ist tot! Tot! Tot! Tot! Versteht ihr? Er ist totl«
»Krieg' dich wieder ein«, mahnte Renate. »Ich glaube, der da«, sie deutete auf Zamorra, »hatte recht, als er sagte, wir sollten hier verschwinden. Was auch immer das war, was Ben umgebracht hat - es kann jederzeit auch uns treffen. Verschwinden wir hier.«
»Aber wir müssen die Polizei…«
»Das tun wir auch. Wenn wir den Typ hier aus unserer Nähe haben.« Renate hatte das Kommando endgültig übernommen. Es gefiel ihr zwar nicht, aber solange Achmed sich zurückhielt und Gaby hysterisch wurde, mußte eben sie es tün. Dabei war sie bei weitem nicht so überzeugt und fest, wie sie sich gab.
»Achmed, wir zwei bringen den Mann wèg. Gaby, du machst das Feuer aus. Nicht, daß das von einem Windstoß über das ganze Plateau getrieben wird, wenn wir hier weg sind. Und paß auf, daß kein einziger Glutfunke übrig bleibt! Notfalls kipp 'ne Flasche Wasser oder Coke drüber. Hier ringsum ist alles trocken. Ein Flugfunke, und die ganze Landschaft fackelt ab…«
Gaby nickte stumm.
Achmed bückte sich und griff unter Zamorras Arme, während er einen scheuen Blick auf die Überreste des toten Sergeants warf. Renate griff bei den Füßen zu. Sie trugen Zamorra zum steilen Osthang hinüber. Er würde nicht tief rollen, würde schon nach zwei, drei Metern im Unterholz hängenbleiben. Viel konnte ihm nicht passieren außer ein paar Schrammen und blauen Flecken.
Bevor sie ihn fallen ließen, griff Renate nach der eigenartigen Waffe an seinem Gürtel und löste sie von der Magnetplatte. Dann kippte der Mann und verschwand hangabwärts.
Achmed starrte Renate an. »Was soll das? Was willst du mit dem Ding?« fragte er verblüfft.
»Das würde ich auch gern wissen«, sagte eine scharf klingende Frauenstimme, und der grelle Lichtstrahl einer Taschenlampe blendete die beiden.
***
Torran spürte, daß der Tod umging, aber irgendwie stellte es ihn nicht zufrieden. Es geschah zu schnell, zu früh. Und es begann, sich seiner Kontrolle zu entziehen.
Hatte er einen Fehler begangen, als er über all diese Leute den Todesfluch aussprach?
Und da waren noch mehr. Die anderen Grabschänder, ihre Helfer. Sie alle mußten dem Fluch unterliegen. Aber jetzt, da die ersten starben, waren noch keine zwölf Spannen um, sondern sehr viel weniger.
Gut, es war richtig, daß der Tod sie ereilte - er hatte es ja so bestimmt. Aber es hätte länger dauern müssen. Wenn der Druide die Todesrune sandte, dann mußte der Todgeweihte Zeit finden, die letzten Dinge zu tun, die noch nötig waren, um sein Leben beschließen zu können. Seinen Nachlaß richten, zu den Göttern beten, seine Schulden begleichen… all das brauchte seine Zeit und war so vorgeschrieben.
Hier war den Toten diese Zeit nicht verblieben.
Woran lag es?
Torran wußte es nicht!
Und das beunruhigte ihn.
***
Renate Thorwald reagierte instinktiv. Sie richtete die Waffe auf die Frau -und drückte ab!
Es knackte trocken; ein bläulicher Blitz irrlichterte aus der Waffenmündung, zerfaserte und hüllte die Fremde sekundenlang in ein Netz züngelnder, netzartiger Lichteffekte. Dann verlosch das Netz, und die Frau im schwarzen Overall sank lautlos zu Boden. Die Taschenlampe fiel ins hohe Gras.
»Hast du jetzt endgültig den Verstand verloren?« entfuhr es Achmed. Entsetzt riß er Renate die Waffe aus der Hand. »Du hast sie umgebracht! Du bist wirklich verrückt! Ben hatte recht - du bist ein mad girl!«
Renate schluckte. In ihrer Kehle entstand ein Kloß. Sie konnte nicht sprechen. Langsam wich sie von der Fremden zurück, die sie als die Frau wiedererkannte, die bei Tageslicht mit diesem Zamorra zusammen hier aufgetaucht war.
»Jetzt stecken wir endgültig in der Scheiße!« keuchte Achmed. »Bei Allah, das kann doch nur ein Alptraum sein! Ich will aufwachen! Ich will hier weg! Bevor es noch schlimmer wird!«
Diesmal brachte es Renate nicht fertig, energisch aufzutreten. Hatte sie die Fremde wirklich getötet?
»Es - es war ein Reflex«, stieß sie heiser hervor. Mehrmals mußte sie sich räuspern, um ihre Stimme wieder klar zu bekommen. Ihre Knie waren seltsam weich und drohten unter ihr
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