0665 - Die Gruft des Druiden
anderen Seite. Nach kurzer Zeit stand sie auf der freien Fläche.
Die Lampe half ihr, nicht zu straucheln. Aber eine Spur von Menkenberg zu finden, war bei diesen Lichtverhältnissen praktisch unmöglich geworden.
Sie hätten es wissen müssen. Mitte September wurde es bereits relativ früh dunkel. Aber das ungewöhnlich sommerlich heiße Wetter, untypisch für diese Jahreszeit, verleitete dazu, anzunehmen, es sei noch Juli oder Anfang August.
Nicole blieb nur die Hoffnung, daß sie mit ihren Para-Sinnen etwas von dem Druiden aufnahm. Aber das war bisher nicht geschehen, und vermutlich würde es auch jetzt, nicht passieren.
Schulterzuckend ging sie weiter. Irgendwann mußte sie auf Zamorra treffen.
Und auf die Leute mit ihrem illegalen Lagerfeuer.
***
Kopfschüttelnd war Dr. Elkmeyer stehengeblieben und sah der attraktiven Frau nach, die durch die Dämmerung davonschritt und dabei den Motorrad-Rockern eine kurze Privatvorstellung gab. Schwer vorstellbar, daß diese Sexbombe für einen Professor der Parapsychologe arbeitete… Und Elkmeyers Fantasie gaukelte ihm lebhaft vor, was sich zwischen diesem Professor und seiner Assistentin so alles abspielen mochte.
Dann wandte er sich ab, um zum Plateau hinaufzusteigen. Er hegte zwar keine große Hoffnung mehr, Menkenberg zu treffen, aber nun war er schon mal hier und konnte es auch zu Ende bringen. Entschlossen setzte er sich in Bewegung.
Und blieb wenige Meter vor dem Beginn des Steilpfads stehen.
Was war das da im Gebüsch?
Das glühte…
Augen? Katzenaugen funkelten manchmal in der Dunkelheit, wenn ein Lichtschimmer sie traf, aber diese beiden glühenden Punkte waren viel größer als Katzenaugen, viel größer als die Augen jedes Tieres, das Elkmeyer kannte.
Im nächsten Moment jagte das, was sich hinter den glühenden Punkten verbarg, auf den Archäologen zu.
Er schrie auf, weil er im ersten Moment ein gigantisches Ungeheuer zu sehen glaubte, aber aus dem Etwas wurde ein rasend schnell rotierendes Feuerrad, das ihn erreichte, noch ehe er eine Ausweichbewegung machen konnte.
Elkmeyer schrie nicht lange.
***
»Was zum Teufel ist da los?« stieß Gerald hervor, einer der sechs Rocker. Er setzte sein Getränk ab, sprang auf und spurtete los. Die anderen folgten ihm etwas zögernder.
Zwischen dem eigentlichen Parkplatz und der Stelle, an der die jungen Leute feierten, gab es einen schmalen Streifen Baum- und Strauchwerk. Als Gerald herum bog, sah er die menschliche Fackel, die gerade zusammenbrach. Als er bei dem Archäologen war, war das Feuer bereits erloschen.
»Licht!« schrie Gerald den anderen zu. »Bringt Licht mit!«
Jemand war so geistesgegenwärtig, sein Motorrad zu starten und damit heranzukommen. Das dauerte ein paar endlos lange Sekunden, aber dann strahlte der Scheinwerfer der schweren Maschine das makabre Szenario an.
In den wenigen Augenblicken des Feuers war der Archäologe verbrannt!
»Dem hilft keiner mehr«, murmelte Gerald bestürzt. »Thomas, ruf die Polizei an!«
Der Angesprochene tastete seine Ledermontur ab und suchte nach seinem Handy. Normalerweise fand er es mit einem Griff, aber jetzt war er durch den Anblick des Toten völlig verstört. Mit so etwas hatte niemand von ihnen rechnen können.
»Hoffentlich gibt man nicht uns die Schuld«, unkte Benno, der Mann, der das Motorrad jetzt so aufbockte, daß das Licht beständig auf den Toten fiel. Er ließ die Maschine im Leerlauf blubbern und kam mit schleppenden Schritten heran. »Rocker sind doch immer böse Rabauken und an allem schuld. Selbst wenn's in China 'ne Überschwemmung gibt, waren bestimmt wir das.«
»Ach, sei still«, murmelte Gerald.
Thomas hatte das Handy inzwischen gefunden. Er tastete die 110 ein und wartete auf die Verbindung.
Eine Viertelstunde später war die Polizei aus Büdingen vor Ort.
***
Daran, die Polizei zu informieren, dachten auch die drei Menschen oben am Lagerfeuer. Aber zum einen hatte nur Rowland ein Handy, und das hatte an seinem Gürtel gehangen und war mit ihm verbrannt. Und zweitens war ihnen klar, daß die Sache für sie alle sehr unangenehm werden würde.
Weniger, weil sie hier illegal campierten.
Sondern, weil sie einen Menschen niedergeschlagen hatten. Das ließ sich nun nicht mehr verbergen.
Oder doch?
»Wir tragen diesen Zamorra, oder wie er heißt, irgendwo anders hin«, sagte Renate. »Wir lassen ihn den Hang hinunterrollen. Wenn er irgendwann aufwacht und behauptet, wir wären's gewesen, streiten wir's ab. Er war nicht
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