0668 - Operation Sonnenbaby
erneut eine kompakte Zustandsform einzugehen und sein neues Opfer optisch zu erfassen oder in seiner jetzigen Zustandsform in das Opfer einzudringen, es abzutöten und gleichzeitig alle Daten zu erfassen, die zu einer perfekten Nachbildung notwendig waren.
Poorch entschied sich für die letztere Art des Vorgehens.
Sehr behutsam, um das fremde Wesen nicht zu schrecken, umhüllte er es und begann mit dem Vorgang der Feinabtastung.
Triumph durchbrauste ihn, als er feststellte, daß er einen Mutanten vor sich hatte, ein Wesen, daß die Gene zweier sich kraß unterscheidender Kollektivwesen in sich vereinte - oder, wie diese Wesen sagten, Lebensformen, Völker oder Rassen.
Der Geist dieses Lebewesens schwebte noch immer in weiter Ferne. Impulse verrieten, daß er ein anderes Universum durchstreifte und Dinge erlebte, die sogar für Poorch unerhört waren.
Doch plötzlich, von einer Paraschwingung zur anderen, kehrte der Geist dieses Wesens zurück - und erkannte sofort die Gefahr, die ihm, beziehungsweise seiner körperlichen Existenz, drohte.
Poorch versuchte, mit massiertem Ansturm in das fremde Wesen einzudringen - und spürte, wie es vor ihm zurückwich, wie der Körper zusammenschrumpfte, so daß Poorch praktisch immer wieder ins Leere stieß.
Das war ein Verhalten beziehungsweise eine Fähigkeit, die Poorch außer bei denen von Paorkh noch nirgends kennengelernt hatte: die Fähigkeit zur schnellen Gestaltumwandlung.. Nur das Funktionsprinzip unterschied sich von dem, das er selbst anwandte.
Poorch geriet in Panik, als er merkte, daß er an einen unüberwindbaren Gegner geraten war. Doch die Panik hielt nicht lange an.
Als das fremde Lebewesen nur noch eine Körpergröße von fünf Zentimetern hatte, endete der Schrumpfungsprozeß. Aber praktisch endete damit auch das Leben dieses Wesens. Alle Funktionen erloschen - und damit auch die Möglichkeit, den Schrumpfungsprozeß rückgängig zu machen.
Das gab Poorch seine ruhige Überlegung zurück.
Er sah eine Möglichkeit, das fremde Lebewesen doch noch zu imitieren, denn da es so winzig war, würde er es verstecken können, damit niemand es fand und dadurch erkannte, daß es dieses Wesen zweimal gab.
Poorch kondensierte zu einer Emulsion, die an der Luft zu einer Masse zähen Schleims erstarrte und allmählich die Körperform des Lebewesens annahm, das, zusammengeschrumpft, vor ihm hockte.
Als der Prozeß beendet war, glich Poorch der Normalform dieses Wesens bis aufs letzte Molekül - und sein Nervensystem funktionierte genauso, wie das des Originals in Normalform funktioniert hätte.
Nur ein Teil der Erinnerungen fehlte, weil der Geist des Fremden abwesend gewesen war und die Zeit von seiner Rückkehr bis zum Einsetzen des Schrumpfungsprozesses nicht ausgereicht hatte, um alles zu übernehmen.
Aber das beunruhigte Poorch nicht sonderlich. Kleine Erinnerungslücken ließen sich mit Geschick überspielen und nach und nach auffüllen.
Er nahm den leblosen Fremden, der einer Miniaturfigur mit untergeschlagenen Beinen und vor der Brust gekreuzten Armen glich, und versteckte ihn im Wandtresor der Unterkunft.
Danach brauchte er nur noch den Wandschrank zu öffnen und sich eine Reservekombination des Fremden anzuziehen.
Normalerweise hätte er mit seiner Körpermasse auch die Kleidung eines Opfers imitiert, doch dieses Opfer hatte eine zu große Körpermasse besessen, so daß seine eigene Masse gerade ausgereicht hatte, um sie nachzubilden. Dadurch war nichts übriggeblieben.
Anschließend betrachtete Poorch das, in das er sich verwandelt hatte, im Feldspiegel. Er sah, daß er mit seiner Arbeit zufrieden sein durfte.
5.
Bericht Anson Argyris Ich stand mit vor der Brust verschränkten Armen auf der westlichen Hochterrasse meines Palastes und beobachtete den Sonnenuntergang.
Boscyks Stern hing gleich einem von dunklen Nervenfasern durchsetzter blutroter Dottersack eines Scalderiy über dem Horizont. Blaugraue faserige Wolkenschichten zogen langsam von Norden heran und verhängten allmählich den trübroten Sonnenball.
Es war ein Bild, wie ich es schon oft beobachtet hatte - in guten und in schlechten Zeiten.
Ein Hayhondor segelte unter mir dicht an den Mauern des Palastes empor, wurde weiter oben vom Ostwind erfaßt und abgetrieben. Sein schnabelbewehrter Kopf ruckte zu mir herum, und die gelbleuchtenden Augen musterten mich durchdringend.
Ich winkte zu dem einsamen Tier hinauf. Es hatte die Einsamkeit mit mir gemein, denn obwohl ich von vielen
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