0668 - Silva auf dem Höllenthron
Frau geblieben. Sie saßen beide im Porsche, der neben dem großen Einsatzwagen der Mordkommission stand.
Tanner durchquerte die Diele wie ein unruhiger Tiger seinen Käfig. Drinnen ließ er die Spezialisten arbeiten. Andere waren unterwegs, um die Zeugen zu befragen.
»Du sagst nichts, John!«
»Warum auch?«
Tanner lachte. »Weißt du, was das ist, Sinclair?«
»Zwei Morde.«
»Auch. Aber das ist eine verdammte Scheiße, verstehst du? Ich habe mir die Leichen angesehen. Dabei ging es mir nicht darum, zu sehen, wie stark sie verletzt und wie sie getötet worden sind, nein, mich interessierten ihre Gesichter.«
»Dann kennst du sie«, sagte ich.
Tanner nickte so heftig, daß er seinen Hut beinahe verloren hätte. »Ja, ich weiß, wer sie sind.« Er schaute Suko an und mich. »Jetzt haltet euch fest, Leute.«
»Rede schon.«
»Das sind zwei Mafiosi. Typen, die eingesetzt werden, wenn es sehr brutal zugehen soll. Klar?«
Nein, es war nichts klar, überhaupt nichts. In meiner Kehle würgte der Kloß. Ich war durcheinander, ich konnte einfach keinen Zusammenhang zwischen Silva und den beiden Mafiosi erkennen, das sah mir der Chiefinspektor an.
»So kann man Pech haben, John.«
Ich hob die Schultern. »Das will ich nicht unbedingt behaupten, aber im Prinzip hast du recht.«
»Und ob ich recht habe.«
Ich ließ ihn stehen und betrat mit Suko zusammen das Mordzimmer, ohne die Männer zu stören.
Genau dort, wo die Leichen gelegen hatten, waren die Umrisse der Körper mit Kreide nachgezeichnet worden. Die Toten selbst lagen dicht zusammen, zudem auf dem Rücken und waren noch nicht in die Säcke eingepackt worden, die in der Nähe lagen.
Sie sahen aus wie Südeuropäer. Ich schloß auf Italien. »Sind Namen bekannt?« fragte Suko.
»Nein, nichts. Aber das kennen wir ja. Wenn derartige Typen unterwegs sind, dann tragen sie nichts bei sich, wodurch man sie identifizieren könnte. Ich bleibe dabei, sie arbeiten für die Mafia.«
»Und damit für Costello!«
»Richtig, Suko.«
»Fragt sich nur, was Silva ausgerechnet mit Logan Costello zu tun hatte?«
Tanner hob die Schultern. »Da können wir zunächst nur raten oder von Erfahrungswerten ausgehen. Das Mädchen ist zwar Engländerin gewesen, aber es stammte aus Italien. Möglicherweise müßte man da den Hebel ansetzen, um einer Lösung näher zu kommen.«
Ich widersprach. »Das glaube ich nicht, Tanner.«
»Und wieso nicht?«
»Ganz einfach. Weil Silva Mancini zuvor Sheila Conolly angerufen hat und von ihrer Veränderung innerhalb der Augen berichtete. Sheila hat sie ja dann gesehen, mit dem Rasiermesser in der Hand. Und sie hat festgestellt, daß Silva nicht log.«
»Der Teufel demnach.«
»Richtig.«
Tanner zog die Nase hoch, bevor er sich schneuzte und über das naßkalte Wetter schimpfte. »Eigentlich könnte ich jetzt wieder jubeln, denn das deutete auf einen Fall hin, um den ihr euch kümmern müßt. Ich kann meine Aktivitäten vergessen.«
»Tatsächlich?« fragte Suko.
»Du hast recht, ich vergesse sie nicht. Ich will dem verfluchten Logan Costello an den Kragen. Vielleicht ist es möglich, ihm etwas ans Zeug zu flicken, obwohl die Chancen nicht gut stehen, wie ich aus Erfahrung weiß. Er wird alles abstreiten… na ja, ihr wißt schon.«
»Okay, Tanner, halten wir uns an Sheila und an die Aussagen der Mörderin, die sie gehört hat.«
»Du meinst den Höllenthron?«
»Richtig.«
Tanners Faltengesicht verzog sich noch mehr. Er sah aus, als wäre er dabei, auf einer Essiggurke zu kauen. »Ich kann damit nichts anfangen«, sagte er klar und deutlich.
»Ach ja?«
»Hör auf, Sinclair. Du weißt selbst, daß ich mich nicht in eure Angelegenheiten hineinmische. Falls es diesen komischen Höllenthron gibt, kannst du mir dann verraten, wo er steht?«
»Nein, kann ich nicht.«
»Also werdet ihr ihn suchen müssen.«
»Stimmt.«
»Und wo wollt ihr anfangen?«
»Nicht in der Hölle«, erwiderte Suko grinsend. »Die ist für uns meist verschlossen.«
»Hör mit den Witzen auf.«
»Das sind keine Witze, Tanner. Vielleicht will Silva tatsächlich in die Hölle hinein und sich dort auf den Thron setzen.«
Er war skeptisch. »Gibt es denn so etwas?«
Ich hob die Schultern. »Wenn du unseren Job hättest, würdest du das nicht fragen.«
»Ja, ja, ich sehe schon, ihr seid mir mal wieder voraus. Nur müssen wir mit dem Umfeld der Dame anfangen.« Er schaute sich um. »Schlecht hat sie wohl nicht verdient.«
»Lesen Sie keine Zeitschriften,
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