0668 - Silva auf dem Höllenthron
schlanke Gefäß von außen beschlug. Dann trank sie. Den ersten Schluck, den zweiten, den dritten, danach war das Glas leer, aber das eiskalte Luxusgetränk hatte ihr gutgetan. Sie verkniff es sich, noch ein zweites Glas zu trinken, verschloß die angebrochene Flasche und stellte sie wieder zurück in den Kühlschrank.
Auf dem Weg zum Wohnraum wurde sie durch das Anschlagen der Klingel gestoppt. Sie besaß einen alten Klang, der ihr so gefallen hatte und sie an die kleinen Dorfkirchen erinnerte, wenn deren Glocken dann an einem herrlichen Frühlingssonntag bimmelten.
War das schon Sheila?
Sie schaute auf die Uhr. Eigentlich konnte sie noch nicht da sein. Andererseits hatte sie auch nicht hingeschaut, wie spät es bei dem Gespräch gewesen war.
Deshalb lief sie durch die viereckige Diele mit den rustikalen Fliesen und öffnete.
Der Schock jagte wie ein glühender Messerstich durch ihre Brust. Vor ihr standen zwei Männer.
Sie lächelten sie eisig unter den Krempen ihrer Hüte an. Sie trugen beide dunkle Mäntel, das bekam Silva allerdings nur mehr am Rande mit. Ihre Blicke fraßen sich an den Dingen fest, die die Besucher in ihren Händen hielten.
Der eine trug einen Revolver, der andere ein Rasiermesser…
***
Die Eiserne Lady war weg, Nadine Berger war wieder da!
So simpel klang es, wenn man es auf einen einfachen Nenner brachte. Das war es natürlich nicht, denn hinter Suko, Bill und mir lagen mehrere Höllen, bis es uns endlich gelungen war, Nadine Berger von ihrem Vampirdasein zu befreien und sie wieder in ein normales menschliches Leben zurückzuholen.
Mir kam es noch jetzt wie ein Wunder vor, daß wir so etwas überhaupt hatten schaffen können. Das heißt, wir hatten uns nur um die äußeren Rahmenbedingungen gekümmert, letztendlich gehandelt hatte ein anderer, und zwar der Seher, der wohl mehr über das Flüssige Leben Bescheid wußte, mir aber nichts weiter mitgeteilt hatte und so schnell verschwand, wie er gekommen war.
Eines stand fest. Nadine Berger brauchte kein Blut mehr, um existieren zu können, sondern wieder eine normale Nahrung, und wenn sie lächelte, schauten auch keine spitzen Vampirhauer aus ihrem Oberkiefer, sondern blitzte die normale Zahnreihe.
War es ein Wunder gewesen?
Im Prinzip, ja, denn keiner von uns hatte so recht daran geglaubt. Wohl auch nicht, weil sich Dracula II, der Super-Vampir, persönlich einmischte, dann aber dem Teufel Tribut zollen mußte, der ihn praktisch vor uns gerettet hatte.
Für uns war damit eine neue Konstellation entstanden. Asmodis plus Mallmann, das konnte keinem gefallen, der sich mit den Dingen beschäftigte.
Glenda Perkins, unsere Sekretärin, war nach langen Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Platz geschaffen hatte sie für Nadine Berger, aber nicht weil Nadine krank oder verletzt war, wir wollten sie einfach unter Beobachtung lassen, denn sie sollte in den nächsten beiden Wochen richtig durchgecheckt werden.
Sie hatte auch nicht protestiert und nur darum gebeten, daß wir sie hin und wieder besuchten.
Das verstand sich von selbst. Zudem hatte ich noch einen Hintergedanken dabei. Ich wollte einfach herausfinden, ob sich Nadine noch an gewisse Dinge erinnerte, die sie während ihres Vampirdasein, erlebt hatte. Wenn ja, konnte sie uns auf Spuren führen und uns möglicherweise helfen, in Gebiete einzudringen, die uns bisher verschlossen gewesen waren.
Da wollten wir sie allerdings nicht zu direkt fragen und ihr erst einmal Zeit geben.
Hinzu kam noch etwas. Okay, wir kannten Mallmann, und weil wir ihn kannten, hatten wir die Befürchtung, daß er sich nicht so ohne weiteres mit unserem Sieg abfinden und versuchen würde, Nadine noch einmal in seine Gewalt zu bekommen.
Aber wo war sie sicher?
Bei mir nicht, bei den Conollys nicht, auch nicht in der Klinik, die ich nicht zu den normalen Krankenhäusern zählte, denn sie wurde privat geführt, und die Conollys übernahmen die Kosten für Nadines Aufenthalt.
Einen Schutz besaß sie schon. Wir hatten ihr ein geweihtes Silberkreuz zukommen lassen und auch eine Pistole, die mit ebenfalls geweihten Silberkugeln geladen war. Damit konnte sie Mallmann zwar nicht vernichten, zumindest aber abschrecken und auch seine Helfer, sollte er sie vorschicken wollen.
Sie war in einem großen Zimmer untergebracht, das mehr einem Wohnraum glich. Durch die breiten Fenster fiel der Blick ins Grüne, in dieser Jahreszeit jedoch wenig farbig, sondern mehr traurig braun.
Die Sitzgruppe bot auch Platz
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