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067 - Das Maedchen in der Pestgrube

067 - Das Maedchen in der Pestgrube

Titel: 067 - Das Maedchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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auf und ab.
    Der erste Angriff ließ nicht lange auf, sich warten. Es wurde dunkel im Zimmer. Ich blickte aus dem Fenster. Schwarze Wolken bedeckten den Himmel, dann zuckten die ersten Blitze über das Firmament, und es begann zu regnen. Gleich darauf begann die Luft zu flimmern: Unheimliche Gestalten umtanzten mich, die nach mir griffen, konturlose Geschöpfe mit unzähligen Armen. Ich spürte das Locken. Es wurde immer drängender. Eine sanfte Frauenstimme raunte mir Versprechungen zu. Die Stimme kam aus meinem Inneren.
    „Verlasse den Kreis“, flüsterte sie mir zu. „Komm zu mir.“
    Die Ungeheuer verschwanden. Für Sekunden war nichts zu sehen. Der Regen prasselte gegen die Scheiben, und in der Ferne grollte der Donner.
    Dann sah ich Coco vor mir. Sie wurde von zwei bulligen Gestalten gehalten.
    „Hilf mir, Dorian!“ schrie sie.
    Ihr Gesicht verzerrte sich, und ihr Mund stand weit offen.
    „Hilf mir!“ schrie sie nochmals.
    Ich schloß die Augen. Ich wußte, daß es sich nur um ein Trugbild handelte. Doch es nützte nichts, daß ich die Augen schloß. Ich sah Coco immer noch vor mir. Einer der Männer packte ihre Arme und drehte sie ihr auf den Rücken. Coco schrie. Der Schrei klang so echt, daß ich zusammenzuckte. „Hilf mir, Dorian!“ hörte ich sie schreien.
    Mein Körper war in Schweiß gebadet.
    Ich nahm mein Amulett mit zitternden Fingern ab und starrte es an, mich ganz auf die magischen Zeichen konzentrierend, und schließlich verschwand der Spuk.
    Erleichtert atmete ich auf.
    Der Zauber der Zamis’ war doch nicht stark genug, um meinen magischen Kreis zu durchbrechen. Das war immerhin etwas.
    Einige Minuten lang blieb es ruhig. Ich lauschte dem Rauschen des Regens. Dann läutete das Telefon wieder. Beim dritten Läuten wurde der Hörer wie von Geisterhand abgehoben und schwebte auf mich zu.
    „Wie geht es Ihnen, Hunter?“ hörte ich Zamis’ Stimme. „Sie haben sicherlich Hunger und Durst. Und wie ich Sie kenne, haben Sie großes Verlangen nach einer Zigarette. Stimmt’s?“
    Ich gab keine Antwort.
    „Sie glauben, daß wir den magischen Kreis nicht durchbrechen können, Hunter“, fuhr Zamis fort. Seine Stimme klang vergnügt. „Aber es wird uns gelingen. Irgendwann müssen Sie einmal schlafen, und dann können wir eindringen.“
    Plötzlich erschien eine brennende Zigarette in der Luft. Sie schwebte nieder und blieb im Aschenbecher liegen, der außerhalb meiner Reichweite war.
    „Greifen Sie doch zu, Hunter!“ spottete Zamis. „Sie brauchen nur die Hand auszustrecken. Oder wie wäre es mit einem Glas Bier?“
    Ein vollgefülltes Glas Bier stand gleich darauf neben dem Aschenbecher.
    „Nun, greifen Sie zu, Hunter!“
    „Mit diesen billigen Tricks können Sie mich nicht aus meinem Kreis locken, Zamis. Und ich glaube Ihnen nicht, daß Sie den magischen Kreis durchbrechen können. Dazu sind Sie zu schwach. Innerhalb der Schwarzen Familie sind Sie doch nur ein armes Würstchen, ein Nichts, ein Niemand. Und Sie armer Narr wollen Asmodi erledigen. Dabei können Sie nicht mal einen simplen magischen Kreis durchbrechen. Sie sind größenwahnsinnig.“
    Zamis’ Stimme schnappte vor Wut über.
    „Wer zuletzt lacht, lacht am besten!“ schrie er.
    „Abwarten!“ entgegnete ich lachend.
    „Ihnen wird das Lachen bald vergehen“, brummte er. „Sehr bald.“
    „Ich werde Sie erledigen, Zamis. Sie und Ihre ganze verfluchte Familie. Darauf können Sie sich verlassen.“
    „Sie kommen mir wie ein Hund vor, der den Mond anbellt“, sagte er. „Sie sind völlig hilflos und spucken große Töne. Warten wir die Nacht ab.“
    Der Hörer fiel auf die Gabel.
    Die dunklen Wolken verzogen sich, und es wurde langsam hell im Zimmer. Zamis hatte recht. Mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute. Ich wußte keinen. Ausweg aus der Falle, in der ich mich befand. Ich war verloren, das wußte auch ich. Aus eigener Kraft konnte ich mich nicht befreien. Aber wer sollte Hilfe bringen? Wenn es tatsächlich stimmte, daß Olivaro mit den Zamis’ verbündet war, dann hatte ich keine Chance. Entweder gelang es den Zamis’ den magischen Kreis zu durchbrechen, und wenn nicht, dann war ich auch verloren. Irgendwann würde ich vor Hunger und Durst sterben.
    Plötzlich spürte ich ein Ziehen in meinem Nacken. Es wurde immer heftiger. Eine unsichtbare Hand drückte langsam meine Kehle zu. Verzweifelt schlug ich um mich. Ich röchelte, und meine Augen traten aus den Höhlen. Ich ließ mich zu Boden fallen, doch die Hand

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