067 - Das Maedchen in der Pestgrube
Familie vernichten. Doch dazu wird es nicht kommen. Wir benötigen Ihre Hilfe nicht. Helnwein ist in unserer Gewalt, und in wenigen Stunden haben wir auch Sie. Sie sind rettungslos verloren, Hunter. Aber das werden Sie bald merken. Viel Spaß noch, Hunter!“
Er legte auf. Sekundenlang blieb ich unbeweglich mit dem Hörer in der Hand stehen, ehe ich ihn auf die Gabel legte, setzte mich und rauchte.
Sie hatten Helnwein also gefangengenommen. Was das bedeutete, war mir klar. Er würde das Haus der Zamis nicht lebend verlassen. Und Zamis war wohl ziemlich sicher, daß er auch mich ausschalten konnte. Vielleicht war es gut, wenn ich mich mit Coco in Verbindung setzte.
Ich hob den Hörer ab, doch die Leitung war tot. Wütend legte ich wieder auf. Da steckte sicherlich Zamis dahinter. Mir fiel nun auch wieder ein, daß sich nach meinem Eintreten die Tür selbsttätig geschlossen hatte. Rasch eilte ich in die Diele und wollte die Tür öffnen. Sie ging nicht auf.
„Hm“, sagte ich, ging in die Küche, stellt mich ans Fenster und versuchte, es zu öffnen. Doch auch das Fenster ging einfach nicht auf.
So läuft also der Hase, dachte ich. Die Familie Zamis hat einen Zauber um das Haus gelegt, der verhindern soll, daß ich es heimlich verlasse.
Wieder läutete das Telefon. Ich hob ab.
„Nun, Hunter?“ sagte Zamis höhnisch. „Sie sitzen in der Falle. Das haben Sie doch sicherlich schon festgestellt. Sie können nicht telefonieren und das Haus nicht verlassen. Sie sind gefangen. Da nützen Ihnen die wenigen Zauberformeln, die Sie kennen, herzlich wenig. Und Sie werden noch einige Überraschungen erleben, Hunter. Tödliche. Wir haben Zeit. Viel Zeit. Niemand weiß, daß Sie sich in Wien aufhalten. Ach nein, das stimmt nicht ganz. Olivaro weiß, daß Sie hier sind. Aber er wird Ihnen nicht zu Hilfe kommen. Er ist auf unserer Seite. Es gibt keine Rettung für Sie, Hunter. Wir werden jetzt ein wenig mit Ihnen spielen. Ich wünsche Ihnen einen schönen, langsamen Tod, Hunter. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden.“
„Gehen Sie zum Teufel!“ sagte ich wütend und knallte den Hörer auf die Gabel.
Ich glaubte einfach nicht daran, daß Olivaro ein Verbündeter der Zamis’ war. Er hatte mir einige Male schon geholfen, und ich konnte mir nicht vorstellen, daß er sich gegen mich gewandt hatte. Aber bei der Schwarzen Familie war alles möglich.
Angestrengt dachte ich nach. Es war doch ein Fehler gewesen, daß ich niemandem außer Olivaro gesagt hatte, daß ich nach Wien gefahren war.
Mein Magen meldete sich. Ich ging in die Küche, öffnete die Brotdose und schnitt drei Scheiben Brot von einem großen Laib ab. Dann wandte ich mich dem Kühlschrank zu, holte eine Plastikschachtel heraus, stellte den Behälter auf den Tisch, und in diesem Augenblick zerfiel das Brot zu Staub. Ich öffnete den Plastikbehälter. Gestank schlug mir entgegen. Wütend warf ich die verfaulte Wurst in den Mistkübel, durchsuchte einen Schrank und fand noch einige Konserven. Als ich eine Büchse öffnete, schlug mir jedoch wieder Gestank entgegen. Daraufhin holte ich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Die Flüssigkeit löste sich vor meinen Augen auf. Ich drehte den Wasserhahn auf, doch kein Tropfen Wasser kam aus der Leitung.
Wütend kehrte ich ins Wohnzimmer zurück und griff nach den Zigaretten. Die Packung war leer.
Ich wußte, daß dies nur der Anfang des Spiels war. Die bösen Scherze würden sich fortsetzen. Unruhig lief ich im Zimmer auf und ab und suchte nach einem Ausweg, doch mir fiel nichts ein. Ich war der Familie Zamis hilflos ausgeliefert.
Aber so leicht gab ich mich nicht geschlagen. Ich zog einen magischen Kreis um mich, sprach einige Beschwörungsformeln und setzte mich und wartete. Es bedurfte schon eines starken Zaubers, wenn man diesen Kreis durchbrechen wollte.
Von Coco wußte ich, daß ihre Familie ziemlich mächtig, aber nicht zur Führungsschicht der Schwarzen Familie aufgestiegen war. Michael Zamis’ Stimme hatte indessen sehr siegessicher geklungen. Welche Rolle spielte überhaupt Steffi in dem Spiel? Sie mußte über unglaubliche Kräfte verfügen, denn es war nur wenigen Dämonen möglich, durch Wände zu gehen.
Das Telefon läutete wieder, doch ich stand nicht auf. Ich hütete mich, den magischen Kreis zu verlassen. Das Läuten des Telefons machte mich zwar nervös, aber ich blieb hart.
Endlich verstummte das Telefon. Es war kurz nach zwölf Uhr. Ich stand auf und ging innerhalb des magischen Kreises
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