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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Übermenschen hier versammelt. Wo waren die anderen? Waren sie auch tot wie der Greis und Sarchow?
    „Wir können nicht mehr zurück!" sagte Coco schaudernd und drängte sich an Dorian. Sie lehnten neben dem Eingang an der Wand, wo sie von dem wilden Reigen nicht erfaßt wurden.
    „Der Dämon interessiert mich heute", sagte Dorian unerschrocken. Er wußte, daß er irren konnte, aber er fühlte nicht die geringste Furcht. Die Regeln wurden nicht eingehalten.
    Und auch der Dämon mußte sich an diese Regeln halten, selbst wenn er in Wirklichkeit die Ausgeburt der Vereinigung von sechsunddreißig menschlichen Seelen war.
    „Die magischen Konstellationen stimmen nicht!" flüsterte auch Coco.
    Der chaotische Rundtanz schien kein Ende zu finden. Doch dann löste sich Tamara aus dem Reigen und scheuchte mit einer Geste das flötenblasende Mädchen vom Opferblock weg. Die Kleine mit den kurzgeschorenen Haar setzte sich auf einen der Ziegenböcke und blies weiter ihre schauerlichen Tonfolgen, ohne jemals Atem holen zu müssen.
    Gebannt beobachtete Dorian, wie Tamara ihren atemberaubenden Körper dehnte und streckte und sich wollüstig zu wiegen begann. Sie führte eine Art Schleiertanz ohne Schleier auf. Dann blieb sie einen Augenblick in einer bittenden und unterwürfigen Haltung stehen.
    Das Tuch um den Götzen hob sich langsam.
    Erschrocken flog die Taube auf, irrte ziellos unter dem Dach hin und her und prallte dann gegen den eisernen Schaft eines Fackelhalters.
    Mit brennenden Federn und gebrochenem Genick stürzte der tote Vogel auf den Kopf eines Tanzenden. Coco hielt sich die Ohren zu.
    Der schwarze Stoff flatterte in die Höhe, rollte und faltete sich zusammen und fiel dann zu Boden.
    Er bedeckte einen Hammel, der laut blökend eine Reihe von Sprüngen vollführte, die das Tuch zu neuem Leben erwachen ließen.
    Tamara tanzte weiter.
    Ihr Tanz war eine Folge obszöner Bewegungen und Gesten, der sein Vorbild in den Fruchtbarkeitsriten der frühen Völker zu haben schien.
    Der Dämon war erwacht, aber er war noch schwach.
    Er mußte frisches Blut trinken. Dann erst entfaltete er seine ganze Kraft. Die Blicke, die er den beiden menschlichen Zuschauern zuwarf, waren lüsterne Versprechungen und Drohungen.
    „Bleibe hier, was immer passiert!" sagte plötzlich Dorian entschlossen.
    Sie hielt ihn fest und stieß ihn zurück an die Wand.
    „Was willst du tun? Was hast du vor?"
    Er blickte sie an, und Coco Zamis erschrak. Unter seiner dunklen Haut zeichneten sich die Linienmuster der Tätowierungen ab. Es war eine Maske des Schreckens. Dorian machte sich los und trat langsam nach vorn. Sein Blick bohrte sich in die großen Reptilienaugen des grüngoldenen Dämonen, als wollte er ihn hypnotisieren.
    Tamara bemerkte dies nicht. Sie setzte ihren ungelenken, aber beeindruckenden Tanz fort.
    Mit einer kurzen Handbewegung stieß der Dämonenkiller einen aufgeregten Hahn zur Seite. Das Tier zielte in seiner Panik mit Schnabel und Krallen nach Dorians Augen. In einer Wolke bunter Federn überschlug sich der schwere Vogelkörper mehrmals in der Luft.
    Ein Mann rempelte Dorian an, und dieser stieß ihn mit dem Ellenbogen aus dem Weg. Er spürte nichts und tanzte ungerührt weiter. Dorian drang weiter vor. Nach wie vor empfand er keine Furcht. Seine Füße traten auf Federn, auf Wollfetzen aus den Fellen der Schafböcke, auf Unrat und auf einen Dolch. Er ging zwischen zwei Feuerschalen hindurch und roch den süßlichen Gestank des brennenden Öls. Nach weiteren zehn Schritten stand er in Tamaras Rücken vor dem Opferstein. Unter dem Stoff versuchte das Tier verzweifelt, sich zu befreien.
    Dorian spannte die Muskeln an, hob die Arme und umfaßte die Knie der Tänzerin. Mit einem schnellen Ruck hob er sie von dem blutbespritzten Block und stellte sie neben sich. Dann schwang er sich auf den Opferstein und blieb so stehen, daß er zugleich den Dämon, die Tanzenden und Coco sehen konnte. Er hob die Arme und schrie: „Ihr Wahnsinnigen!"
    Der Klang seiner Stimme schien nur langsam in den verwirrten Verstand der Tanzenden zu dringen. Er wartete, bis die Trommel, die Flöte und der Gesang verstummten.
    „Ihr seid wahnsinnig!" schrie er wieder. „Ihr wollt die Herrschaft des Bösen! Laßt ab davon! Wehrt euch, ihr Unglücklichen! Versucht, mit Liebe und Vernunft der tödlichen Falle zu entkommen!"
    Er machte eine Pause und sah, daß seine Worte wirkten. Der Dämon hinter ihm hatte sich halb von seinem steinernen Thronsessel erhoben und

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