067 - Der Redner
paar Tagen aus Argentinien angekommen waren. Die Steine sollten an eine hohe Persönlichkeit in Italien abgeliefert werden. Der Marquis hatte die Polizei benachrichtigt, und der Redner hatte deshalb einen Polizeiposten vor und hinter dem Hause aufgestellt. Er kannte die Namen der beiden Beamten und lehnte sich über das Geländer.
»Ist Walton hier?«
»Jawohl.«
»Martin auch?«
»Jawohl!« ertönte eine zweite Stimme.
»Ich möchte nur wissen, warum ausgerechnet Sie hierhergelaufen sind! Sie sollten doch drüben auf Ihrem Posten bleiben!«
Mr. Raters Schrecken war nicht gering, denn er wußte, wie schnell Len Witlon arbeitete. Er wartete nicht erst, bis die Haustür geöffnet werden konnte, sondern ließ sich an dem Tau auf die Straße hinunter. Fünf Minuten später klopfte er an der Haustür des Marquis Perello. Aber er mußte lange warten. Der Marquis war mit seiner Frau im Theater, die drei Dienstmädchen hatte man im oberen Geschoß eingeschlossen, und der Hausmeister, der mit geladener Pistole den Safe bewachen sollte, lag im Wohnzimmer bewußtlos auf dem Boden. Er war mit einem stumpfen Gegenstand niedergeschlagen worden. Und der Safe stand offen.
»Len hat mit vier Leuten gearbeitet«, erklärte der Redner mit philosophischer Ruhe.
Len Witlon arbeitete stets auf diese Weise. Also hatte Mr. Rater keine große, neue Entdeckung gemacht. Wenn ein Streich gelungen war, trennten sich die Komplicen und verließen das Land auf verschiedenen Wegen.
Len machte niemals den Fehler, auf althergebrachte Weise vorzugehen; seine Methoden waren originell und einzigartig. Niemand außer Len hätte ein möbliertes Haus am Burford Square gemietet, um dort mit vieler Mühe einen Mord vorzutäuschen. Dadurch versammelte er die ganze Polizei der Gegend an dem vermeintlichen Ort des Verbrechens und lenkte ihre Aufmerksamkeit von dem anderen Haus ab, in das er einbrechen wollte.
Eine genaue Durchsuchung des Gebäudes brachte nichts Neues an den Tag, nur fand man im Kamin des Speisezimmers eine Anzahl verkohlter Papiere und einen kleinen roten Zettel, der nur halb angebrannt war. Die Aufzeichnungen darauf handelten offenbar von Reisewegen, Berechnungen von Fahrpreisen und dergleichen mehr. Mr. Rater steckte ihn sorgsam in die Tasche und zog möglichst viele Erkundigungen ein. Der einzige Anhaltspunkt wurde am nächsten Morgen von einem Polizisten geliefert, der an der Ecke der Queen Victoria und der Cannon Street den Verkehr regelte. Er hatte einen Wagen mit einer Dame beobachtet. Ganz sicher war er allerdings nicht, daß es sich wirklich um eine Frau gehandelt hatte. Aber er nahm es an. Sie schlüpfte gerade in ein Kleid, als er sie sah, und Kopf und Oberkörper waren davon verdeckt.
Die Nachforschungen auf dem Bahnhof Cannon Street blieben erfolglos, denn dort war während der fraglichen Zeit keine Dame in einem Auto angekommen. Sie mußte also weiter nach Osten gefahren sein.
Der Redner war ein guter Psychologe und kannte auch den Charakter des Verbrechers. Witlon war gegen Damen stets zuvorkommend und hatte sich bestimmt davon überzeugt, daß seine schöne Verbündete in Sicherheit war.
Polizist Simpson war vollständig niedergeschmettert, daß sich sein erster Mordfall wieder in Dunst und Nebel aufgelöst hatte. Der Redner fragte ihn nach der Dame, die um Hilfe gerufen hatte.
»Sie sprach mit einem fremden Akzent«, erwiderte Simpson.
»Ich will jedes Wort hören, das sie Ihnen gesagt hat.«
Der Polizist dachte intensiv nach und rieb sich eifrig seine Stirn, um seinem Gedächtnis nachzuhelfen. Aber er hatte die Unterredung vollkommen vergessen.
»Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Es ist mir nur aufgefallen, daß sie trotz allen Stöhnens und Seufzens nach ihrer Armbanduhr sah. Das habe ich zweimal genau beobachtet.«
»Es war doch gegen elf?«
Der Polizist meinte, es wäre etwas später gewesen.
»Die Sache ist mir jetzt vollkommen klar«, sagte Mr. Rater.
Als Simpson gegangen war, zog der Redner einen kleinen Briefumschlag mit dem halbverbrannten roten Zettel aus der Tasche und rekonstruierte die Aufzeichnungen ...
Ein britischer Torpedobootzerstörer sichtete eines Morgens im Golf von Biskaya den Passagierdampfer »Emil«. Bald holte er ihn ein und signalisierte dem Kapitän zu stoppen. Es war ein Vergnügungsdampfer, der eine Reisegesellschaft nach Marokko und Madeira bringen sollte. Von London war er um Mitternacht abgefahren, kurz nach dem Einbruch im Hause des Marquis Perello.
Die hübsche
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