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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gekauft? Ich frage Sie das, weil ich beweisen kann, daß Sie an dem Tag, an dem Mr. Fainer erkrankte, ein eingeschriebenes Paket erhielten. In Ihren Büchern ist es als ›Chemikalien‹ eingetragen, aber ich habe die Firma in St. Helens gefunden, die es Ihnen lieferte.«
    Brait nickte ruhig.
    »Ja, ich kann mich jetzt entsinnen. Ich kaufte ein Pfund oder auch ein halbes - das weiß ich nicht mehr genau - und ließ es noch am selben Tage an einen Kunden in Schanghai weitergehen.«
    »Wer war dieser Kunde?«
    »Daran kann ich mich im Augenblick nicht erinnern.«
    »Haben Sie den Einlieferungsschein für die eingeschriebene Sendung, die Sie nach Schanghai schickten?«
    Mr. Brait zögerte eine Sekunde.
    »Das Paket war nicht eingeschrieben.«
    »Warum denn nicht? Sie haben doch der Firma in St. Helens Auftrag gegeben, Ihnen das Arsen eingeschrieben zu senden. Weshalb haben Sie es dann nach China gesandt, ohne diese Vorsichtsmaßregel zu ergreifen?«
    Mr. Brait antwortete nicht.
    »Um wieviel Uhr haben Sie es zur Post gegeben?«
    »Um eins«, entgegnete Mr. Brait unvorsichtig.
    Der Redner nützte sofort die Blöße aus, die sich der andere gegeben hatte.
    »Das war zehn Minuten, bevor Sie Mrs. Fainer verließen. Sie hatten das Gift also damals in der Tasche?«
    Mr. Brait wurde rot, dann bleich.
    »Ich beantworte Ihnen keine Fragen mehr«, erwiderte er wütend.
    »Im Gegenteil, Sie werden mir jede Frage beantworten, die ich an Sie stelle!« sagte der Chefinspektor scharf. »Sie gingen dann nicht gleich zur Post?«
    »Nein, ich habe das Päckchen erst am Abend aufgegeben«, entgegnete Mr. Brait düster.
    »Dann hatten Sie also das Arsen bei sich, als Sie bei Fainers zum Tee erschienen? Ich nehme an, daß das Paket in Ihrer Jackentasche aufgerissen war, als Sie nach Hause zurückkehrten. Am nächsten Tag haben Sie die Jacke verbrannt. Aber dabei hatten Sie Pech - die Putzfrau nahm sie an sich. Sie war nur angebrannt, auch die Tasche war heilgeblieben. Und darin habe ich Spuren von Arsen gefunden. Was sagen Sie dazu?«
    Mr. Brait atmete schwer.
    »Ich will Ihnen noch etwas mitteilen«, fuhr Mr. Rater fort. »Vor fünf Jahren haben Sie schon einmal Arsen von einer Firma in Glasgow bezogen, aber erst neulich, als der Lieferant Sie in London traf, haben Sie die Sendung bezahlt. Der Mann wird als Zeuge geladen, um Sie bei der Verhandlung zu identifizieren. Seinerzeit wurde das Arsen nach der Stadt geschickt, in der Sie früher wohnten und auch eine General agentur hatten. Jenes Arsen haben Sie wohl auch nach China geschickt?«
    Mr. Brait antwortete wieder nicht.
    »Drei Tage darauf starb Ihre erste Frau!«
    Jetzt sprang der Mann wütend auf.
    »Was behaupten Sie da?« schrie er außer sich. »Warum sollte ich denn Mr. Fainer umbringen - er war doch mein bester Freund!«
    »Weil Sie seine Frau liebten und ihr in Ihren Briefen den Vorschlag machten, mit Ihnen zu fliehen.«
    »Dann müssen Sie aber erst diese Briefe als Beweis vorlegen!«
    »Das werde ich auch tun. Ich habe sechs Stück in einem Kasten von Mrs. Fainer gefunden. Sie selbst glaubte allerdings, sie wären herausgenommen worden, aber das stimmte nicht. Die Tinte war nur vollständig verblaßt. Und wer Liebesbriefe mit unsichtbarer Tinte schreibt, ist ein Schuft. Verhaften Sie ihn!«
    Ein Beamter sprang zur Tür, um Mr. Brait abzufangen, als er hinauseilen wollte. Einen Augenblick blieb der Verbrecher stehen, als ob er nicht wüßte, was er tun sollte, dann riß er den Revolver aus der Tasche, bevor der Redner ihn erreichen konnte.
    Ein Schuß krachte, und Mr. Brait fiel zu Boden.
    Die Verhandlung gegen Mrs. Fainer, die ihren Mann ermordet haben sollte, war nur ganz kurz, und nachher nahm sie der Redner in seinem Sportwagen nach London mit. Unterwegs sprach er aber nur einmal, und zwar als sie auf der Spitze eines Hügels haltgemacht hatten. Man hatte dort einen wundervollen Ausblick über ein weites, prächtiges Tal, durch das sich in vielen Windungen ein Fluß hinzog. Er sprach allerdings lange und eindringlich.
    Seine Frau erinnerte ihn später noch oft an diese folgenschwere Durchbrechung seines heiligen Prinzips.

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