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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ein weiser Mann, Iken. Vielleicht kennt er wirklich jemanden, der uns anführen kann - einen Krieger oder…«
    Er unterbrach sich, als der Eremit wieder aus seiner Hütte trat. Der alte Mann hatte seine Roben abgelegt und trug jetzt eine Art Kleidung, wie Vloris sie noch nie gesehen hatte. Sie war grau und schien von den Stiefeln bis zum Hals aus einem einzigen Stück Stoff zu bestehen. In einer Hand trug der Eremit einen Helm, ähnlich denen, die der Schmied bei den Kriegern von San Lirri gesehen hatte. In der anderen Hand hielt er einen faustgroßen blauen Stein, den er mit einer fließenden Bewegung in die Schnalle seines Gürtels einfügte. Der Schmied bemerkte überrascht, daß der Stein dort haftete.
    Mit gemessenen Schritten ging der Eremit zu den beiden Männern und blieb vor ihnen stehen. »Laßt uns gehen. Ich bin bereit, euch anzuführen«, sagte der Ewige.
    ***
    Es war das Geräusch des über den Steinboden schabenden Eimers, das Nicole darauf aufmerksam machte, daß etwas nicht stimmte. Sie sprang auf, trat in die Mitte des Raumes und sah sich um. Nur wenige Sekunden später hatte sie begriffen, was passierte.
    Die Wände bewegten sich auf sie zu.
    Sie schätzte, daß ihr weniger als eine Minute blieb, bis sie von ihnen zerquetscht wurde. Nicole unterdrückte die plötzlich aufsteigende Panik und trat an die Gitterstäbe.
    »Jungs?« rief sie den Wachposten zu. »Das solltet ihr euch mal ansehen!«
    Eines der beiden Krokodilwesen knurrte etwas Unverständliches und hielt ihr seinen Speer entgegen.
    »Ich hab dir doch eben gesagt, du sollst nicht…«
    Er brach den Satz ab. Seine gelben Reptilienaugen weiteten sich, als er die näher rückenden Wände sah.
    »Skir!« fluchte er laut und sah Nicole wütend an. »Wieso hast du das gemacht?«
    »Sehe ich aus, als wolle ich Selbstmord begehen?« entgegnete sie ungläubig. »Natürlich habe ich das nicht ausgelöst. Aber wenn ihr mich noch eine Weile bewachen wollt, solltet ihr das Gitter öffnen!«
    Jetzt trat auch der zweite Wachposten vor und warf einen kritischen Blick auf die Lage.
    »Larku hat uns nicht befohlen, sie umzubringen. Wir sollen sie nur bewachen.«
    Er dachte einen Moment lang nach.
    »Ich denke, wir sollten sie rauslassen«, sagte er dann langsam.
    Nicole atmete auf.
    Der erste Wachmann sah seinen Kollegen zweifelnd an. »Hmm, stimmt, er hat gesagt, wir sollen sie nicht umbringen, aber das machen wir doch auch nicht, oder? Wir sehen nur zu, wie jemand anderer sie umbringt.«
    Der zweite Wachmann nickte nachdenklich. »Da hast du recht… Außerdem, wenn sie wirklich auserwählt ist, wird sie damit schon klarkommen.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte er seinen Speer und stieß Nicole mit der stumpfen Seite tief in die Zelle hinein.
    Die Dämonenjägerin verlor das Gleichgewicht und stürzte auf den harten Steinboden. Sie federte fast sofort wieder hoch und griff nach dem Amulett. Wenn der Angriff magisch ausgelöst wurde, konnte Merlins Stern ihr vielleicht doch noch helfen. Sie verschob einige Hieroglyphen an der Metallscheibe, um das Amulett zu zwingen, ein magisches Schutzfeld aufzubauen.
    Aber nichts passierte.
    Nicole sah erschrocken auf, als die Felswand ihren Arm berührte. Nur noch wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Nicole drehte sich zur Seite, um etwas mehr Zeit zu gewinnen. Hektisch versuchte sie erneut, das Amulett zu einem Angriff zu zwingen. Aber die Hieroglyphen rutschten einfach wieder in ihre Ausgangsposition zurück, ohne daß eine magische Funktion der Silberscheibe ausgelöst wurde.
    Im nächsten Moment hatte die Felswand Nicole erreicht!
    Obwohl sie genau wußte, daß es aussichtslos war, legte sie die Hände gegen den Felsen, als könne sie ihn mit einer reinen Willensanstrengung zurückschieben. Statt dessen wurden nur ihre Hände nach hinten gedrückt. Erschöpft ließ Nicole die Arme sinken.
    Der kalte Fels umschloß sie…
    ***
    Zweitausend Jahre zuvor, Erde
    Aufzeichnungen des Zentaurenfürsten Cumil-Logropatek
    Heute, am achtzehnten Tag unserer Gefangenschaft, kam Gaius Julius Cäsar auf die Lichtung. Ohne Gefolgschaft ging er durch das kleine Tor im Palisadenzaun und sah sich unter uns um. Nicht wenige meiner Krieger sprangen auf und waren bereit, ihn anzugreifen, doch dann sahen sie die Bogenschützen, die hinter dem Zaun standen und ihre Pfeile auf uns richteten. Ich befahl meinen Kriegern, ruhig zu bleiben.
    Wenn Cäsar den Gestank, der von uns ausgeht, bemerkte, so zeigte er es nicht, denn

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