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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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er trat ohne Zögern auf mich zu und fragte mich nach der verschwundenen Gefangenen. Ich weiß, daß er mir nicht glaubte, als ich jede Beteiligung an ihrer Flucht zurückwies, aber er drohte nicht mit der Folter, sondern ließ die Angelegenheit auf sich beruhen.
    Cäsars Haltung überrascht mich. Er spricht mit mir nicht wie mit einem Gefangenen, sondern behandelt mich mit dem Respekt, den ein Fürst verdient. Während unserer kurzen Unterredung versprach er, sich um eine bessere Versorgung zu bemühen und dafür zu sorgen, daß wir Waschgelegenheiten und Schutz vor den Naturgewalten erhielten. Ich äußerte meine Dankbarkeit in nur wenigen Worten, denn ich bin kein Narr und weiß genau, daß Cäsar selbst die schlechte Versorgung angeordnet hat, um unseren Widerstand zu brechen. Wenn er unsere Lage jetzt verbessern will, dann nur, weil es seinem Vorteil dient und nicht dem unseren.
    Cäsar bemerkte meine Zurückhaltung wohl, denn am Ende der Unterredung ergriff er meinen Arm in römischer Art und sagte, es sei das Schicksal eines Feldherrn, nicht immer geradlinig wie der Bär zu sein, sondern häufig auch verschlagen wie der Fuchs.
    Ich sah ihm nach, als er die Lichtung verließ und zwischen den Zelten hindurchging. Ich beobachtete, wie ein Mann mit seltsam eng anliegender grauer Kleidung aus einem der Zelte trat und Cäsar ansprach. Zwar konnte ich die Worte nicht verstehen, aber es schien mir, als sei es dem Feldherrn unangenehm, mit dem Mann reden zu müssen.
    Kann es sein, daß der große Cäsar nicht sein eigener Herr ist? Das ist die Frage, die sich mir stellt, während ich hier sitze und die Ereignisse des Tages niederschreibe. Um mich herum haben einige Zentauren kleine Altäre aufgebaut, an denen sie zu Araki beten. Ich lasse sie gewähren, auch wenn sie mich für schwach halten. Ich weiß, daß Cäsar mich ebenso einschätzt. Weder er noch mein Volk haben begriffen, daß ein Fürst manchmal schwach wie ein Lamm erscheinen muß, um die Stärke des Löwen zu verbergen.
    Sie werden sich wundern…
    ***
    »Halt!« schrie Zamorra.
    Die Zentaurin lächelte und legte eine Hand auf den Lederbeutel. Die Felswände stoppten.
    »Und so«, sagte Araki spöttisch, »bringt die Aussicht auf ein bißchen Sex den Befreier doch noch zur Vernunft.«
    Zamorra sah sie scharf an, verzichtete aber darauf, ihr zu sagen, daß ihn und Nicole ungleich viel mehr als das verband. Sie hätte ihn vermutlich ohnehin nicht verstanden.
    Er hatte bis zuletzt gehofft, daß die beiden Wachposten Nicole doch noch aus ihrer Zelle befreien würden. Aber das war nicht passiert. Der Dämonenjäger bezweifelte, daß Nicole aus eigener Kraft die Flucht gelingen würde. Dafür wurde sie zu stark bewacht, und das Amulett half ihr auch nicht, das hatte er eben gesehen. Also mußte es ihm gelingen, sie zu befreien. Aber dafür war es nötig, daß er selbst frei blieb und irgendwie Zeit gewann.
    Araki mißdeutete Zamorras Schweigen als Zustimmung. Immer noch lächelnd ging sie zu einem kleinen Tisch und goß Wein aus einer Karaffe in zwei Kelche.
    »Wir sollten auf die großen Dinge anstoßen, die wir gemeinsam vollbringen werden, Zamorra.«
    Sie streckte ihm einen der beiden Kelche entgegen.
    »Auf eine Welt ohne Menschen«, sagte sie feierlich.
    »Auf eine Welt ohne Haß«, entgegnete der Dämonenjäger doppeldeutig und nahm den Kelch.
    Araki trank ungerührt von seiner Antwort einen Schluck Wein und stellte ihren Kelch zurück auf den Tisch.
    »Ich habe einige Reden für dich vorbereitet, die du in den Dörfern halten wirst. Du solltest sie auswendig lernen, dann wirken sie besser.«
    Sie ging zu einem der Regale und griff nach einem Stapel Papier.
    Zamorra betrachtete nachdenklich den magischen Bildschirm. Die Felswände in Nicoles Zelle schoben sich langsam zurück. Die Gefahr schien erst einmal gebannt zu sein, aber der Dämonenjäger zweifelte nicht daran, daß Araki Nicoles Leben jederzeit wieder aufs Spiel setzen würde, wenn er ihren Befehlen nicht gehorchte.
    Er mußte eine Lösung finden, um aus der Zwickmühle zu entkommen.
    Und dann traute er seinen Augen nicht.
    Vor Nicoles Zelle brach das Chaos aus…
    ***
    Millimeter vor ihr war die Felswand zum Stehen gekommen und wich jetzt langsam wieder zurück.
    Nicole stieß die Luft aus, die sie unbeabsichtigt angehalten hatte, und wartete darauf, daß sich ihr Herzschlag beruhigte. Sie hatte keine Ahnung, warum sie angegriffen worden war und wem sie ihr Überleben verdankte, aber die Attacke

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