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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Zelle saß Nicole.
    Die Zentauren hatten also doch nicht geblufft.
    Araki bemerkte seine Reaktion und lächelte kalt. »Wie sieht es jetzt mit deiner Entschlossenheit aus, Zamorra?«
    Der Dämonenjäger schwieg, während sich seine Gedanken überschlugen. Er hätte damit rechnen müssen, daß es zu dieser Situation kam, hatte die Vorstellung bisher aber erfolgreich verdrängt.
    Die Zentaurin seufzte gekünstelt. Jetzt, da sie wieder Oberwasser hatte, stieg ihre Laune in einem geradezu beängstigendem Tempo.
    »Wir könnten den ganzen Tag hier so stehenbleiben, aber wie du vielleicht weißt, habe ich noch einiges vor. Also sollten wir deine Entscheidung etwas beschleunigen.«
    Sie schnippte mit den Fingern.
    Zamorra sah, wie Nicole sich in ihrer Zelle plötzlich erhob und sich irritiert umsah. Anscheinend hatte sich in ihrer Umgebung etwas verändert. Im nächsten Moment sah Zamorra, was es war. Der Strohballen, der an einer Seitenwand lag, rutschte langsam auf Nicole zu, ebenso wie der Eimer mit frischem Wasser.
    Unaufhaltsam schoben sich die Wände der kleinen Zelle zusammen…
    ...um Nicole zu zerquetschen!
    ***
    Vloris und Iken standen in respektvoller Entfernung und betrachteten scheu die kleine Holzhütte, die neben einem Baum stand. Wie alle anderen Dorfbewohner auch, versuchten der Schmied und sein Knecht normalerweise, dem Eremiten aus dem Weg zu gehen. Etwas an ihm machte ihnen Angst.
    »Laß uns wieder gehen«, sagte Iken nervös. »Er ist wohl nicht zu Hause.«
    Vloris, der seine in Bierlaune gesprochenen Worte bereits zu bereuen begann, hätte am liebsten zugestimmt, aber sein Stolz zwang ihn, weiterzumachen.
    »Nein, ich denke, wir sollten zuerst klopfen. Vielleicht schläft er ja.«
    Er machte einige unsichere Schritte auf die Hütte zu.
    »Meinst du, es ist klug, ihn zu wecken? Er könnte wütend werden.«
    Das ist allerdings richtig, dachte Vloris. Es war wohl doch besser, wieder zur Schänke zu gehen und noch ein paar Biere zu trinken.
    »Na gut, Iken, wenn dich der Eremit so sehr ängstigt, dann sollten wir zurückgehen«, entgegnete der Schmied. »Wir können ja morgen wiederkommen. Vielleicht bist du dann mutiger.«
    Der Knecht öffnete den Mund, um gegen die Worte seines Herrn zu protestieren, überlegte es sich aber anders und schwieg. Er wußte, daß der Schmied den anderen Männern erzählen würde, er habe wegen der Feigheit seines Knechts umkehren müssen, aber das war ihm in diesem Moment egal. Hauptsache, er mußte dem Eremiten nicht begegnen.
    »Dafür ist es jetzt wohl zu spät«, sagte eine schneidende Stimme.
    Die beiden Männer fuhren erschrocken herum und starrten den Eremiten an, der wie aus dem Nichts hinter ihnen aufgetaucht war.
    Kann er etwa auch Gedanken lesen? dachte Iken entsetzt.
    Der Eremit, ein hagerer alter Mann, der seine langen weißen Haare zu einem Zopf geflochten hatte, lächelte ihn wortlos an.
    Vloris räusperte sich und trat einen Schritt vor. »Entschuldige unseren überraschenden Besuch, aber es gibt wichtige Neuigkeiten, zu denen das Dorf dich befragen möchte.«
    Der alte Mann winkte gelangweilt ab. »Ich weiß, Vloris. Die Auserwählte befindet sich in der Gewalt der Magischen. Ihr wollt sie befreien, braucht aber vorher meinen Segen, da ihr zu feige seid, die Verantwortung allein zu tragen. Richtig?«
    Er sah den Schmied scharf an. Vloris versuchte seinem Blick auszuweichen und spürte, wie ihm ein Schauer den Rücken herunterlief. Der Eremit schien bis in die tiefsten Winkel seiner Seele zu blicken.
    »Richtig«, entgegnete er heiser und räusperte sich erneut. »Wir brauchen deinen Rat.«
    Der Eremit schwieg einen Moment. Er schien nachzudenken.
    Iken trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Aus den Augenwinkeln sah er, daß Vloris stark schwitzte. Der Schmied schien sein sonst so großes Selbstbewußtsein völlig verloren zu haben.
    Plötzlich machte der Eremit einen Satz nach vorne und schlug beiden Männern mit unerwarteter Freundlichkeit auf die Schultern.
    »Ha!« sagte er laut, als beide zusammenzuckten. »Ihr braucht meinen Rat nicht, Freunde. Ihr braucht viel, viel mehr - einen Anführer!«
    Die beiden Männer sahen sich verstört an. Der Eremit ignorierte sie, ging leise vor sich hin murmelnd zu seiner Hütte und verschwand darin.
    Iken drehte sich zu Vloris um. »Ich halte das für keine gute Idee«, sagte er eindringlich. »Wir sollten ganz schnell verschwinden und hoffen, daß er uns nicht folgt.«
    Der Schmied zuckte die Achseln. »Er ist

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