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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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konnte nicht auf ihre Flugkünste verzichten. Und das wußten die Drachen ganz genau und machten weiterhin nur das, was sie wollten.
    Prahil-Gi sah, wie Nefir zu seinem Fenster aufblickte. Er nickte ihr kurz zu und zog sich zurück. Seine Entscheidung war getroffen. Er konnte jetzt nur noch hoffen, daß es die richtige gewesen war. Er legte die Hand auf das Buch.
    Was werden die Schreiber des nächsten Werkes wohl über mich zu sagen haben? fragte er sich. Werden sie mich verurteilen, weil ich den Tod zweier Menschen in Kauf nehme, denen wir so viel verdanken? Oder werden sie meinen Scharfsinn und meine Weitsicht loben?
    Er legte das Buch zurück ins Regal und löschte das magische Licht mit einer knappen Handbewegung.
    Einen Moment lang blieb er im Halbdunkel des späten Nachmittags stehen.
    Egal, was sie sagen, dachte er, ich werde es mir nie verzeihen…
    ***
    Zamorra schüttelte leicht den Kopf. »Wenn du wirklich die Göttin der Weisheit wärst, würdest du diesen Blödsinn wohl kaum zulassen«, entgegnete er ironisch. Gleichzeitig betrachtete er die Pferdefrau genauer. Irgend etwas stimmte nicht mit ihrem Aussehen. Er hatte fast den Eindruck, durch sie hindurchsehen zu können, als wäre ihre Gestalt nur die Fassade für etwas anderes. Im nächsten Moment verschwand der Eindruck und Araki wirkte wieder völlig normal.
    »Wir sollten in meinen Gemächern über deine Mission sprechen, Zamorra - und über deine Gefährtin.«
    Sie drehte sich wortlos um und verschwand hinter einem Vorhang. Zamorra folgte ihr, schob den schweren Stoff zur Seite und betrat die Gemächer, die aus verschiedenen Räumen zu bestehen schienen. An den Wänden standen meterhohe Regale, die mit Büchern und Papyrusrollen gefüllt waren. Dicke Teppiche dämpften seine Schritte. Ein weiches Licht schien aus den Wänden zu kommen, wurde vermutlich magisch erzeugt.
    Die Zentaurin stand in der Mitte des Raums und sah Zamorra aufmerksam an.
    »Deine Haltung überrascht mich«, sagte sie nachdenklich. »Ich lege dir eine ganze Welt zu Füßen, und zum Dank beleidigst du mich. Ist das nicht ein wenig seltsam?«
    Der Dämonenjäger schüttelte den Kopf. »Du hast mir nichts zu Füßen gelegt, Araki. Ich bin nur hier, weil du hoffst, mich zur Galionsfigur deines Kreuzzugs zu machen. Allerdings frage ich mich, weshalb du diesen ganzen Aufwand durchführst? Wenn du wirklich eine Göttin bist, ist dein Ruhm doch viel größer als meiner. Die Magischen werden doch wohl einer Göttin folgen, wenn sie in den Krieg zieht.«
    Die Zentaurin zuckte die Achseln und ging langsam auf den Dämonenjäger zu.
    »Es gibt viele Götter auf San«, sagte sie lächelnd. »Jedes Dorf hat eigene, die man im nächsten Tal schon nicht mehr kennt. Aber es gibt nur einen Befreier - und alle Magischen haben von ihm gehört. Du siehst also, daß du deinem Schicksal nicht entgehen kannst.«
    Sie legte Zamorra einen Zeigefinger auf die Brust und ließ ihn langsam heruntergleiten.
    »Aber vielleicht kann ich dafür sorgen, daß dir deine Rolle gefällt«, säuselte sie leise.
    Der Dämonenjäger drehte sich angewidert weg, so daß er ihr buchstäblich die kalte Schulter zeigte.
    »Ich weiß nicht, warum du diesen Krieg willst«, sagte er mühsam beherrscht, »und es ist mir auch egal. Aber wenn du glaubst, daß mich die Aussicht auf ein bißchen Sex dazu bringt, eine ganze Welt ins Chaos zu stürzen, dann bist du noch viel irrer, als ich bisher gedacht hatte.«
    Er drehte sich wieder zu ihr, sah ihr tief in die Augen. Araki zuckte zurück, schien für einen Moment Angst vor dem Dämonenjäger zu bekommen.
    »Nichts«, fuhr er leise fort, »was du mir antust oder androhst, wird mich jemals dazu bringen. Haben wir uns verstanden?«
    Die Zentaurin wandte sich ab und strich sich hastig mit der Hand durch die Haare. Das Gespräch schien nicht so zu verlaufen, wie sie geplant hatte.
    »Also gut«, sagte sie schließlich wütend, »dann wollen wir deine Behauptungen einmal auf die Probe stellen.«
    Sie legte eine Hand an den Lederbeutel. Zamorra hob überrascht die Augenbrauen, als vor ihm ein schwebendes Rechteck in der Luft erschien und zu einem Bildschirm wurde, auf dem er eine Felswand sah. Er hatte nicht gedacht, daß Araki über so große magische Fähigkeiten verfügte.
    Er beobachtete, wie das Bild, das er in dem Rechteck sah, sich wie bei einer Kamerafahrt nach unten bewegte und langsam zurückfuhr.
    Zamorra schluckte.
    Auf dem Bildschirm sah er eine steinerne Zelle.
    Und in der

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