Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
zurück zu ihren Familien gegangen, um sie in Sicherheit zu bringen. Vercingetorix weiß, daß auch er sich zurückziehen muß. Er gestand mir, er habe daran gedacht, mich und meine Krieger um Unterstützung zu bitten, aber die Druiden haben ihn davor gewarnt. Sie sagen, wir seien heilige Wesen und es sei ein großer Frevel, unser Leben in die Waagschale dieses Krieges zu werfen.
    Trotzdem ist es Vercingetorix gelungen, eine Möglichkeit zu finden, wie wir unseren Dank für die Rettung zeigen können. In dieser Beziehung ist der Keltenfürst nicht anders als Cäsar. Jedes Entgegenkommen dient seinem eigenen Vorteil.
    Er hat mich gebeten, mit meinem Volk gen Norden zu ziehen und das Wasser zu überqueren, bis wir ein Land erreichen, daß er Breton nennt und bei dem es sich meiner Ansicht nach um Britannien handeln muß. Mit uns sollen wir die Alten, Frauen und Kinder seines Stammes nehmen, die er im Falle einer Niederlage so vor der Sklaverei bewahren will. Sollte er siegen, werden wir mit ihnen nach Gallien zurückkehren und bei seinem Stamm leben.
    Ich stimmte seiner Bitte zu und sah die Erleichterung in seinen Augen. Anscheinend rechnet er nicht ernsthaft mit einem Sieg über Cäsar. Auch ich glaube nicht, daß wir Gallien nach unserer Abreise jemals Wiedersehen werden. Niemand hat dem römischen Feldherrn bisher lange widerstehen können.
    Aber noch eine andere Befürchtung quält mich. Wenn Cäsar bereits so weit gekommen ist, wird er vor Britannien nicht haltmachen. Er wird nicht eher ruhen, bis er die gesamte Welt beherrscht. Und weder wir noch die Kelten werden vor ihm sicher sein.
    Doch das sage ich Vercingetorix nicht…
    ***
    Nicole und Rekoc rannten. Immer tiefer bewegten sie sich in den dichten Wald hinein, der selbst in der Nachmittagssonne dunkel wirkte. Hohe Büsche und moosbewachsene Äste, die auf dem Waldboden kaum zu erkennen waren, erschwerten ihre Fortbewegung. Rekoc bewegte sich zielsicher, schien genau zu wissen, wohin er wollte, auch wenn Nicole noch nicht einmal einen Tierpfad ausmachen konnte.
    Sie schätzte, daß sie rund eine halbe Stunde gelaufen waren, als sie einen kleinen Bach erreichten. Rekoc ließ sich erschöpft zu Boden sinken und erfrischte sich, indem er einfach den Kopf ins Wasser hielt.
    Nicole ging neben ihm auf die Knie und trank aus dem kalten Bach. Sie brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen.
    »Ich glaube«, sagte sie dann, »du mußt mir ein paar Fragen beantworten.«
    Rekoc kam prustend aus dem Wasser hoch und schüttelte sich. Er warf einen Blick zurück in den Wald und grinste.
    »Die finden uns nicht mehr. Tolle Kämpfer, diese Zentauren, aber wenn's ums Spurenlesen geht, sind sie verloren.«
    Er lehnte sich an einen jungen Baum, der unter seinem Gewicht bedenklich knarrte und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht.
    »Also, was willst du wissen?«
    Nicoles Gedanken rasten. Es gab so viele Fragen, die sie stellen wollte, aber sie wußte nicht, wo sie anfangen sollte. Schließlich entschied sie sich für das Offensichtlichste.
    »Rekoc«, sagte sie vorsichtig, »versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber warum bist du nicht mehr so…nun, so…«
    »Blöd?« half der Affe ihr lächelnd aus.
    Nicole nickte halbherzig. Sie hätte zwar lieber eine weniger beleidigende Formulierung gewählt, aber Rekoc hatte ihre Frage anscheinend erahnt.
    »Das muß dir nicht unangenehm sein, Nicole. Schließlich war ich nicht gerade mit Intelligenz gesegnet. Prahil-Gi hat das geändert. Er gab mir Klugheit und machte mich zu seinem Geheimdienstchef. Deshalb war ich auch bei der Zentaurenarmee. Ich habe mich dort sozusagen als Maskottchen eingeschleust.«
    »Zentaurenarmee?« hakte Nicole irritiert nach. »Ich dachte, die sind auf Prahil-Gis Seite?«
    Rekoc wurde schlagartig ernst. »Schön wär's. Ich muß dir leider die Kurzfassung geben, weil wir nicht viel Zeit haben. Prahil-Gi versucht diesen Planeten zu regieren, aber er kämpft auf verlorenem Posten. Auf der einen Seite stehen die Menschen, von denen viele noch immer glauben, daß die verfluchte Anxim-Ha sie mit deiner Hilfe - der Hilfe der Auserwählten -gerettet hat.«
    Nicole wollte etwas entgegnen, aber Rekoc ließ sie nicht zu Wort kommen. »Fast jede Woche taucht ein neuer Prophet oder Heilsbringer in den Dörfern auf und versucht die Menschen aufzuwiegeln. Bis jetzt hatten sie nur mäßigen Erfolg, denn keiner hatte die nötige Überzeugungskraft. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand kommt, der das

Weitere Kostenlose Bücher