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0671 - Der vergessene Gott

0671 - Der vergessene Gott

Titel: 0671 - Der vergessene Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nicht gehört, zum anderen hatte er auf dem magischen Rechteck auch nicht bemerkt, daß Rekoc den Wächter getötet hatte. Er hatte nur dessen bewegungslosen Körper gesehen.
    Zamorra sah vorsichtig zu Araki herüber, die noch immer vor dem Regal stand und einige Papiere durchsah. Sie drehte dem Monitor den Rücken zu und hatte nichts von den Vorgängen bemerkt.
    Ruhig schätzte der Dämonenjäger die Entfernung zwischen ihm und der Pferdefrau ab. Er wußte, daß er nur eine Chance hatte, um sie zu besiegen. Zentauren, diese leidvolle Erfahrung hatte er bereits mehrfach gemacht, waren hervorragende Kämpfer - und Araki war mit ihren magischen Kräften um einiges gefährlicher als ein normaler Zentaur. Trotzdem mußte er einen Kampf riskieren und hoffen, daß von Arakis Gemächern ein Weg nach draußen führte. An den Zentauren würde er wohl kaum vorbeikommen.
    Anscheinend hatte Araki gefunden, wonach sie gesucht hatte, denn sie legte eine Handvoll Papiere zur Seite. Zamorra spannte sich an.
    »Da sind sie ja«, sagte sie erfreut. »Es sollte dir nicht schwerfallen, sie…«
    Sie schrie auf, als der Dämonenjäger sich mit einem Sprung gegen sie warf. Ihre Hand tastete nach dem Lederbeutel.
    Zamorra sah ihre Bewegung und hieb ihr die Fäuste in den Nacken.
    Mit einem Seufzer brach Araki zusammen. Ihr schwerer Pferdekörper prallte gegen das Regal, vor dem sie eben noch gestanden hatte. Zamorra rollte sich zur Seite und schützte seinen Kopf vor den Regalbrettern, Büchern und Papyrusrollen, die auf ihn herabregneten.
    Innerlich fluchte er. Den Zentauren konnte der Lärm nicht entgangen sein. Es konnte nur noch eine Frage von Sekunden sein, bis sie in den Raum eindrangen, um nachzusehen, was geschehen war.
    Der Dämonenjäger kämpfte sich aus Holz und Papier hoch und stutzte. Vor ihm war das Regal völlig in sich zusammengebrochen. Dahinter befand sich jedoch keine Wand, sondern ein schmaler Spalt, der halb von Brettern verdeckt wurde.
    Zamorra hörte die raschen Hufschläge, als er nach den Brettern griff, um sie aus ihrer Halterung zu reißen. Überrascht bemerkte er, daß sie mühelos zur Seite glitten. Ein Geheimgang, dachte er. Das Regal ist eine Tarnung für den Gang. Er hatte keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen, denn im gleichen Moment wurde der Vorhang zur Seite gerissen.
    Zamorra schob sich in den schmalen Gang und rannte los - hinein in die Dunkelheit.
    Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete…
    ***
    Zweitausend Jahre zuvor, Erde
    Aufzeichnungen des Zentaurenfürsten Cumil-Logropatek
    Wir sind frei! Ich kann es selbst jetzt, wo ich diese Worte schreibe, kaum glauben. Mögen die Götter den Namen unseres Befreiers preisen: Er nennt sich Vercingetorix und ist der wohl größte aller Keltenfürsten.
    Wie er mir mitteilte, haben seine Krieger uns seit unserer Ankunft in Gallien beobachtet. Sie hatten Wesen wie uns noch nie gesehen und befragten die Priester, die sie Druiden nennen, ob wir Geistwesen aus einer fremden Welt seien. Die Druiden befragten die Steine und die Bäume und kamen zu der Entscheidung, es sei ein großes Glück für die Stämme, daß wir in ihrem Land seien, und man solle uns willkommen heißen. Unsere Gefangennahme entsetzte die Druiden. Sie befürchteten, die Götter würden den Stämmen ihre Gunst entziehen, wenn sie es zuließen, daß die Römer uns töteten.
    Und so wartete Vercingetorix mit seinen Kriegern auf seine Chance. Er bekam sie am heutigen Morgen, als Cäsar mit zwei kompletten Legionen gen Westen zog und das Lager nur leicht bewacht zurückließ.
    Ich sah mit eigenen Augen, wie sich die Kelten wie Geister aus dem morgendlichen Nebel schälten und lautlos die Wachen töteten. Keiner der Römer hatte Gelegenheit, Alarm zu geben. Die Kelten öffneten das Tor im Palisadenzaun und führten uns ebenso leise in den Wald. Das Lager verschwand hinter uns im Nebel.
    Nach einigen Stunden erreichten wir ein gut befestigtes Dorf, in dem ich auf Vercingetorix traf. Er bewirtete uns reichlich und lud uns ein, so lange bei seinem Stamm zu verbleiben, wie wir es wünschten. Mein Volk nahm seine Worte mit großer Freude auf, aber ich konnte sehen, daß den Keltenfürsten etwas bedrückte. Und so nahm ich ihn nach dem Bankett zur Seite, um einige Worte mit ihm zu wechseln.
    Ich erfuhr, daß Vercingetorix mit einem baldigen Angriff Cäsars rechnet und befürchtet, den Kampf nicht zu gewinnen. Seine Truppen sind von den letzten Schlachten geschwächt, und viele Krieger sind

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