0671 - Der vergessene Gott
Pulverfaß endgültig in Brand setzt. Auf der anderen Seite befindet sich diese verbohrte Zentaurenarmee, die dich und Zamorra entführt hat. Sie glauben, daß Zamorra sie befreit hat, und wollen mit ihm an der Spitze die Menschen vertreiben. Angeführt werden sie von einer Zentaurenfrau namens Araki, die sie für eine Göttin halten - die wahren Götter allein wissen, woher die aufgetaucht ist. Im Moment sind die Zentauren gefährlicher, weil sie im Gegensatz zu den Menschen gut organisiert sind. Meine Aufgabe ist es jetzt, mit dir so schnell wie möglich nach San Lirri zu gehen und Prahil-Gi dazu zu bringen, eine Armee aufzustellen und die Zentauren zu schlagen. Wenn er zeigt, daß er gegen die Wesen seiner eigenen Art hart durchgreift, werden die Menschen vielleicht eher bereit sein, auf ihn zu hören - vor allem, wenn du dich als ihre Auserwählte in den Dörfern für ein friedliches Zusammenleben einsetzt.«
Nicole runzelte die Stirn. »Ich bin keine Auserwählte, Rekoc, und ich werde das auch niemandem gegenüber behaupten. Du weißt, daß ich euch gerne helfe, aber nicht, indem ich diese Leute belüge.«
Der Affe seufzte. »Ich dachte mir schon, daß du so reagieren würdest. Laß uns darüber mit Prahil-Gi sprechen, wenn wir in San Lirri sind. Er findet bestimmt eine Lösung.«
Er stand auf und reichte Nicole die Hand. Aber die Dämonenjägerin ergriff sie nicht.
»Was ist mit Zamorra?« fragte sie statt dessen.
»Mach dir um den keine Sorgen. Sobald er erfährt, daß du keine Gefangene mehr bist, wird er schon eine Möglichkeit finden, um selbst zu fliehen. Wenn das geschehen ist, wird er nach San Lirri gehen, weil er weiß, daß das der einzige Ort ist, an dem er Antworten auf seine Fragen bekommen kann. Wenn er sich beeilt, könnte er sogar noch vor uns dort eintreffen.«
Nicole sah ihn zweifelnd an. »Du siehst die Lage etwas zu optimistisch. Was, wenn ihm die Flucht nicht gelingt und Prahil-Gis Armeen angreifen? Wie…«
»Still!« unterbrach Rekoc sie flüsternd. »Da ist jemand.«
Er duckte sich zwischen zwei Bäume und schnupperte mit weit geöffneten Nasenflügeln in den Wind.
»Menschen«, sagte er leise, »…viele Menschen… sie sind ganz in der Nähe…«
Nicole ging ebenfalls in Deckung und sah sich um, aber außer dem Wald konnte sie nichts erkennen.
»Bist du sicher?« flüsterte sie.
Rekoc nickte. »Vergiß nicht, daß ich ein Jäger war. Ich kann sie riechen.«
Seine Augen weiteten sich. »Verdammt, sie wissen, daß wir hier sind. Sie kreisen uns ein!«
Er sprang auf und zeigte in Richtung des Bachs. »Los, da lang.«
Nicole fragte nicht, woher er das wußte, sondern kam ebenfalls auf die Beine und rannte los. Sie konnte immer noch niemanden sehen.
Im nächsten Moment hörte sie ein hohes Surren.
Neben ihr schrie Rekoc auf und ging zu Boden.
Aus seinem Rücken ragte der Schaft eines Pfeils.
***
Gerton starrte entsetzt auf die am Boden liegende Araki. Er hatte den Eindruck, durch ihren Körper hindurchsehen zu können. Darunter verbarg sie eine andere Form, die langsam hervorzukommen schien.
Hinter ihm drängten sich die anderen Zentauren, aber Gerton bemerkte sie nicht. Der seltsame Anblick hatte ihn völlig in seinen Bann gezogen. Er versuchte zu erkennen, welche Form sich in der Zentaurin abzuzeichnen schien, aber sie verschwamm vor seinen Augen.
Und dann war da nur noch der Pferdekörper, der sich langsam vom Boden aufrichtete.
Gerton blinzelte verwirrt. Araki sah wieder völlig normal aus.
»Starr mich nicht so an!« fauchte sie wütend. »Sorge lieber dafür, daß du Zamorra zurückbringst, sonst rollt dein Kopf heute doch noch.«
Der junge Zentaur zuckte zusammen und nickte hastig.
»Ja, Araki, sofort.«
Er trat einen Schritt vor und erlaubte es damit auch den anderen Zentauren, den Raum zu betreten. Innerhalb von Sekunden versperrten sie sich bei dem Versuch, die Gemächer zu durchsuchen, gegenseitig den Weg.
Gerton sah, wie Larku zu einem schmalen Gang ging, der anscheinend hinter einem der Bücherregale verborgen gewesen war und eine Pechfackel hineinhielt.
»Er ist durch diesen Gang geflohen«, verkündete er einen Moment später und zog sein Schwert.
Warum folgt er ihm nicht? fragte sich Gerton, als nichts passierte. Doch dann erkannte er den Grund. Der Gang war so schmal, daß die breiten Pferdekörper der Zentauren nicht hindurch paßten.
Larku warf seiner Göttin einen fragenden Blick zu, aber sie war anscheinend nicht bereit, ihm zu erklären,
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