0671 - Der Zeittaucher
Punkt entfernt, an dem sich die Energieblasen um das System spannte.
Ein winziger, schwacher Impuls, kaum zu orten, aber mit den mächtigen Verstärkern der GORSICA ohne die geringsten Schwierigkeiten anzumessen, verriet uns die genaue Lage des 'Schwellentransmitters.
Ich brauchte meine Leute nicht mehr zusammenzurufen - die Schiffsführung hatte es bereits getan.
Atlan und ich waren die letzten, die in die Jet kletterten.
Der Diskus schwebte auf, wartete auf schiffsinterne Kommandos und wurde dann etwas schneller. Er schwebte auf die Transmittersäulen zu, durchquerte die Trennlinie und schoß, schneller geworden, über der Plattform des Schwellentransmitters heraus und auf den Schlund des Tunnels durch das Gezeitenfeld zu.
Hinter uns erloschen die Transmittersäulen.
Wir flogen langsam durch den Tunnel und sahen, daß uns in kurzer Zeit eine zweite Jet folgte.
Die CORSICA DELTA nahm wieder Fahrt auf und raste zurück in den Linearraum. Sie würde sich wieder an dem Platz aufhalten, von dem sie abgerufen worden war. Als sich die beiden Raumflugkörper innerhalb des schützenden Feldes befanden, stellten wir Bildfunkkontakt her. Ich war verblüfft, als ich in den Schirm blickte.
„Orana!" stieß ich hervor. „Das ist das schönste Empfangskomitee, das ich mir vorstellen kann!"
Sie versuchte ein Lächeln, aber es wirkte nicht überzeugend.
Augenblicklich ergriff mich ein schlechtes Gefühl.
„Ich habe eineinhalb Tage gewartet!" sagte sie. Sie war gleichzeitig erleichtert und bedrückt.
„Was ist los, Orana?" fragte ich etwas lauter und nachdrücklicher. Sie sah mich starr an und schlug die Hände vor das Gesicht.
Schließlich stieß sie hervor: „Der Neue hat eine galaxisweite Ansprache gehalten! Es war furchtbar. Er hat uns allen den Untergang geschworen und versprochen!"
Ich bemühte mich ruhig zu bleiben und registrierte dankbar, daß sich nur wenige Männer in der Kuppel aufhielten.
„Atlan und ich haben dies vermutet", erwiderte ich. „Wir haben über dreihundert fast fertige Zeittaucher vernichtet!"
„Wir haben alles aufgezeichnet. Es war Bildfunk. Offensichtlich haben sämtliche Schiffe und Relaisstationen zusammengearbeitet. Die Sendekapazität war sehr hoch."
Ich schwieg und wartete. Orana war fassungslos. Daraus war unschwer zu schließen, daß Leticron, mein Nachfolger, uns allen furchtbare Dinge angedroht hatte. Endlich sprach sie weiter.
„Er redete länger als fünfundvierzig Minuten.
Wir haben alles mitgeschnitten. Aber ich stecke dich mit meiner verzweifelten Stimmung an. Ich warte, bis wir gelandet sind!"
„Was gleich der Fall sein wird", sagte ich, denn ich sah bereits die Erde näher kommen und größer werden. Ich konnte mir vorstellen, was Leticron uns Terranern angedroht hatte, aber etwas mußte Orana dabei derartig entsetzt haben. Jedenfalls würde jedes Wort, das er sagte, einigen Tausenden Menschen das Leben retten. Denn jeder, der nicht mit Erde und Mond und uns flüchtete, würde den Tag verfluchen, an dem er zu lange gezögert hatte.
Ich verschob alle Gedanken an das Bevorstehende auf einen unbestimmten Zeitpunkt nach der Landung und versuchte, Orana so gut wie möglich zu beruhigen. Es gelang mir nicht.
Noch auf dem Raumhafen übergab mir der junge Major, der Pilot der Jet, die auf uns gewartet und den Transmitter bedient hatte, eine dicke Bandkassette. Wir sammelten uns.
Waringer, Bully und Tifflor begleiteten Orana und mich zu den Studios von Terra Vision in der Stadt.
Dort ließen wir die Bänder abspielen.
Es war entsetztlich.
Ich vermochte mich bis zu einem bestimmten Punkt in einen Mann wie Leticron hineinzudenken. Er strebte nach Macht und hatte sein Leben lang darauf gewartet. Die Laren hatten ihm den Steigbügel gehalten. Jetzt befand er sich dicht vor seinem Ziel.
Nur das Antitemporale Gezeitenfeld trennte ihn noch von dem Sessel des Diktators über diese Galaxis.
Aber daß er uns Terraner derart haßte, das konnte ich nicht einmal graduell nachempfinden. Es war kalter, gezielter Haß, der vermutlich mich als Kristallisationspunkt hatte. Leticron, der tobte und drohte, war von uns besiegt worden, obwohl er uns weder geortet noch gesehen hatte. Aber ausgerechnet dieses Gewürm, das man sicher eingeschlossen wähnte, das man mit Hilfe der Zeittaucher in einigen Stunden beseitigen konnte, hatte zurückgebissen und sich gewehrt. Mit großem Erfolg.
Wir hatten nicht nur einen taktischen, sondern auch einen psychologischen Sieg errungen.
Aber
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