0671 - Der Zeittaucher
jetzt, ab dieser Sendung, würde der Begriff der Gnade oder Fairneß völlig aus der Auseinandersetzung verschwinden.
Wir waren alle blaß, als das Band abgelaufen war.
Ich versuchte mich zu fassen und sagte: Bereiten Sie alles für eine Systemsendung vor. Lassen Sie ansagen, woher wir diese Sendung haben und was der Grund dafür war. Und in einer Stunde werde ich die Ansprache Leticrons kommentieren und eine hoffentlich letzte Warnung abgeben."
Der Manager nickte nur und verließ den Raum.
Die Gruppe der Verantwortlichen zerstreute sich schnell, löste sich auf. Die Freunde gingen wieder an die Arbeit. Inzwischen waren weitere Voraussetzungen geschaffen worden.
Unter anderem ein Fluchtplan, der die Schiffe der Flotte, die Erde und für eine zahlenmäßig eingeschränkte Menge Menschen auch den Mond als letzten Fluchtpunkt vorsah. Viele Monde und Relaisstationen waren ohnehin längst geräumt und auf Automatik geschaltet.
Eine Stunde später stand ich wieder im Sendestudio, sah vor und über mir die Kameras und die Glaswand des Regieraums.
Wir hatten das Band in vier Abschnitte gegliedert, die eingespielt werden würden. Als das rote Licht aufleuchtete und ich ein Zeichen aus dem Regieraum bekam, sah ich in die Linsen und fing an zu sprechen.
„Meine Freunde!" sagte ich. „Der Anlaß, aus dem ich mich innerhalb kurzer Zeit zum zweitenmal an Sie alle wende, ist ungleich akuter als vor einigen Tagen.
Sie alle wissen, daß die Laren und ihr vorgeschobener neuer Hetran versucht haben, das Gezeitenfeld mit einer Sonde, dem sogenannten Zeittaucher aufzubrechen. Wir konnten das verhindern. Wir haben die Besatzung der Sonde verhört und herausgefunden, daß dieses erste Gerät bereits in Serie gebaut wurde. Wir konnten herausfinden, daß es auf Olymp gebaut wurde.
Wir flogen nach Olymp, stellten fest, daß mehr als dreihundert Zeittaucher fast fertig waren und konnten sowohl diese Geräte als auch die Produktionsstätten vernichten.
Wir haben keinen Sieg errungen, sondern nur einen Aufschub herausgeschunden. Er kann Wochen dauern oder im günstigsten Fall Monate. Aber in einer Anzahl von Tagen wird Leticron mit einer gewaltigen Flotte die Erde und das Sonnensystem überfallen. Bis zu diesem Tag müssen wir geflüchtet sein.
Nachdem der Überschwere von unserer Aktion erfahren hat, hielt er eine galaxisweite Ansprache. Hören und sehen Sie selbst, was er drohte. Das Band, ist ein Mitschnitt, der in einer Jet gemacht wurde, die draußen in der Temporalschleuse gewartet hat, im Schwellentransmitter."
Wieder ein Signal. Das Band lief an.
Wieder sah ich auf einem Monitor die Sendung.
Leticron drohte in Wort und Bild, den Schirm in seiner Massigkeit ausfüllend, allen Terranern des Sonnensystems. Er schwor bei einer Menge bekannter und unbekannter Götter, daß er in kürzester Zeit das Sonnensystem mit seiner Flotte besetzten werde.
Wörtlich fuhr er fort: „...schwöre ich, daß jeder Bewohner des Sonnensystems, gleichgültig, wo er geboren ist, ob reich oder arm ist, ob er Großadministrator oder Insasse eines Waisenhauses ist...alle sind sie ab sofort zum Dasein des niedrigsten Sklaven verdammt!
Ich bin auf Befehl und mit der uneingeschränkten Hilfe meiner larischen Freunde entschlossen, alle Bewohner des Sonnensystems nicht nur restlos physisch und psychisch zu versklaven, sondern ihnen allen auch den geringsten Rest ihres persönlichen Besitzes abzunehmen. Ich werde ihr Eigentum ebenso wenig schonen wie ihren freien Willen ..."
Ich bat abermals alle Bewohner des Sonnensystems um ihr Vertrauen. Ich bat sie ferner, zu verstehen, daß ich nicht alle unsere Pläne aufdecken könne, aber wir hätten die Möglichkeit, das Sonnensystem total zu evakuieren. Ich bot die Erde als Zufluchtsort an, aber ich scheute mich, den Großen Plan zu erläutern.
Mehr sagte ich auch nicht.
Schließlich endete ich, selbst erschöpft und fast bereit, zu resignieren. Ich sagte: „Mehr als einundzwanzig Milliarden sind von diesem Mann persönlich bedroht worden. Ich warne zum letztenmal!
Es ist reine Illusion zu glauben, Leticron würde auch nur einen einzelnen Mitbürger schonen!
Wir werden Sie alle ununterbrochen informieren. Für die nächsten Tage können wir wohl ruhig schlafen, aber nur für die nächsten Tage. Ich bitte Sie abermals, uns voll zu vertrauen. Im gegebenen Moment, an dem wir sicher sind, daß unser Ausweg funktioniert, werde ich Ihnen sagen, was wir vorhaben."
Ich nickte, versuchte ein aufmunterndes
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