0672 - Das teuflische Ultimatum
Sekunde geschahen zwei Dinge zugleich. Einer der Bankräuber holte einen Stab hervor und rief ein bestimmtes Wort.
»Topar!«
Die gesamte Szene erstarrte. Selbst die anderen beiden Bankräuber konnten sich nicht mehr bewegen, aber derjenige, der geschossen hatte, war wild geworden. In blinder Wut schoß er auf den Rentner. Brutal wurde der Lauf des Mannes unterbrochen, er kippte auf den Steinboden und rührte sich nicht mehr, im Gegensatz zu dem ersten Getroffenen, der leise vor sich hinstöhnte.
Alle waren starr geworden, bis auf den Mann, der den Stab hielt und das entscheidende Wort gerufen hatte.
Nur fünf Sekunden hatte er die Zeit anhalten können, und in dieser Spanne konnte sich niemand bewegen, nur der Träger selbst. Das wußte er, und er wußte auch, daß etwas Entscheidendes schiefgelaufen war, über das er aber nicht nachdenken wollte.
Dann war die Zeit um.
Der Rentner lag am Boden, seine Frau brach ebenfalls zusammen, nur die drei Gangster taten das für sie einzig Richtige. Sie flohen, es kam zu keiner Panik. Auch dann nicht, als sie die schmale Straße erreichten und einen Wagen sahen, der sich aus einer Einfahrt drängte.
Es war ein dunkler Volvo, der von einem vierten Mitglied der Bande gelenkt wurde.
Innerhalb von Sekunden waren die drei anderen eingestiegen. Zwar gab es Zeugen, die aber konnten sich kaum an die Männer erinnern, als sie später von der Polizei befragt worden waren.
Die Wagentüren hämmerten zu, das Fahrzeug bekam einen regelrechten Stoß, als es gestartet wurde, raste die Straße entlang und verschwand hinter der nächsten Ecke.
Erst jetzt entfernten drei Bankräuber ihre Schals, der Fahrer hatte keinen getragen. Er schaute nach links und sah Schweiß auf dem Gesicht seines Kumpans.
»Schiefgegangen?«
»Es gab zumindest einen Toten.«
»Das ist schlecht. Und der Stab?«
»Wurde eingesetzt.«
Weitere Erklärungen gab der Mann nicht ab. Er dachte daran, daß er etwas falsch gemacht hatte.
Dabei hatten sie nur vorgehabt, den Stab zu testen und gleichzeitig noch eine Summe abzukassieren.
Nur war der Rest nicht so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten, und viel schwappte auch nicht im Leinensack.
Das Fahrzeug war zu auffällig, deshalb rollten sie in ein Parkhaus, wo sie den Wagen wechselten.
Ein schwarzer Opel Omega stand ihnen zur Verfügung. Der Volvo blieb zurück, und sie zogen auch ihre dunkle Kleidung aus, die sie aber mitnahmen und in den Leinensack gesteckt hatten.
»Wohin?«
»Zu ihm.«
Der Fahrer nickte. Er wußte Bescheid. Sie hatten es zuvor besprochen und würden sich durch nichts davon abhalten lassen. Nun mußte sich ihre Taktik bewähren.
In der Nacht hatten sie mit einem ihrer »Vettern« gesprochen. Die Warnung stand. Machte er nicht freiwillig mit, würden sie ihn eiskalt umbringen.
Im normalen Tempo rollten sie durch London. Durch nichts wollten sie auffallen.
Aber sie waren da, sie hatten die ersten Hürden genommen, und nur das zählte…
***
Suko konnte sich selbst nicht mehr riechen. Der Gestank der vergangenen Nacht hing in seiner Kleidung. Das Kanalwasser hatte Kloakenqualität, und Reste davon klebten als krümeliger Schlamm an seinen Klamotten.
Als Kleidung sah er es nicht mehr an, und selbst sein heißgeliebter BMW hatte diesen widerlichen Geruch angenommen.
Aber diese Probleme waren klein im Gegensatz zu dem einzig großen, dem Diebstahl des Stabs.
Wenn Suko ehrlich gegen sich selbst war, dann mußte er zugeben, daß es hatte einmal so kommen müssen. Diese Waffe war mächtig und für seine Gegner einfach zu interessant, als daß sie davon hätten ihre Finger lassen können. Wer sie beherrschte und zur richtigen Zeit einsetzte, der konnte zu einem kleinen König aufsteigen.
Suko rechnete auch damit, daß sich die Bande der Triaden möglicherweise nicht nur auf ihre Waffen verlassen würde, wenn sie die Stadt unter ihre Kontrolle brachten. Sie erinnerten sich bestimmt auch an die magische Vergangenheit ihrer Heimat, denn da schlummerten Kräfte, die erst noch geweckt werden mußten. Dunkle Mächte, die Jahrtausende überlebt hatten, nicht grundlos zählte die chinesische Kultur zu einer der ältesten der Welt.
Ihn schauderte, wenn er daran dachte, denn das hatte der Erfinder des Stabs - Buddha - sicherlich nicht gewollt. Und Suko schämte sich in seinem Namen.
Wie immer war London ziemlich verstopft. Zwar herrschte kaum Berufsverkehr, trotzdem kam er nur stockend voran. Kleine Staus und rote Ampeln hielten ihn
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