0673 - Angelique, die Vampirin
Computer konnte die Verbindung nicht wiederherstellen, weil er die Rufnummer des Anruf enden wohl angezeigt, nicht aber gespeichert hatte. Und genau nach dieser Nummer hatte Nicole Zamorra noch fragen wollen, weil sie doch wissen wollte, wie sie ihn ihrerseits erreichen konnte, nur hatte Zamorra zu schnell aufgelegt.
»Müssen wir beim nächsten Programm-Update unbedingt ändern und verbessern«, murmelte sie. »Eine automatische Speicherung der Anrufer-Nummer… Warum zum Teufel hat Hawk, als er uns dieses Supersystem installierte, so eine Speicher-Routine nicht schon von sich aus geschrieben? So was gibt's doch schon längst in viel primitiveren Anlagen…«
Dann zuckte sie mit den Schultern. Sie brauchte ihn ja nicht unbedingt anzurufen. Sie brauchte nur in den Château-Keller zu gehen, die Regenbogenblumen zu benutzen, und befand sich im nächsten Moment bereits in Baton Rouge. Bloß hatte Zamorra den Schlüssel für die Sicherheitsumzäunung im Hinterhof des Mietshauses bei sich…
»Dann eben nicht«, murmelte sie und wollte gerade das Zimmer in Richtung Bad verlassen, als sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn schlug.
Es gab eine Möglichkeit, Angelique zu helfen und vom Vampirkeim zu befreien - sobald sie erst einmal wieder gefunden worden war!
Nicole war doch selbst einmal Vampirin gewesen!
Für kurze Zeit nur, als sie in die Gewalt des MÄCHTIGEN Coron geraten war und dieser sie im Zuge eines Experiments mit dem Blutsauger-Keim infiziert hatte! Damals hatte sie sich lange genug gegen den Drang, Menschenblut trinken zu müssen, wehren können, war in die Einsamkeit geflohen, um andere Menschen nicht anzufallen und war dabei im brasilianischen Regenwald auf die Waldhexe Silvana gestoßen!
Silvana hatte ihr geholfen…
Würde Silvana nicht auch Angelique helfen können?
Bedenken, Silvana nicht wiederzufinden, weil die damaligen Ereignisse rund zehn Jahre zurücklagen, wischte sie beiseite. Es kam auf einen Versuch an. Nur brauchte sie dabei Unterstützung.
Sie kehrte vor das Visofon zurück. Diesmal benutzte sie nicht die Sprachsteuerung, sondern die Tastatur, die ihr nebst Monitor auch Zugriff auf die drei parallelgeschalteten Rechner in Zamorras Arbeitszimmer ermöglichten, wenn sich das als nötig erwies. In jedem bewohnten Zimmer des Châteaus gab es diese Zugriffsmöglichkeiten.
Die Telefonnummer, die sie anwählen wollte, hatte sie nicht auswendig im Kopf, weil sie sie schon lange nicht mehr selbst benutzt hatte. Sie ließ den Computer wählen.
Und ein Telefon, das in Wirklichkeit gar keinen Anschluß besaß, begann in einer kleinen Blockhütte auf der wälischen Insel Anglesy zu klingeln.
***
Angelique zuckte zusammen, als die Dämonenfürstin neben ihr auftauchte. Die verletzten Schwingen waren auf ihrem Rücken zusammengefaltet, aber die Hörner ragten hoch aus ihrer Stirn empor. »Gut gemacht«, sagte Stygia. »Aber noch nicht gut genug.«
»Ich habe getan, was du wolltest«, erwiderte Angelique.
»Es ist noch nicht endgültig getan. Du wirst noch einmal von seinem Blut trinken müssen. Es war nicht genug.«
»Doch, es war genug!« schrie die Kreolin auf. »Es war mehr als genug! Ich kann nicht mehr… nicht mehr davon…«
»Dich dürstet«, sagte Stygia lockend.
Angelique schüttelte sich. Ihr war kalt. Sie wünschte sich, das Blut in ihren Adern würde zu Eis und ihr ganzer Körper gefrieren und zu unzähligen kleinen Splittern zerspringen, wenn sie dann tot zu Boden stürzte.
Es gab Möglichkeiten für sie, zu überlebten. Schmerzhafte Möglichkeiten. Sie konnte Tierblut trinken. Das half für kurze Zeit, bis der Drang wiederkehrte. Sie konnte sich von den Menschen fernhalten, um sie nicht beißen zu müssen. Sie ahnte zwar, daß sie die Schwelle bereits überschritten hatte, aber sie hoffte immer noch, und sie wollte auch nicht noch mehr Menschen mit sich in den Untergang reißen.
Aber sie würde es tun müssen.
Sie konnte Stygia doch nicht im Stich lassen. Sie mußte der Dämonin doch jeden Wunsch erfüllen. Sie war doch ihre beste Freundin!
Augen, die wie Kohle glühten, sahen Angelique an. Der Blick schien sich in ihr Bewußtsein zu brennen, in ihr Denken und Empfinden. Sie mußte noch einmal zu ihrem Feind, mußte vollenden, was sie begonnen hatte.
Langsam nickte sie.
»Wo ist er jetzt?« fragte sie.
»Auf dem Weg zu einem Hospital. Du mußt vorsichtig sein, denn er verfügt über enorme Macht, und vielleicht hat ihn dein Biß in gewisser Hinsicht sogar noch
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