0673 - Angelique, die Vampirin
Übersinnlichen winkte ab.
»Du bist neuerdings sehr schnell mit der Kanone zur Hand«, sagte er stirnrunzelnd. »Früher warst du anders. Da hast du Waffen nicht einmal angerührt.«
»Damals hatte ich auch noch keinen Grund, sie zu benutzen, und ich hatte keine Feinde. Keine wirklichen«, schränkte er ein. »Aber jetzt habe ich sie, und sie sind keine Menschen. Wenn ich schieße, dann nur auf Dämonen…«
Er sah Zamorra an.. »Laß mich einfach nur in Ruhe, Mann«, sagte er. »Das ist alles, was ich will.«
»Du willst, daß Angelique gerettet wird«, sagte Zamorra.
»Ich glaube nicht mehr, daß es noch gelingt. Es ist schon zu lange her. Irgendwann wird der Blutdurst übermächtig. Sie hat schon Asmodis gebissen. Sie wird auch Menschen beißen oder hat es schon getan. Damit trägt sie den Keim nicht nur weiter, sondern festigt -ihn auch in sich selbst. Sie ist verloren.«
»Also wirst du auch auf sie schießen«, sagte Zamorra kalt. »Oder ihr einen Eichenpflock ins Herz rammen.«
»Ich wünschte, ich müßte das nicht tun«, sagte Cascal wütend. »Glaubst du, mir macht das alles Spaß?«
Zamorra schüttelte den Kopf. Das glaubte er ganz gewiß nicht. Er sah und fühlte, wie Yves Cascal unter der Vorstellung litt. Er hatte schon seinen Bruder Maurice verloren, als Lucifuge Rofocale ihn ermordet hatte, und jetzt war Angelique das nächste Opfer. Und das alles zehrte an einem Mann, der seit dem Tod der Eltern schon als Jugendlicher versucht hatte, seine beiden Geschwister irgendwie zu ernähren und zu versorgen.
Zamorra ließ sich auf dem zweiten Stuhl nieder. »Wir sollten in Ruhe überlegen, wie wir vorgehen. Übereiltes Handeln schadet nur. Wir müssen Angelique zunächst einmal wiederfinden…«
»Und wir müssen Morano finden und pfählen«, unterbrach Yves.
Zamorra verdrehte die Augen. »Eines nach dem anderen«, sagte er. »Außerdem haben mit Tan Morano auch andere Leute noch eine Rechnung offen. Nicole zum Beispiel, und ich. Wir sind noch vor dir dran. Wenn du Morano umbringen willst, mußt du dich ganz hinten an der Warteschlange anstellen. Also mal zur Sache: Wohin, denkst du, könnte Angelique sich gewandt haben?«
Yves zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich kenne diese Stadt wie meine Hosentasche, und ich habe schon vorher alles abgesucht, um dann festzustellen, daß sie mit Morano nach Texas geflüchtet war. Vielleicht ist sie ja jetzt wieder dorthin zurückgekehrt. Wenn dein sauberer Freund Asmodis uns helfen würde, hätten wir bessere Chancen, sie wieder aufzuspüren. Aber der hat es ja vorgezogen, einfach zu verschwinden, dieser Halunke. Beim nächsten Mal jage ich ihm doch eine Pyro-Kugel in den Wanst.«
»Dann könnte er uns erst recht nicht mehr helfen.«
»Er will es ja auch gar nicht«, knurrte Cascal. »Er hat uns ausgenutzt und Versprechungen gemacht. Und als wir ihm geholfen hatten, ist er verschwunden.« Der dunkelhäutige Dämonenjäger ballte die Fäuste.
Zamorra seufzte. Es hatte keinen Sinn, jetzt gemeinsam mit Yves Cascal Pläne zu schmieden. Der Mann war außer sich vor Zorn und viel zu aufgeregt, um klar denken zu können. Er mußte sich erst einmal wieder beruhigen. Momentan war er in seinem Zorn auf Sid Amos alias Asmodis gefangen, den früheren Fürsten der Finsternis.
Dabei war die Grundidee erstklassig gewesen.
Sid Amos hatte mit Zamorras und Ombres Hilfe herausfinden wollen, ob sein Sohn Robert Tendyke das Antarktis-Fiasko um die Erweckung von Amun-Re überlebt haben konnte oder nicht. Dazu hatten sie die Zeitschau von Zamorras Amulett benutzt. Um diese aber entsprechend zu verstärken, wurden zwei weitere Amulette hinzugeschaltet, das von Ombre alias Yves Cascal, und das von Sid Amos. Wie das genau bewerkstelligt worden war, konnte Zamorra sich nicht erklären - in diesem Fall hatte Amos mehr über die vom Zauberer Merlin geschaffenen Amulette gewußt als Zamorra.
Amos hatte versprochen, anschließend mitzuhelfen, nach Angelique Cascal zu suchen - ebenfalls mit der durch alle drei Amulette verstärkten Zeitschau, die normalerweise bei etwa 24 Stunden in der Vergangenheit durch den Aufwand an magischer und psychischer Energie den Benutzer an den Rand des Todes durch Erschöpfung brachte. Dadurch, daß nun die Amulette Nr. 6 und Nr. 5 dem siebten, über das Zamorra verfügte, einen ungeheuren Energieschub lieferten und die Kraft nicht nur addierten, sondern potenzierten, war es möglich gewesen, weit tiefer in die Vergangenheit
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