0673 - Raumschiff Erde
Zeitpunkt zu erzeugen. Das bedeutete, daß der Feind nun ins Sonnensystem vorstoßen und es, wenn ihm der Widerstand zu heftig wurde, auch wieder verlassen konnte, ohne daß wir es wagen durften, ihm zu folgen. Was das für unsere Defensivstrategie bedeutete, ließ sich vorerst noch nicht absehen.
Ich hatte es plötzlich sehr eilig, wieder nach Hause zu kommen.
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Als die SISTINA auf dem Raumhafen Terrania-City landete, war das Wunder schon geschehen. Die Aufstände derer, die so vehement gegen die geplante Versetzung der Erde und des Mondes protestiert hatten, waren in sich zusammengefallen wie ein Ballon, durch dessen Hülle jemand eine Nadel gesteckt hat.
An einzelnen Stellen, so zum Beispiel in Nordamerika und Europa, hatte sich die Bevölkerung gegen die Protestler erhoben, sie verprügelt und zum Teufel gejagt. Auf der Erde herrschte plötzlich wieder Ruhe. Nur die Radiokom-Kanäle waren bis an den Rand ihrer Kapazität belastet. Millionen, ja sogar Milliarden von Erdenbürgern teilten der Regierung in Terrania-City mit, daß sie mit dem Plan, die Erde und ihre Bewohner durch einen Transmittersprung in Sicherheit zu bringen, voll und ganz einverstanden seien. Die eingehenden Mitteilungen wurden von Computern gesiebt, so daß sichergestellt wurde, daß nicht einer gleich Hunderte solcher Mitteilungen sandte und dadurch das Gesamtbild verfälschte. Danach folgte eine statistische Auswertung, die mit einem Zuversichts-Faktor von 0,998 ergab, daß mehr als 78 Prozent der auf der Erde wohnenden Menschen und etwa 54 Prozent derer, die auf anderen Himmelskörpern des Solsystems lebten, für eine Versetzung der Erde waren. Perry Rhodan zögerte nicht, daraus sofort die Konsequenzen zu ziehen. Das Kabinett, das derzeit nur noch in Sondersitzungen zu tagen schien, beschloß, die Erde zum frühestmöglichen Zeitpunkt in Marsch zusetzen. Ein neuer Fluchtkurs wurde berechnet. Die Berechnung legte fest, daß die Verlangsamung der Erde auf ihrer Umlaufbahn mit genau vorgeschriebenen Werten um 21:37 Uhr noch an diesem Tag zu beginnen habe. Während draußen im Raum, hoch über der Saturnbahn, unsere Zerstörer-Geschwader mit den letzten von Myrianads Eindringlingen aufräumten, wurden auf der Erde die letzten Vorbereitungen für den Start in das große Abenteuer getroffen.
Und all das hatte Myrianad, der Zweite Vesyr der Pariczanischen Flotte zuwege gebracht. Leticrons bisherige Drohungen waren so gut wie nie auf der Erde selbst empfangen worden. Raumschiffsbesatzungen hatten sie den Menschen hinterbracht. Und die Protestler hatten versucht, die Menschen glauben zu machen, solche Drohungen gebe es in Wirklichkeit gar nicht. Die Regierung habe sie erfunden und die Besatzungen der Raumschiffe dazu gezwungen, sie der Menschheit zu hinterbringen. In Wirklichkeit jedoch sei Leticron nicht einmal halb so schlimm, wie „die Eierköpfe" von Terrania-City die Menschen glauben machen wollten.
Mit dieser Legende hatte Myrianad ein für allemal aufgeräumt.
Seine mit überhoher Sendeleistung ausgestrahlte Ansprache war von den Empfängern des irdischen Nachrichtennetzes aufgenommen und über die Milliarden von Bildgeräten, die es auf der Erde gab, übertragen worden. Sozusagen aus erster Hand hatten die Bewohner der Erde erfahren, was ihnen bevorstand, wenn es Leticron gelang, mit seiner gesamten Flotte ins Innere des Antitemporalen Gezeitenfelds einzudringen. Auf diese Weise waren sie brutal zu der Erkenntnis gebracht worden, daß es für die Menschheit keinen anderen Ausweg mehr gab als nur die Flucht.
Diese Wirkung hatte Myrianad sicher nicht beabsichtigt. Und wenn es der Zufall wollte, daß er meinen Nachstellungen entging und die Flucht der Erde überlebte, dann würde er noch oft genug Gelegenheit haben, sich wegen seines überheblichen dummdreisten Vorgehens einen Narren zu schimpfen.
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Nach der Kabinettssitzung, auf der den verantwortlichen Organen der Befehl gegeben wurde, die Erde in Marsch zu setzen, hatte sich eine längere Unterredung mit Perry Rhodan.
Es war einige Zeit her, seitdem wir das letzte Mal unter vier Augen miteinander gesprochen hatten. Die gefährlichen Ereignisse der vergangenen Tage hatten Spuren an ihm hinterlassen. Er wirkte ungewöhnlich ernst, fast bitter, und seine Augen hatten einen harten Glanz. Das Lächeln, mit dem er mich begrüßte, wirkte gekünstelt. Ich sah ihm an, daß er seit Tagen das Schlafbedürfnis seines Körpers durch Drogen überbrückt hatte.
„Von jetzt an
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