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0673 - Raumschiff Erde

Titel: 0673 - Raumschiff Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Öffentlichkeit an jeder Phase des Abenteuers unmittelbar teilnehmen konnte.
    Der Kontrollraum selbst war ein Oval von etwa dreißig Metern Länge und zehn Metern Durchmesser. An den Wänden entlang standen die hufeisenförmigen Konsolen der Leute, von denen jeder eine bestimmte Funktion des Unternehmens zu überwachen hatte. In der Mitte des Raumes erhob sich ein Schalttisch von der Form eines Siebenachtelkreises mit nur einem schmalen Durchschlupf, durch den das Innere der Anlage betreten werden konnte. Dieser Schalttisch blieb dem Leiter des Unternehmens vorbehalten, und der war, wie alle Welt wußte, ich.
    In einer Höhe von acht Metern beginnend, umgab eine terrassenförmig ansteigende Zuschauertribüne das Schaltzentrum. Es gab insgesamt dreihundert Sitze, und sie waren alle besetzt. Zugelassen waren Reporter der öffentlichen und privaten Nachrichtenagenturen. Wir hatten jeden Mann, jede Frau, bevor wir die Zulassung genehmigten, einer genauen Prüfung unterzogen. Denn schließlich vollzog sich das Schauspiel, dessen Zeugen sie sein wollten, im innersten Bereich des Kommandozentrums des Solaren Imperiums. Eine besondere Transmitterstrecke war eingerichtet worden, die von der Außenwelt bis direkt vor die Tür des Schaltraums führte. In den angrenzenden Gängen kontrollierten Kampfroboter. Es war dafür gesorgt, daß niemand, der keine Berechtigung dazu besaß, andere Räume als das Schaltzentrum betrat.
    Ich verstand durchaus, daß in einer freiheitlichen Gesellschaft die Öffentlichkeit das Recht hatte, bei Unternehmungen wie der bevorstehenden wenigstens mit Hilfe der Mikrophone und Fernsehgeräte Augenzeuge zu sein. Auf der anderen Seite hatte die Administration die Pflicht, der Öffentlichkeit die passive Beteiligung an solchen Vorgängen zu ermöglichen. Ich, ganz privat, hätte mich jedoch ohne die Reporter, die dauernd miteinander oder auf ihre Recorder sprachen und auch sonst sich jede erdenkliche Mühe gaben, möglichst viel Geräusch zu erzeugen, wesentlich wohler gefühlt. Was hatten wir der Menschheit eigentlich vorzuführen? Wir waren es doch gar nicht, die die Schaltungen für den Transport der Erde besorgten. Wenn man diese Aufgabe Menschen überlassen hätte, dann wäre es um das weitere Schicksal der Erde und der Menschheit schlimm bestellt gewesen.
    Wenn man es genau betrachtete, so saßen wir hier eigentlich nur, weil die Menschen an ihren Bildempfängern hier Leute sitzen zu sehen erwarteten. Das Zeitalter der Elektronik hatte vor fünfzehnhundert Jahren begonnen, aber noch immer erwarteten die Menschen, daß da jederzeit Kontrolleure anwesend seien, die ein scharfes Auge auf das Funktionieren der Elektronik hatten und die Computer, die die Aufgaben eigentlich bewältigten, behutsam bei der Hand führten. Wir dagegen, die wir unten im Oval hinter unseren Konsolen saßen, wußten, daß in wenigen Minuten die Entscheidung über Leben oder Tod der Menschheit in die positronischen Schaltkreise der Rechner gelegt werden würden - ohne daß wir, die Menschen, von da an noch eine Möglichkeit hatten, den Ablauf der Dinge entscheidend zu beeinflussen.
    Die Entscheidungen waren alle schon getroffen worden - damals, als wir die Programme entwickelten, nach denen die Rechner vorzugehen hatten. Jetzt blieb uns nur noch übrig zu glauben, daß die Programme richtig waren, daß sie das tun würden, was wir von ihnen erwarteten. Sie waren ausgetestet - gründlicher ausgetestet als je zuvor eine Serie von Programmen.
    Aber wer jemals mit Rechnern zu tun hatte, der weiß, daß selbst der sorgfältigste Test vor peinlichen Überraschungen mitunter nicht bewahrt. Und so saßen wir denn hier aus keinem anderen Anlaß als dem, daß wir erfahren wollten, wie gut unsere Programmierung sich bewährte. Davon jedoch wollten die Reporter nichts hören. Sie schilderten uns der atemlos lauschenden Menschheit als die Leute, die durch das Geschick ihrer Finger eine Welt in Gang setzten. Wir waren die Herren, an denen das Schicksal der Menschheit hing. So wollte die Welt uns sehen - und so bekam sie uns gezeigt.
    Die Digitalanzeige des Chronometers klickte auf 21:36 Uhr. Ein Minutenlaufwerk schaltete sich selbsttätig ein und maß die verstreichenden Sekunden.
    „Sind alle Schaltelemente einsatzbereit?" fragte ich laut und deutlich.
    (Bitte, sprechen Sie recht laut und deutlich, daß man Sie auch hören kann, hatten die Reporter gebeten. Und nennen Sie die Konsolen nicht Konsolen, sondern Schaltelemente. Das klingt

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