0674 - Der Wald des Teufels
Gesicht wich. Wenn Ahrens wollte, konnte er ihn jetzt verhaften. Es gab genügend Anhaltspunkte für ein Verbrechen.
Der Kriminalbeamte sah ihn an. »Ich weiß, was Sie beruflich machen, Zamorra, und solche Spinner wie Sie können wir hier nicht gebrauchen. Der Fall ist gelöst, der Täter gefaßt. Sie können also ruhig wieder nach Frankreich fahren, am besten noch heute. Ansonsten erwarte ich Sie morgen früh um zehn Uhr auf der Wache - mit Ihrer Begleiterin. Au revoir. «
Ahrens machte sich nicht die Mühe, die Antwort des Parapsychologen abzuwarten, sondern drehte sich wortlos um und stieg in seinen Mercedes. Meyer zwinkerte Zamorra grinsend zu, verschwand ebenfalls im Wagen und fuhr mit durchdrehenden Reifen zum Ausgang der Baustelle.
Zamorra blieb in der Staubwolke, die von den Reifen aufgewirbelt wurde, zurück und lehnte sich schwer gegen den Mietwagen.
Ach du Scheiße, dachte er frustriert, das hat mir gerade noch gefehlt.
Ahrens hatte ihm ein klares Ultimatum gestellt.
Zamorra sah auf die Uhr. Ihm blieben noch knapp achtzehn Stunden, um das Rätsel zu lösen und der Polizei Nicole zu präsentieren. Das hieß, er hatte nicht mehr genug Zeit, um seinen Verdacht zu überprüfen. Er mußte handeln.
»Nicht Ihr Tag heute, was?« sagte Therborn in diesem Moment aus dem LKW.
Zamorra sah zu ihm hoch und lächelte gequält. »Das kann man wohl sagen.«
Er straffte sich und stieg in den Wagen. »Aber der Tag ist noch nicht vorbei«, sagte er zu sich selbst. Es gab nur noch eine Person, die ihm helfen konnte - ob sie wollte oder nicht…
***
Frank Therborn sah dem BMW nach und startete den Laster.
Ahrens schien ein großes Interesse daran zu haben, daß der Professor aus der Stadt verschwand und fühlte sich dabei so sicher, daß ihn die Anwesenheit der beiden Waldarbeiter nicht im geringsten gestört hatte. Zamorra machte allerdings nicht den Eindruck, als ließe er sich leicht einschüchtern. Und das machte ihn sympathisch.
»Er hat den schwarzen Mann gesehen«, sagte Bernd neben ihm düster.
Frank nickte. »Vielleicht hast du recht.«
Der ältere Mann sah überrascht auf. »Meinst du das ernst?«
Vorhin hatte Frank ihn doch noch ausgelacht…!
»Keine Ahnung… Ich weiß nur, daß wir irgendwas unternehmen müssen. Für Robbie und gegen diesen Bullen.«
Wahrmann holte tief Luft. »Mach keinen Scheiß, Frank. Du hast gehört, was Bender gesagt hat. Wir werden unseren Job verlieren, wenn wir uns mit dem anlegen.«
Therborn wußte, daß sein Kollege recht hatte. Aber er wußte auch noch etwas anderes, nämlich, daß die stille Wut, die sich langsam in ihm aufbaute, nicht einfach verschwinden würde. Er war es leid, sich jedes Mal zu ducken, wenn Leute wie Ahrens oder Bender nach ihm schlugen. Die Zeit war gekommen, ihnen zu zeigen, daß sie nicht jeden einschüchtern oder kaufen konnten. Nur hatte er leider keine Ahnung, wie er ihnen das klar machen sollte.
Franks Gedanken stockten, als er zum Straßenrand sah und Ahrens' Mercedes entdeckte, der unmittelbar hinter einem flaschengrünen Jaguar stand - dem Wagen des Bürgermeisters. Ahrens und Bender standen daneben und schienen sich freundschaftlich zu unterhalten.
»Sieh mal einer an…«, sagte Wahrmann, als der Lastwagen an den beiden Männern vorbeiführ. »Die kennen sich also.«
Frank seufzte. »Ich würde zu gerne wissen, worüber die gerade reden.«
***
Nicole Duval hätte es ihm sagen können, denn sie stand nur wenige Zentimeter neben den beiden. Sie war kurz vor Zamorra an der Baustelle angelangt und hatte die Drohungen, die Ahrens ihm gegenüber aussprach, mitgehört.
Ihr Gefährte war in eine schwierige Lage geraten. Es gab viele Fragen und nur eine Person, die möglicherweise die Antworten kannte: Ludmilla. Deshalb war es nur logisch, daß Zamorra zu ihr fahren würde, als er die Baustelle verließ. Nicole war ihm gefolgt und so auf die Männer am Straßenrand gestoßen. Sie schienen sich zufällig getroffen zu haben, und aus ihrem Gespräch schloß Nicole, daß sie sich gerade erst kennenlernten.
»…gab ein Problem mit einem französischen Parapsychologen«, sagte Ahrens gerade. »Ich habe ihm das Verschwinden seiner Freundin angehängt und ihm gesagt, er solle abhauen. Mittlerweile ist er vermutlich schon fast in Paris.«
Die beiden lachten.
Nicole ballte die Hände zu Fäusten und wünschte sich, nur für zehn Sekunden wieder stojflich zu sein.
»Ich denke, es gibt eine Möglichkeit, unser Problem zu lösen«, wechselte
Weitere Kostenlose Bücher