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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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standen der Magier und seine Gefährtin, die ebenfalls über die Macht verfügten, ihn zu töten. Wenn er dèn Dingen einfach ihren Lauf ließ, war zumindest der Magier aus dem Spiel und der Geist konnte mit einer Sorge weniger in den Wald zurückkehren.
    Aber will ich das? fragte er sich unsicher. Will ich zurück in mein Gefängnis?
    Sein feines Gehör nahm in der Ferne das Geräusch einer Sirene wahr.
    Sie kamen, um den Magier zu holen. Der Geist mußte seine Entscheidung fällen. Risiko und Hoffnung standen gegen Sicherheit und Hoffnungslosigkeit .
    In dem Moment begriff das Wesen, daß es die Entscheidung schon längst getroffen hatte. Es hatte sie gefällt, als es den Wald verlassen hatte, um der Frau zu folgen. Jetzt gab es keinen anderen Weg mehr.
    Der Naturgeist materialisierte sich.
    ***
    Nicole wich zurück, als das Wesen plötzlich aus dem Nichts heraus vor ihr auftauchte. Sie erkannte es als den Schatten wieder, den sie im Wald bekämpft hatte. Und getroffen hatte, stellte sie zufrieden fest, als sie das kreisrunde Loch in einem seiner Flügel sah. Jetzt schien es seine Angriffslust jedoch verloren zu haben, denn es stand ruhig vor Nicole.
    Es sieht aus wie ein großer, geflügelter Pavian, dachte sie.
    »Ich helfe dir, wenn du mir hilfst«, sagte der Geist mit einem Blick auf Zamorra.
    Nicole sah ihn mißtrauisch an. »Wie soll ich das verstehen? Wobei soll ich dir helfen?«
    »Bei der Lösung eines Problems.«
    Jetzt konnte auch die Dämonenjägerin die Sirene hören. In einigen Minuten würde die Polizei vor der Tür stehen. Nicole lief die Zeit davon, und das Wesen schien das genau zu wissen. Es hätte zu jedem beliebigen Zeitpunkt auftauchen können, aber es hatte auf den Moment gewartet, an dem Nicole auf seine Hilfe angewiesen war.
    Außer sie drehte den Spieß um…
    »Sag mir, worum es geht und ich überlege es mir. Aber zuerst mußt du mir helfen.«
    Das Wesen stellte die spitzen Ohren auf und lauschte der Sirene.
    »Sie kommen, um den Magier zu holen«, sagte es. »Du hast nicht die Zeit, mit mir zu verhandeln. Hilfst du mir, ja oder nein?«
    Magier, dachte Nicole. Damit war wohl Zamorra gemeint.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ohne den Magier kann ich dir nicht helfen. Wenn sie ihn mitnehmen, ist es also auch dein Verlust.«
    Nicole blieb ruhig vor dem Wesen stehen. Innerlich zerriß sie die Anspannung fast. Wäre Nicole in ihrem Körper gewesen, hätte ihr das Herz bis zum Hals geschlagen.
    Aber auch so hatte sie Mühe, ihre Unruhe zu verbergen. Es war wie bei einem Pokerspiel. Wer von ihnen hatte die besseren Karten? Wer bluffte den anderen perfekter aus?
    Die Sirene wurde lauter.
    Die Krallen des Wesens gruben sich tief in den Teppich.
    »Wirst du mir helfen?« knurrte es erneut.
    »Hilf mir zuerst.«
    Sie drehten sich im Kreis. Es kam zu keiner Entscheidung. Keiner wollte nachgeben.
    Nicole sah, wie das Wesen unruhig wurde. Sein langer Schweif schlug nervös hin und her, die Ohren zuckten und sein Blick glitt immer wieder zur Tür, als erwarte es jeden Moment, den ersten Polizisten zu sehen.
    Mit einem heftigen Schlag seiner Flügel erhob sich der Geist in die Luft. Er starrte Nicole wütend an, wandte sich dann dem Dämonenjäger zu und zischte ein paar unverständliche Worte.
    Im nächsten Moment war das Wesen verschwunden.
    ***
    Zamorra setzte sich mit einem Ruck auf. Neben ihm polterte etwas auf den Boden.
    Für einige Sekunden blieb er desorientiert sitzen. Es war nicht das erste Mal, daß ihn jemand niedergeschlagen hatte, und der Zustand, in dem man danach erwachte, war immer der gleiche: rasende Kopfschmerzen, Schwindel und das Gefühl, irgendwie neben sich zu stehen.
    Dieses Mal war es allerdings anders. Er fühlte sich gut, als sei er nach einem achtstündigen Schlaf aufgewacht und nicht nach einem heftigen Schlag auf den Kopf.
    Zamorra tastete vorsichtig nach der Stelle, wo er getroffen worden war. Keine Beule, kein Blut, nur ein seltsames Geräusch in seinen Ohren, das immer lauter wurde. Wie eine Sirene…
    Sirene?
    Zamorra zuckte zusammen und nahm seine Umgebung plötzlich wie in einer Serie von Fotos wahr.
    Das verwüstete Zimmer.
    Die Pistole neben seiner Hand.
    Ludmillas Leiche.
    Der Dämonenjäger schluckte, als er in ihre gebrochenen Augen sah. Er konnte ihr nicht mehr helfen.
    Aber verhaften lassen konnte er sich auch nicht.
    Ihm wurde klar, daß sie ihm eine Falle gestellt hatten. Während Bender Ludmilla unter Druck setzte, hatte sich ein anderer Mann, mit ziemlicher

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