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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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nicht im Stich gelassen.«
    Er sah an ihrem erstaunten Blick, daß sie nicht verstand, wovon die Rede war - sein Fehler. Er erklärte ihr kurz, was dieses Amulett überhaupt darstellte, ohne dabei zuviel zu verraten; vor allem wollte er keine Begehrlichkeit wecken.
    Ludmilla senkte den Blick. »Es tut mir leid, Zamorra. Ich wollte weder Sie noch Mademoiselle Duval in Gefahr bringen. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, müssen Sie es nur sagen.«
    »Das können Sie. Irgendwo in diesem Wald muß es einen besonderen Ort geben, einen Platz, aus dem der Geist seine Kraft schöpft. Ein allein stehender Felsen, ein Wasserfall, vielleicht ein besonderer Baum… irgend etwas in der Art. Ich muß diesen Ort finden und ihn magisch abriegeln. Dann habe ich eine Chance, diesen Geist zu besiegen.«
    Und Nicole und die anderen Opfer zu befreien, dachte er.
    Vielleicht gab es davon noch viel mehr. Wenn Erwachsene verschwanden, war das höchstens eine kleine Zeitungsmeldung und eine Zahl in der Statistik; jedes Jahr verschwanden genug Menschen, die »nur mal eben zum Zigarettenholen« gegangen waren. Manche gerieten in Weltentore und fanden den Weg zurück nicht mehr. Anderen stießen schlimmere Dinge zu.
    Aber wenn es Kinder betraf, reagierten Öffentlichkeit und Medien weitaus stärker. Dann wurden Beschützerinstinkte geweckt.
    Und das nicht ganz zu Unrecht…
    Die Russin blieb einen Moment nachdenklich stehen. Sie ging zu einem der zahlreichen Regale, murmelte etwas und schüttelte den Kopf. Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch und zog einen eng beschriebenen Block unter einigen Büchern hervor.
    »Da gibt es einen solchen Ort«, sagte sie schließlich. »Ein Pfarrer aus dem 15. Jahrhundert erwähnte etwas in seinem Tagebuch. Ich habe es leider nur als Abschrift in kyrillischen Buchstaben.«
    Das störte Zamorra wenig; er sprach russisch, und logischerweise konnte er daher auch die kyrillische Schrift lesen. Ludmilla fuhr fort: »Wenn ich mich richtig erinnere, wollte dieser Pfarrer dem Spuk durch einen Exorzismus ein Ende bereiten. Er ging in den Wald und verschwand. Vier Tage später fand ihn ein Bauer in seiner Scheune. Der arme Mann wußte nicht, wie er dorthin gekommen war und konnte sich nur noch an eine Ruine im Wald erinnern. Sonst wußte er nichts mehr.«
    Zamorra war enttäuscht. »Eine Ruine? Das ist wohl kaum der Platz, an dem ein Naturgeist Kräfte sammeln würde.«
    Ludmilla hob die Schultern. »Es ist der einzige besondere Ort, der mir in meinen Studien begegnet ist. Sie können den Block gerne mitnehmen. Der Pfarrer beschreibt seinen Weg sehr genau, und es hat sich ja seitdem kaum etwas dort geändert. Vielleicht…«
    Es klingelte. Die Russin unterbrach sich.
    »Entschuldigen Sie«, bat sie Zamorra und ging in den Flur. Der Parapsychologe runzelte die Stirn. Er erinnerte sich an Nicoles Bemerkung, Ludmilla bekäme wohl wenig Besuch. Und jetzt tauchte ein Besucher genau zu dem Zeitpunkt auf, wo er Informationen von ihr brauchte. Seltsamer Zufall.
    Zamorra steckte die linke Hand in die Jackentasche und schloß sie um den Dhyarra-Kristall.
    Er hatte den BMW leichtsinnigerweise direkt vor der Tür geparkt. Wenn der Besucher wirklich Ahrens war, wie er plötzlich befürchtete, hatte der den Wagen natürlich gesehen und sich vermutlich vorbereitet.
    Zamorra hörte Stimmen im Flur, und dann betrat Ludmilla wieder das Wohnzimmer. Sie sah nicht glücklich aus, im Gegensatz zu dem künstlich gut aussehenden Mann, der hinter ihr ins Zimmer kam. Der Dämonenjäger erkannte ihn wieder. Er hatte ihn auf dem Weg ins Dorf am Straßenrand mit Ahrens reden sehen.
    Der Mann lächelte breit, als er Zamorra sah. »Oh, entschuldige, Ludmilla, ich sehe, du hast Besuch.«
    Er streckte dem Dämonenjäger eine braungebrannte Hand entgegen. »Mein Name ist Harry Bender. Ich bin der Bürgermeister von Fürstenwald. Sie müssen Zamorra sein.«
    Der Dämonenjäger schüttelte Benders Hand. »Mein Besuch scheint sich ja schnell herumzusprechen.«
    Der Bürgermeister lachte. »Ich weiß eben gerne, was in meinem kleinen Reich vor sich geht, Professor.«
    Sein Händedruck war recht lasch gewesen. Mithin wenig Sympathie ausdrückend, eher Ablehnung oder zumindest Reserviertheit. Es gab nur wenige Menschen, die sich hierbei verstellen konnten.
    Bender drehte sich wieder der Russin zu. »Ludmilla, meine Liebe, ich bin gleich wieder weg. Ich wollte mir nur das Buch leihen, das du mir versprochen hattest.«
    Die alte Frau zögerte

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